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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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passiert hatte, waren ziemlich heruntergekommen gewesen, und ihr altes Mauerwerk hatte gebröckelt wie in Villjamur, doch da und dort hatte es schicke Abschnitte mit in die Wand eingesetzten Edelsteinen gegeben, auch wenn es sich dabei durchweg um pompöse Geschmacklosigkeiten handelte. Und doch gefielen sie ihm: Sie waren so schlecht, dass sie schon wieder gut waren.
    Als sie endlich auf den Kommandeur stießen, war Jeryd erfreut, dem alten Dawnirgeschöpf Jurro zu begegnen, das er noch in Villjamur besucht hatte. Jurro war sicher einen Meter größer als Jeryd, und dichtes braunes Haar bedeckte seinen nackten Leib; nur um die Lenden hatte er ein Tuch geschlungen. Zwei große schwarze Augen blickten ohne jedes Blinzeln auf den Besucher herab. Sie lagen über armlangen Hauern, die das Zahnfleisch sehen ließen, in einem schmalen, ziegenartigen Kopf, und Jurro als einschüchternd zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen. Doch Jeryd hatte keine Angst vor diesem Geschöpf, das einen Bücherstapel in Händen hielt, mit dem es einen Menschen hätte erschlagen können.
    »Ah, der Herr Ermittler!«, polterte Jurro. »Was führt Euch hierher?«
    »Sele von Jamur –«
    »Urtica – es muss inzwischen › Sele von Urtica‹ heißen«, berichtigte Brynd und lächelte in sich hinein.
    »Sele von Urtica«, setzte Jeryd widerstrebend neu an und fragte Jurro: »Wieso seid Ihr den ganzen Weg bis hierher gereist? Ich dachte, Ihr würdet in Eurer Wohnung in Villjamur versauern.«
    Jurro setzte seine ledergebundenen Bücher auf dem Boden ab, und der Stapel reichte Jeryd bis zur Schulter. »Im Gegenteil, der nette Kommandeur da hat mir erlaubt, endlich mal die Beine zu bewegen, und darum habe ich mich mit ihm in diese Stadt gewagt. Seit Beginn unserer Reise habe ich viel gesehen, aber wenig von dem, worauf ich gehofft hatte. Leider habe ich noch immer nicht den geringsten Hinweis auf meine Herkunft entdeckt. Und Ihr seid wegen des bevorstehenden Krieges hier, nehme ich an?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin gekommen, um den Fall eines vermissten Soldaten zu untersuchen. Wie ich sehe, seid Ihr noch immer ein großer Bücherfreund.«
    »Ich sauge seit so langer Zeit Wissen auf, dass mir das Lesen leichter fällt als das Atmen. Diesmal allerdings hat der Kommandeur mir eine Aufgabe gestellt.«
    Brynd, der neben den beiden stand, räusperte sich. »Ich habe ein paar Männer in die Büchereien der Stadt geschickt – hier sind das kleine, weit verstreute Einrichtungen – , um Jurro mit Bestiarien oder mit Aufzeichnungen zu versorgen, die uns darüber aufklären könnten, worum es sich bei unseren Feinden handelt. Ich selbst habe Bücher über Xenopathologie konsultiert, doch biologisch gibt es kaum systematische Ähnlichkeiten mit diesen fürchterlichen Kreaturen.« Er wies auf den Bücherstapel. »Er war uns bereits eine große Hilfe«, fuhr Brynd fort. »Jurro, dürfte ich mit dem Ermittler ein wenig unter vier Augen reden?«
    »Aber sicher. Ich habe noch viele Seiten zu verdauen.« Jurro nahm den Stapel wieder auf und verschwand gekrümmt aus dem Zimmer.
    Jeryd warf dem Kommandeur einen Seitenblick zu. »Ein komischer Vogel.«
    »Es ist nicht leicht, der Einzige seiner Art zu sein.«
    Da Jeryd sich ein Bild von den Nachtgardisten machen wollte, wurde er einigen der Elitesoldaten vorgestellt. Jeder von ihnen mochte für Hausts Verschwinden verantwortlich sein.
    Zunächst war da Mikill, ein schlanker Mann Ende zwanzig mit langem braunem Haar. Der Kommandeur erklärte, er sei ein hervorragender Schwertkämpfer. Er war mit fünfzehn zu den Dragonern gekommen und hatte es dort bereits mit achtzehn zum Unteroffizier gebracht. Anscheinend hatte er keine große Lust, bei den Saufgelagen der anderen mitzumachen, und wurde dafür von ihnen ständig verspottet; zudem hatte er einen ziemlichen Schlag bei den Frauen, was ihm die älteren Soldaten arg neideten. Brug war ein altgedienter Soldat Mitte vierzig mit Muskelpaketen, glatt rasiertem Kopf und zahlreichen Tätowierungen. Anders als seine jüngeren Kameraden trank er recht gern Wein und hatte ein Faible für Malerei. Jeryd erfuhr, dass er seine Frau vor zwanzig Jahren verloren und nicht neu geheiratet hatte. Der nächste Soldat, Smoke, ein reifer, erfahrener Reiter, der mehr Zeit bei den Pferden als mit seinen Kameraden verbrachte, war Jeryd sofort sympathisch. Seine gegerbte Haut und das kurz geschnittene, da und dort ergraute Haar wiesen ihn als Kind eines Inselstamms aus, und es hieß,

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