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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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sprechen, ließ ihn stets mit einer gewissen Wehmut an die gute, alte Zeit denken, als er einfach den Himmel erforschen, immer höher steigen, immer weiter reisen und endlose Sommer genießen wollte – als es noch Sommer gab, natürlich. Doch schon in jungen Jahren war er für den Dienst als Soldat ausgewählt worden, und die herrlichen Tage, in denen er sich hoch in den unendlichen Himmel geschwungen hatte, waren rasch vorbei gewesen.
    Der Hafen unter ihm war voller alter Flüchtlingsboote, was es den Fischern schwer machte, einen der Kanäle zu befahren, die Port Nostalgia verließen. Überall an Y’irens Nordküste waren in regelmäßigem Abstand Militärposten und Leuchttürme verteilt, falls eine Invasionsflotte ein Stück von Villiren entfernt anlanden sollte. Dragoner waren dort stationiert, die er in ihren schwarzen, braunen und grünen Uniformen nur gerade eben erkannte und die in Dreier- oder Vierergruppen patrouillierten.
    Längere Zeit direkt nach Norden zu fliegen, war unüblich. Normalerweise kontrollierte Gybson auf unbestimmte Zeit die Küste, um festzustellen, ob es Veränderungen im Vorrücken des Eises gab, ob sich noch immer eine Fahrrinne freihalten ließ, und ob der Feind womöglich versuchte, sich mit Schiffen durch diese Fahrrinne zu nähern oder ob diese Okun das Wasser womöglich auf andere Weise überwinden konnten.
    Als Tineag’l endlich in Sicht kam, folgte er erst ein Stück der Küste, dann dem Eis, das sich weit ins Land zog. Nichts schien sich verändert zu haben: Die Dörfer waren noch immer verlassen, die blutigen Spuren verloren sich in der weißen Weite, und da und dort stand ein einsamer Karren.
    Dann stieg er in eine sicherere Höhe auf, da er das Trostlose kannte, das ihn nun erwartete.
    Eine Viertelstunde später tauchten sie auf, diese Okun, und ihre schwarzen Rüstungen stachen vom blendenden Schnee ab. Ihre Zahl hatte stark zugenommen. Schon in diesem ersten Zeltlager, aus dem Rauchfahnen stiegen, hielten sich gut dreitausend auf. Rothäutige Rumel ritten dazwischen umher und hatten offenbar das Kommando über diese soldatische Monstrositätenschau. Sie hatten Tineag’l schon restlos geplündert und jede noch so kleine Siedlung auf der Insel ausgelöscht.
    Und doch trafen weiter Tausende von ihnen ein, die nun als dünne Linie in der Ferne zu sehen waren, wie eine tiefe Narbe in der Landschaft. Bald zehntausend Okun sammelten sich eine Stunde von der Südküste entfernt, und von dieser Küste aus ließ Villiren sich am schnellsten erreichen.
    Er stellte seine Augen auf Fernsicht um und konnte nun Breitschwerter und Keulen erkennen, Pfeile, Äxte und Speere. Dieser Feind rüstete zu einer Belagerung.
    Noch weiter im Norden flog der Garuda über Tundra und in bläulichem Dunst liegende Hügel, Berge und Schluchten, über zugefrorene Seen und Flüsse und verschneite Tagebaue. Bis auf die Okun war die Insel völlig entvölkert.
    Das wusste das Militär in Villiren bereits. Bis auf die an Ort und Stelle ermordeten sehr Jungen und sehr Alten war die Inselbevölkerung systematisch verschleppt worden, und die empfindlichen Augen des Garudas konnten mitunter noch grausig verrenkte, ihrer Knochen beraubte Leichen gefroren daliegen sehen.
    Hier und da waren Grüppchen der neuen Gattung zu sehen, außerweltliche Wesen, die die Gegend in kleinen Trupps erkundeten. Mitunter wurden sie von einem Rumel begleitet, der zwischen den Fußsoldaten ritt oder ihnen ein wenig voraus war.
    Rasch waren Theorien darüber entstanden, warum sich Rumel unter den Okun befanden, doch Kommandeur Lathraea wollte nicht, dass die Bevölkerung Villirens von dieser heiklen Tatsache erfuhr. Als aufrecht gehende Gattungen mit sehr ähnlicher Kultur lebten Menschen und Rumel schon Jahrtausende Seite an Seite, doch ihre Symbiose hatte immer wieder unter rassistischen Spannungen gelitten.
    Und da Menschen stets Wege fanden, auf neue Bedingungen zu reagieren und Ungewissheiten unter Kontrolle zu bekommen, fürchtete Brynd Lathraea nun Übergriffe auf die Rumel in ihrer Mitte.
    Weiter nach Norden wagte der Garuda nicht zu fliegen, denn seine Rückenmuskulatur begann sich bereits schmerzhaft zu verspannen. Der Wind kam nun kräftiger von der Seite und machte es ihm schwer, sich ruhig in der Luft zu halten, und sein Gefieder sträubte sich kräftig. Er hatte viele Stunden gebraucht, um bis hierher zu fliegen, und nun veränderte sich die Eislandschaft, wurde flacher und lag oft ohne jede Erhöhung da.
    Doch am

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