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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Häuser mit verblichenen Plakaten an den Türen standen. Diese Bauten waren nur noch vorhanden, weil die zuständigen Behörden zu große Angst hatten, hierherunter zu kommen und sie einzureißen.
    Ein paar Maskierte wiesen trotz des Trubels mit dem Kopf in seine Richtung oder standen sogar auf, um ihm einen vagen Gruß zuzunicken. Andere kehrten an ihre Tische zurück und waren hinter ihren Masken nicht zu erkennen.
    Es handelte sich hier um eine heruntergekommene Taverne auf einem früheren Marktplatz, die zum Treffpunkt der beiden größten Straßengangs von Villiren geworden war – für die Screams und für Malums eigene Bande, die Bloods. Hier unten konnte man alles kaufen, und zwar in bester Qualität: Schwerter und Messer, Drogen, hochprozentigen Alkohol und Frauen. Auch gab es an diesem Ort anständige Portionen Rentier und Seehund zu essen oder zur Abwechslung nahrhaften Seetang.
    Drei seiner jüngst rekrutierten Bandenmitglieder – keiner älter als zwölf – standen kichernd über einer Kiste Porno-Golems. »Legt das verdammte Zeug weg!«, fuhr Malum sie an. »Das ist nichts für euch. Verschwindet!«
    Er zog einen von ihnen an den Ohren, und die drei hetzten davon. Seufzend begriff Malum, dass seine Arbeit hier nie ein Ende finden würde.
    Zwei seiner jungen Männer – JC und Duka – kamen angeschlendert. Die beiden rothaarigen Brüder waren dabei, seit Malums geschäftliche Aktivitäten sich der dunkleren Seite des Lebens zugewandt hatten. Da sie stets bereit gewesen waren, für ihn Darlehensrückzahlungen oder Schulden einzutreiben, waren sie früh seine Ersatzfamilie geworden und hatten sich von grünen Jungen zu Männern entwickelt, denen er trauen konnte. Wichtiger noch: Auch die beiden waren gebissen worden.
    JC und Duka waren Ende zwanzig und groß gewachsen, doch JC trug stets eine schwarze Maske, während Duka sein Gesicht nicht verbarg. Ansonsten hätten sie Zwillinge sein können, außer dass JC am Hals und auf der Brust tätowiert war und blaue, ungemein grausame Augen hatte, während sein Bruder grüne Augen besaß. JC erschien daher als der Härtere von beiden, war tatsächlich aber der Sanftere, sogar leicht Spirituelle, was seinen Alkoholismus zu verbergen half. Die beiden hatten gemeinsam viel durchgemacht – Revierkämpfe, Schmuggelfahrten und Horrortrips – und behandelten Malum wie einen älteren und klügeren Bruder. Sie stammten aus einer weitverzweigten Familie, und nachdem Malum gebissen worden war, war er stets ein willkommener Gast an ihrer Tafel gewesen – sie hatten ihm geholfen, sich wieder zurechtzufinden.
    Nun grüßte er sie, indem er gemäß dem alten Code die Handflächen aufeinanderlegte und die Finger verschränkte.
    JC sagte als Erster etwas: »Malum, wie geht’s? Ich dachte, du arbeitest mit diesen Soldaten.«
    »Erst mittags«, knurrte Malum. »Ich hatte gehofft, mich erst mit Dannan zu treffen. Habt ihr ihn gesehen?« Bei Dannan handelte es sich um den unehelichen Sohn einer Banshee.
    »Nein«, erwiderte Duka und vergrub die Hände wieder in den Taschen.
    »Irgendwas Besonderes?«, fragte JC mit schwerer Zunge, und Malum bemerkte seinen glasigen Blick.
    »Gewerkschaftsaktivitäten, die wir stören müssen. Und bevor wir losgehen und uns mit den Soldaten treffen, wollte ich mich vergewissern, dass wir uns einig sind.«
    »Uns ist es doch völlig egal, was diese Soldaten im Schilde führen«, murmelte Duka.
    »Am Ende haben wir möglicherweise keine Wahl, und das macht mir Angst. Ich weiß nicht mal, wogegen sie kämpfen. Sie vermuten, wir bekommen hier bald Ärger – wer weiß, was sie da von uns wollen.«
    »Brauchst du uns etwa alle zum Mitkämpfen?«, fragte Duka.
    Malum war kein Soldat, und das Reich war ihm herzlich egal. Ihm ging es allein um sein Revier. »Das könnt ihr vorläufig vergessen.«
    »Gut«, brummte JC . »Gestern Abend haben wir übrigens eine Kiste mit geraubten Relikten von einem Händler besorgt. Der sagte, er war gerade auf Ysla.«
    »Wo ist er jetzt?«, wollte Malum wissen.
    »Tot«, erwiderte JC , während Duka in einem nahen Gang verschwand. »Wir haben ihn nachts im Hafen versenkt, die Manteltaschen voller Steine.«
    »Und erst habt ihr sein Blut getrunken?« Die Mitglieder seiner Bande neigten dazu, ihre Opfer auszusaugen, bevor Malum sie befragen konnte.
    »Nein, er roch nach schlechtem Blut. Gut möglich, dass Kultisten es verunreinigt haben.«
    Malum stieß ein Lachen hervor. »Und die Relikte? Taugen die was? Nicht, dass

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