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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Arbeit war, für den gab es Kaffee sowie Toast mit Räucherhering. Dieses Lokal schloss einfach nie. Am Eingang saßen zwei junge Paare, Mitläufer, die neugierig und hoffnungsvoll auf die Kunstszene hier schauten.
    Plötzlich ging Beami auf, dass sie nicht wusste, was sie in diesem Bistro sollte. Sie hatte partout mit jemandem reden wollen und war nun enttäuscht, wie wenig Leute dafür infrage kamen. Heute kannte sie eigentlich nur Rymble näher. Doch da kam Zizi mit Pelzmantel und hochhackigen Stiefeln von hinten herein. Obwohl schon über fünfzig, war Zizi noch immer eine der glamourösesten Frauen, die Beami kannte. Sie war durch die Bühne berühmt geworden und verwendete noch immer nur ihren Künstlernamen. Sie war nicht allein Schauspielerin, sondern auch Choreografin und hatte mehrere im ganzen Boreal-Archipel berühmte Tänze kreiert. Dann hatte sie diese Leidenschaft aus Liebe zu ihrem Gatten aufgegeben, einem Bankier aus Villjamur, der sie nach der Hochzeit prompt wegen einer Jüngeren verließ. Liebeskrank und mit gebrochenem Herzen hatte Zizi danach nie mehr getanzt. Beami hielt sich für ebenso willensstark, und so beunruhigte es sie, dass jemand wie Zizi die Karriere der Liebe wegen beendet hatte. Beami hatte ihre Sexualität nie eingesetzt, um im Patriarchat voranzukommen, sondern wollte sich ihre Position verdienen; daher stimmte Zizis Geschichte sie stets traurig.
    Da die beiden sich sehr gut kannten, brauchte Zizi Beami nur anzusehen, um vorzuschlagen, sich zusammenzusetzen und zu reden. Während Rymble über seinem Tisch einschlief, berichtete Beami ihrer Freundin in hastigem Flüstern, dass Lupus zurückgekehrt war.
    Zizi sah bestürzt drein, bemerkte dann aber scherzend: »Süße, du bist viel zu schön, um nur einen Mann zu haben.«
    »Ich bin kein Flittchen«, fuhr Beami sie an.
    »Locker bleiben, Schatz.«
    »Entschuldige, aber ich bin eben keine von der Sorte. Ich kenne Malum und hatte so meine Probleme –«
    »Probleme? Du hasst diesen Mann geradezu.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Genau wie wir alle . Er ist so seltsam, so unheimlich.«
    »Ist er nicht. Du kennst ihn einfach nicht so wie ich.« Mehrmals hatten die anderen ihr zugeredet, Malum zu verlassen; eines Nachts hatte Rymble ihr sogar freundlich angeboten, in ihr Haus einzudringen, ihn zu erstechen und die Tat alsdann in einem Gedicht unsterblich zu machen.
    Ernsthaft fuhr Zizi fort: »Hör mal, ich weiß, dass ihr eure Probleme habt, aber entweder trennst du dich jetzt von Malum, oder du bleibst für immer bei ihm.«
    Beami war in Gedanken.
    »Solche Situationen können immer gefährlicher werden, wenn … « Zizis Miene entspannte sich, während der Blick ihrer tiefgrünen Augen sich nach innen kehrte. »Warte, warum bist du hier? Du hast doch nicht den ganzen Weg gemacht, um dir einen Rat zu holen? Zumal, falls du ihn demnächst siehst.«
    Nach kurzem Nachdenken bekannte Beami: »Parfüm. Ich will einen Duft wiederfinden, den ich früher gern aufgelegt habe – einen Duft, den Lupus an mir angebetet hat. Das hört sich dumm an, ich weiß.«
    Zizi nahm ihre Hand. »Also hast du dich entschieden. Aber ich sage: Lass dich nie von einem Mann aufhalten – das sag ich ständig. Ich kenne Lupus nicht, aber gib nicht alles für ihn auf. Lass deine Leidenschaft für ihn nicht dein Leben ruinieren.«
    »Der Typ Mann ist er nicht. Mit so einem bin ich schon zusammen.«
    »Na, da haben wir ja deine Antwort.«
    »Lupus ist … anders.«
    Zizis Blick wurde sanft. »Erzähl mir von ihm!«
    Beamis Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. »Eines Abends ging ich in die Bar, als dort gerade zugemacht wurde. Ich sprach ihn bei seinem Namen an, obwohl ich den nicht hätte kennen sollen, und schenkte ihm mein kühnstes Lächeln – dann stolperte ich, verschüttete meinen Drink und lachte.«
    »Lässig«, meinte Zizi.
    »Damals bediente er in Villirens angesagtester Bar, obwohl das nicht viel heißt. Den Laden gibt es längst nicht mehr. Nur meine Erinnerung daran ist geblieben – Echos eines jüngeren Lebens und weniger komplizierter Zeiten.«
    »Du bist doch noch jung. Warte, bis du in meinem Alter bist. Dann erscheinen dir die Dinge so einfach, wie du sie sehen willst. Du bist also in diese Bar gegangen?«
    »Mitunter mit ein paar Mädchen, ja – als ehrgeizige junge Kultistin mit einer Schwäche für schlechten Wein.«
    »Manches ändert sich nicht«, sagte Zizi lächelnd.
    »Tja. Ich nahm an, er habe sich in mich verliebt, weißt du

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