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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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tiefere Empfindung hatte dazu geführt, dass sie für ihr Leben keine Bedeutung mehr hatten.
    Was hab ich ihn nur herbitten können?
    Die Heizung stotterte erneut, da sich in den Rohren Feuerkorn staute. Schnee wehte vor den Fenstern und lenkte sie ab. Beami trat an eine Scheibe und sah auf die Stadt. Die Einwohner Villirens gingen pelzverhüllt zum Basar, kamen von dort oder waren mit Karren und Fiakern auf den Durchgangsstraßen unterwegs.
    Und wenn Malum unerwartet zurückkehrt … ?
    Er war unterwegs, doch dies war ihre eheliche Wohnung und sein Eigentum. Warum aber war sie bloß so beunruhigt? Schließlich befand sie sich nicht in den Wehen einer Affäre, auch wenn sie sich darauf einstellte, die Empfindungen ihrer Vergangenheit zu erforschen; Gefühle, über die sie jahrelang nicht mehr nachgedacht und die sie hatte vergessen wollen. Doch sie konnte nicht leugnen, wie gut es ihr tat, sich von dieser Nervosität übermannen zu lassen, solche Intensität wieder zu spüren – irgendwas zu spüren! Es war wie ein Spiel, und sie glaubte, vor Erwartung fast zu zerspringen.
    War sie bloß ausschweifend? Hoffentlich nicht.
    Es klopfte.
    Sie erstarrte, begriff, dass sie selbst würde öffnen müssen, und stieg die Treppe hinunter. Als sie mit einem tiefen Atemzug die Haustür aufmachte, stand einer von Malums Männern vor ihr.
    »’tschuldigung, Madam«, brummte der Ganove. Er war breitschultrig, hatte eine rasierte Glatze und trug einen dicken Mantel. »Da will Euch ein Soldat besuchen. Er sagt, er gehört zur Nachtgarde.«
    »Ja, in Ordnung … Ich habe ihn erwartet. Es geht um meine Untersuchung von Verteidigungsmethoden.« Ihr hätte klar sein sollen, dass sich erst die Leibwächter meldeten. Was wäre, wenn sie Malum davon erzählten? Um nicht seinen Argwohn zu erregen, musste sie besonnen handeln.
    »Gut.« Der Mann machte eine Handbewegung.
    Binnen Sekunden kam Lupus mit verblüffter Miene und schob sich an dem schwergewichtigen Ganoven vorbei. Er trug Uniform, war also – von einigen Nähten und dem goldenen Stern des Reichs, der ihm auf der Brust prangte, abgesehen – ganz in Schwarz gekleidet. Jetzt erst erkannte sie, wie männlich er geworden war.
    Sie ließ ihn ein und schloss die Tür. »Bitte kommt ins Arbeitszimmer, damit wir die Sache dort weiterbesprechen«, sagte sie so laut, dass der Ganove an der Tür sie hörte. Lupus’ Miene verriet ihr, dass er ihr Bedürfnis nach Verschwiegenheit verstand.
    »Bitte nach Euch«, erwiderte er mit großer Geste und spielte mit.
    Pochenden Herzens ging Beami über den Flur und in den Kellerraum, in dem sie ihre Untersuchungen zur Technologie der Orden betrieb.
    Sie entzündete drei Laternen, die sie eher intuitiv als tastend ansteuerte, und hätte in der Aufregung eine fast umgestoßen. Einem Fremden musste ihr Arbeitsplatz als Schrottplatz erscheinen, als Wust merkwürdiger Apparaturen, die dem Laien herzlich wenig sagten. Doch im Laufe der Jahre hatte sie vieles systematisiert und erforscht, hatte sich Notizen gemacht, Tests über Tests durchgeführt und sich die ganze Zeit gefragt, ob sie so nicht eines der uralten Geräte in Betrieb setzen und daran sterben würde.
    Sie rollte ihr Brotna -Relikt – einen großen, rumpelnden Metallkegel, aus dessen Spitze Drähte sprossen – auf die andere Seite des Zimmers.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein Vorhaben für Maurer und Architekten«, erklärte sie und fragte sich, warum sie Zeit damit verschwendeten, über ihre Arbeit zu sprechen. Sie erzählte, sie habe eine Methode entdeckt, Mauern in Staub zu verwandeln, und dieses Projekt werde nun von den Bauunternehmern der Stadt bezuschusst. Dabei merkte sie, dass ihr der Mund beim Reden austrocknete und sie immer nervöser wurde.
    Die ganze Zeit betrachtete sie ihn: Er sah kräftiger aus als früher.
    Lupus musterte neugierig die Wände mit den Zeichnungen, Schaubildern und der Überfülle geheimnisvoller Symbole, die sie kaum selbst verstand. Auch sein Profil war kantiger geworden, schärfer umrissen.
    Schließlich wandte er sich ihr zu. »Hier unten herrscht ziemliche Feuergefahr.«
    Ehe sie ihm antworten konnte, küsste sie ihn schon und drückte ihn gegen die Wand, wich aber im nächsten Moment – verwirrt über ihr Tun – zurück.
    »Womit hab ich das verdient?«, fragte er lächelnd.
    »Keine Ahnung.« Sie ging im Zimmer auf und ab, fuhr sich mit den Händen durchs Haar und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. »Keine Ahnung.«
    »Ich hab das

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