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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Saal voller Händler und Regierungsbeamten (sogar der Bürgermeister war dabei) hatte sie das Gerät als Verbesserung eines von ihr entwickelten Instruments und als sichersten Apparat der Sanierungstechnik gepriesen, mit dem sich baufällige Gebäude binnen eines Tages abreißen ließen, und Lutto hatte mit leuchtenden Augen von verlockenden Fördermitteln gesprochen.
    Doch die lausigen Ergebnisse heute hatten sie um Jahre altern lassen. Die Theorie stimmte, und die gekritzelten Gleichungen auf den Pergamenten an der Wand ließen an Geheimdienstinformationen denken. Warum also funktionierte die Sache nicht?
    Diese dämlichen Fermionen und Energie-Eigenwerte! Diese dämliche Mathematik der Alten!
    Eine der beiden Laternen verglomm, und nur von der Wand gegenüber kam noch Licht. Überall lagen Bücher und Papiere; vieles davon war für ihre Bemühungen unwichtig, manches gar illegal. Aber das war Villiren. Gläser voller Bauteile und Präparate, Schachteln mit bekannten und unbekannten Metallen – das Zimmer musste dem ungeübten Auge als Müllhalde erscheinen. Für Beami dagegen bedeutete es eine Zuflucht von relativer Unabhängigkeit.
    Dann überlegte sie im Halbdunkel, ihn wiederzusehen. Sie musste hinaus: Der Gedanke an Lupus war eine Ablenkung.
    Dieses Mädchen musste reden.
    Wie lange war es jetzt her?
    Von ihrer Arbeit abgesehen, bestand ihr Umfeld aus Dichtern, Freidenkern, Künstlern und Untergrundpriestern sowie Leuten, die zur Szene gehören wollten. Ihre Ablenkungen waren Musik und Improvisationstheater, Diskussionen und wilde Debatten, die sich bis in die frühen Morgenstunden hinzogen, obwohl Beami es seltener zu diesen Zusammenkünften schaffte, als ihr lieb war. Für eine der Technik verschriebene Kultistin schien das ungewöhnliche Gesellschaft zu sein, und doch hoffte sie, einige dieser Leute im »Symbolisten« zu finden, einem funkelnden kleinen Bistro voller Weinflaschen, Kerzen und poliertem Holz.
    Es war früher Morgen, und vielleicht hingen dort noch immer ein paar Zecher seit dem Vorabend herum; verkatert genug, um sitzen zu bleiben und sich anzuhören, was sie zu sagen hatte. Tief in der Altstadt, wo die Gebäude einander stützten, herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in den übrigen Vierteln. Es war eine unbürgerliche Gegend von eigenwilligem Charakter und fremdartiger Würde, von Kuppeln, Türmen und Onyxflügeln. Weihrauch wehte von offenen Feuern heran, neben denen Stammespropheten predigten. Rumel und Menschen mischten sich zwischen den esoterischen Waren, die hier feilgeboten wurden.
    Der weiß getünchte »Symbolist« war ein täuschend kleines Gebäude an einem ärmlichen Basar. Als Beami sich näherte, wurde sie von einem alten Mann in verschossener Kleidung erkannt, der sie distanziert betrachtete.
    Händeringend begann er: »Bitte, Ihr seid Kultistin, nicht wahr?«
    »Was geht dich das an?«, gab Beami zurück. Sie war diese Art Aufmerksamkeit herzlich leid.
    »Bitte rettet uns vor den drohenden Gefahren. Man hört von Krieg und Terror –«
    »Verdufte einfach, ja? Wir sind nicht eure Retter. Hört auf, uns anbeten zu wollen!«
    Der Alte fiel auf die Knie und buckelte unterwürfig vor ihr. Wie oft musste man es den Leuten sagen? Beami wollte bloß ihr eigenes Leben führen, nicht wie eine falsche Priesterin verehrt werden. Hastig ging sie weiter.
    In einer abgelegenen Ecke des Bistros saß Rymble, der kleine, schmächtige Poet mit seinem provozierend gepflegten Blondhaar und den wilden Hemden; heute trug er ein grelles Blumenmuster in Orange. Hatte er eben noch auf dem Tisch gelegen, so richtete er sich bei ihrem Eintreten auf und rief scherzhaft unter der grünen Halbmaske hervor: »Beami! Elendes Miststück! Sicher hast du nicht mal etwas Aronkraut für mich. Ich wollte dich in einem Gedicht unsterblich machen, doch das lass ich nun und besinge stattdessen eine hübschere Frau.«
    »Du redest Unsinn«, gab Beami zurück. »Versuch einfach, öfter mal den Mund zu halten.«
    »Würde ich schweigen, würdest du glatt mit mir vögeln wollen.«
    »Deine Stimme ist also ein Verhütungsmittel?«
    Das gleiche Geplänkel wie stets – und ganz harmlos. Es war allgemein bekannt, dass Rymble viel zu viel Angst hatte, sich die Syphilis zu fangen, als dass er mit irgendwem geschlafen hätte; und die beiden waren so gut befreundet, dass Beami seine subtileren, auf Kollegen zielenden Beleidigungen wertzuschätzen gelernt hatte. Sie mochte ihn wirklich gern.
    Wer bereits auf dem Weg zur

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