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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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ich raustrat, um frische Luft zu schnappen. Ich fühlte mich beobachtet. Dann … « – sie atmete abrupt ein und zog dabei die Nase hoch – »dann ist das weiße Zeug einfach aus dem Nirgendwo aufgetaucht.«
    »Wie viel habt Ihr getrunken?«
    »So gut wie nichts«, fuhr sie ihn an. »Glaubt Ihr mir nicht? Ich weiß, was ich gesehen habe – ich bin nicht betrunken!«
    »Verzeihung!«, bat Jeryd. »So war es nicht gemeint. Ich versuche bloß, mir eine Vorstellung vom Geschehen zu verschaffen. Ihr sagtet, Ihr hättet nichts gesehen ?«
    »Ich konnte es spüren . Etwas hat mich beobachtet, als würde es warten. Ich hab mich umgedreht, und dieses Zeug hat sich gleich neben meiner Schulter gebildet – so, wie es jetzt dort liegt. Vielleicht hab ich etwas über die Steine schlurfen hören, aber womöglich hing das mit etwas anderem zusammen.«
    Jeryd nickte nervös. Er glaubte ihr und trat beiseite, um ein Messer aus dem Stiefel zu ziehen. Zögernd stupste er an die geheimnisvolle Substanz. Ihm war vollkommen klar, dass es sich um die gleiche Masse handelte, mit der er am Nachmittag zu tun gehabt hatte. Welches Geschöpf mochte so etwas herstellen, noch dazu in solchen Mengen?
    Schließlich sah er die Gäste an, die sich in der Tür drängten, und überlegte einen Moment lang mürrisch, wie er in die absurde Situation geraten war, dass ihn viele reiche und betrunkene Niemande anstarrten, als erwarteten sie Antworten von ihm.
    »Gut«, sagte er, »zurück zu den Getränken. Hier draußen gibt es nichts mehr zu sehen.«

KAPITEL 15
    W ie dumm von ihnen, den Eingang unverschlossen gelassen zu haben , dachte sie.
    Die Spinne schob sich lautlos durch die Tür und ins Haus. Das Licht der beiden Monde ergoss sich von der Straße in den Flur, und sie sah ihren langen Schatten vor sich auf dem Boden.
    Hier wohnt eine reiche Familie, schloss sie sofort. Es roch noch schwach nach der vor Stunden eingenommenen Abendmahlzeit, und die Güte des Essens war deutlich zu spüren – die Bewohner mussten also bestens im Futter stehen. Voland würde eine so hervorragende Ernte anerkennen. Die Spinne mühte sich, im trüben Halblicht die Muster der Wandbehänge zu erkennen und mehr als nur schwache Luftschwingungen auszumachen. Und doch war es notwendig, dieses Geschäft bei Nacht zu betreiben, da ihre Dienste für Doktor Voland ungesehen bleiben mussten.
    Sie glitt mit fließender Anmut die Treppe hoch, und die Haare an ihren Beinen leiteten sie zum ersten, dann zum zweiten und höchsten Stockwerk hinauf. Bei der dritten Tür auf der rechten Seite roch es anders. Dort lagen Schlafende.
    Fleisch.
    Verstohlen schob sie sich durch den Korridor, erreichte die dritte Tür, streckte eins ihrer langen Beine zur Klinke und befahl ihm, sich ein wenig zu verändern – und schmerzlos verwandelten sich Fußwurzel und Klaue in eine Hand. Hände waren mitunter weit nützlicher als Klauen, und die Tür ließ sich ohne jede Anstrengung öffnen. Dort schlief sie, die ganze Familie, der Wärme wegen in nur einem Bett versammelt: die Eltern und zwei kleine Kinder. Sie ahnten nicht, dass sie im nächsten Moment zu Beute würden.
    Die Spinne huschte nach links und näherte sich den Schlummernden von der Seite.
    Dann spreizte sie sich quer übers Bett, ragte über den vier Menschen auf und hätte gern ihr Gift eingesetzt und sie bequem erledigt. Doch das erlaubte ihr Voland nicht, damit das Endprodukt nicht verunreinigt wurde. Also hielt sie sich an den Vater – stets nahm sie sich den härtesten Brocken zuerst vor – , einen rothaarigen, untersetzten Schnarcher. Mit der Hand und einer Klaue hob sie seinen Kopf an und öffnete ihm den Mund mit der Zärtlichkeit einer Liebenden.
    Die Lider des Mannes zuckten, und er schlug die Augen auf und keuchte: »Was, zum Henker – ?« Doch die Spinne spuckte ihm klebrige Fasern in den Mund, die wie ein Knebel wirkten, und achtete ständig darauf, ob die Übrigen weiterschliefen. Dann schob sie ihr Opfer aus dem Bett, stürzte sich erneut auf den Mann, heftete ihn mit zwei Beinen an den Boden und machte den Knebel dicker. Die Augen des Mannes traten in einem lautlosen Schrecken hervor, der rasch der Erkenntnis wich.
    Als Nächste kam die Mutter dran. Sie lag auf der anderen Seite des Bettes. Also spreizte die Spinne sich erneut über die Matratze, und ihr Unterleib schwebte über den beiden Kindern. Wieder hob sie den Kopf ihres Opfers an, öffnete ihm den Mund und spuckte einen schleimigen Knebel hinein. Bei der Frau

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