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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hatte!
    „Immer mit der Ruhe, Kumpel. Hast du mir nicht zugehört? Ich hab dir doch eben erklärt, dass ich immer nur Ausschnitte aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkenne. Und deuten kann ich das Gesehene in den meisten Fällen auch nicht. Ich weiß im Grunde genauso wenig wie du.“
    „Aber wenn du nun etwas sehen und es mir erzählen würdest, könnte ich selbst entscheiden, ob ich es mache oder nicht. Und das beeinflusst dann mein Leben.“
    „Du überschätzt mich. Ich habe nur gesehen, was du mit der Wühlmaus gemacht hast. Das betrifft allein die Vergangenheit. Der Vorfall war übrigens in einem einfachen Raumnetz gespeichert und nicht etwa in einem Radnetz.“
    „Gibt es denn sogar verschiedene Arten von Spinnennetzen?“
    „Aber klar! Es gibt Raumnetze, Radnetze, Trichternetze, Baldachinnetze, Wurfnetze …“ Das Kaninchen zählte noch etliche andere Netzformen auf und sagte schließlich: „Radnetze speichern überwiegend vergangene Ereignisse. Was man da alles erfährt, beim Lepus! Trotzdem … auch wenn man Einblick in die Vergangenheit oder in die Zukunft hat, bedeutet das nicht, dass man den Lauf der Dinge beeinflussen kann.“
    „Als du zu mir gesagt hast: ,Denk an die Wühlmaus‘, habe ich dich losgelassen. Das war doch wohl eine Beeinflussung, oder nicht?“
    „Na ja … ich habe mir einfach gedacht, dass du ein gutes Herz hast. Sonst hättest du der Wühlmaus nicht das Leben geschenkt.“
    „Von wegen! Ich habe sie nur laufen lassen, weil der Suchtrupp kam. Mein Freund Philipp meinte, wir sollten lieber keine Blutspuren hinterlassen.“
    „Da hast du den Beweis, dass ich die Ausschnitte, die ich sehe, nicht deuten kann. Als ich dich aufgefordert habe, mich loszulassen, bin ich von einer irrigen Annahme ausgegangen.“
    „Was bedeutet ,irrig‘?“
    „Irrig bedeutet fehlerhaft oder falsch. Trotzdem ist das herausgekommen, was ich beabsichtigt habe, denn ich bin noch am Leben. So kann’s gehen. Manchmal landet man einen Zufallstreffer.“
    Nyroc war verwirrt. Das Kaninchen beantwortete zwar seine Fragen, aber es gab immer noch vieles, was dem jungen Schleiereulerich nicht klar war. Zum Beispiel, warum sich das Kaninchen so nah an die Höhle einer Eule herangetraut hatte, die fremd in der Gegend war. Oder warum es in dem Spinnennetz ausgerechnet etwas über Nyroc erfahren hatte und nicht über jemand anderen? Was ist an mir Besonderes? Er sprach die Frage aus: „Warum ich?“
    „Wie meinst du das?“
    „Warum hatte das Netz ausgerechnet etwas über mich gespeichert?“
    Das Kaninchen machte ein betrübtes Gesicht. Seine Nase zuckte. Nyroc wurde es mulmig. „Weil deine Geschichte große Bedeutung hat. Und weil sie noch nicht zu Ende ist“, erwiderte das Kaninchen schließlich.
    „Wie soll ich meine Geschichte denn am besten zu Ende führen?“
    „Das kann ich dir leider nicht sagen. Aber ich könnte es sowieso nicht beeinflussen.“
    „Vielleicht ja doch.“
    „Nein. Man hat ja gesehen, wie ich mich in Bezug auf die Wühlmaus geirrt habe. Mein Rat könnte genau der falsche sein. Außerdem …“
    „Außerdem?“, hakte Nyroc nach.
    „Außerdem hast du einen freien Willen. Du musst deine eigenen Entscheidungen treffen. Du weißt längst, was du zu tun hast, Nyroc. Du weißt es schon, seit der Schnee geschmolzen ist.“
    „Du meinst, ich soll weiterziehen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Das Kaninchen nickte nur.
    Erst nach einer ganzen Weile sprach Nyroc weiter: „Ich würde mich gern in Silberschleier niederlassen. Der Silberschleier-Wald soll zu den schönsten Gegenden der Welt gehören.“
    „Mag sein.“
    Das Kaninchen machte den Eindruck, als sei es mit Nyrocs Entscheidung nicht recht einverstanden. Abermals trat Schweigen ein. Dann fragte Nyroc: „Woher weißt du eigentlich, wie ich heiße?“
    Das Kaninchen sagte schulterzuckend: „Die Netze sind voller Namen. Manchmal ist es nur schwierig, die Namen den Betreffenden zuzuordnen.“
    „Hast du schon mal den Namen ,Soren‘ in einem Netz gelesen?“
    „Nö.“
    Nyroc war enttäuscht. „Oder ,Onkel Soren‘?“
    „Auch nicht. Aber heute Morgen habe ich hier drin einen Namen entdeckt, den ich noch nicht kannte.“ Das Kaninchen deutete mit dem Ohr auf das taufeuchte Spinnennetz vor ihnen.
    „Nämlich?“, fragte Nyroc gespannt.
    „Fengo.“
    „Fengo … Ist das der Name einer Eule?“
    „Muss nicht sein. Kann auch jemand ganz anders sein. Zum Beispiel jemand, den du schon gesehen

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