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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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immer an die Eisharfen der Stromer denken. Eisharfen änderten ihre Stimmung je nach Tageszeit, Wetter und Jahreszeiten. Auch die Vulkane waren anscheinend Stimmungen unterworfen, aber Gränk wurde daraus leider nicht schlau. Dass er seinerzeit die Glut entdeckt hatte, betrachtete er inzwischen als reinen Zufall. Die Felswand eines Vulkans war durchsichtig geworden und das Glutstück war an die Oberfläche der brodelnden Lava aufgestiegen. Gränk hatte sich, ohne lange nachzudenken, kopfüber in den Krater gestürzt.
    Aber er war den Kräften der Glut nicht gewachsen gewesen. Er war in eine eigentümliche Trägheit verfallen, hatte nur noch vor der Glut gesessen und hineingestarrt. Schließlich hatte Fengo ihn überredet, die Glut zurückzubringen.
    Würde Hoole den Kräften der Glut standhalten können? Und würde er der Versuchung widerstehen, sie zu verwerflichen Zwecken einzusetzen? Gränk hielt große Stücke auf seinen Zögling, aber das bedeutete noch lange nicht, dass Hoole weise mit der Glut umgehen würde. War sein Ga’ dafür schon stark genug?
    Das alles ging Gränk durch den Kopf, als der Morgen dämmerte. Die drei anderen schliefen längst. Vielleicht habe ich mich bei Hooles Erziehung zu sehr auf seine Manieren konzentriert … Im Grunde ist höfische Etikette unwichtig. Es ist der Charakter, der einen König ausmacht. Diesen Charakter muss man schmieden wie ein Stück Metall.
    Gränk sah vor sich, wie Theo die Kampfkrallen angefertigt hatte. Immer wieder hatte er das Metall bis zur Weißglut erhitzt und es nach und nach in Form gehämmert. Dadurch wurden die Kampfkrallen fest und biegsam zugleich. Ein König brauchte einen festen Willen, wenn er in Kriegszeiten seinen Feinden trotzen wollte. In Friedenszeiten jedoch musste er gegenüber seinen Untertanen nachsichtig und milde sein.
    Als die Mittagssonne in die Baumhöhle fiel, gab Gränk es endgültig auf, einschlafen zu wollen. Vielleicht gelang es ihm ja, eine Wühlmaus oder ein Wiesel zu erbeuten.
    Im hohen Gras entdeckte er Spuren. Vor lauter Jagdfieber merkte er nicht, dass die Spur geradewegs auf die Geisterlichtung führte. Dort verlor sie sich. Gränk seufzte enttäuscht. Doch was war das? Hatte sein Seufzer etwa ein Echo hervorgerufen? Unwahrscheinlich. Aber Wühlmäuse und Wiesel seufzten für gewöhnlich nicht …
    Da – schon wieder! Diesmal war es eher ein lauter Atemzug als ein Seufzer. Gränk legte das Gefieder an und verharrte reglos. Dann sah er, wie sich in der Baumkrone über ihm eine Art Nebelwolke bildete.
    Der Umriss der Wolke war Gränk vertraut. Über ihm saß H’raths Geisterschnabel! Gränk war noch nie einem Geisterschnabel begegnet. Seine Großmutter hatte ihm aber erzählt, man müsse warten, bis einen der Geisterschnabel von sich aus ansprach. Wobei „ansprechen“ nicht der richtige Ausdruck war. Einen Geisterschnabel hörte man nur in Gedanken sprechen. Gränk spähte zu der Nebelgestalt hinauf und wurde auf einmal todtraurig.
    Du brauchst nicht traurig zu sein, Gränk.
    Seid Ihr es, Euer Majestät?
    Titel spielen für mich keine Rolle mehr. Ich bin einfach nur H’rath.
    Gränk schwebte empor und setzte sich neben den Geisterschnabel. Doch als er nach unten blickte, sah er sich wie zuvor unter dem Baum stehen.
    Hast du ihn schon gesehen? Gränk sprach die Frage nicht laut aus, er dachte sie nur.
    Er ist ein bemerkenswerter junger Kauz.
    Ich tue mein Bestes, damit er ein großer König wird wie du, H’rath.
    Ich war ein guter König, aber kein großer. Dafür hat mein Ga’ nicht ausgereicht.
    Und seines?
    Dazu kann ich nichts sagen …
    Wie kann ich ihn dabei unterstützen, dass sein Ga’ wächst?
    Auch auf diese Frage habe ich keine Antwort. Ich glaube aber … ja! Sag ihm, er soll nach den Schächten Ausschau halten.
    Was für Schächte? Wo?
    In den Flammen …
    Die Nebelgestalt verschwamm und löste sich auf. Bitte bleib hier, H’rath!
    „Bleib hier!“, hörte Gränk sich laut rufen. Er schaute sich um. Er stand wieder unter dem Baum, mit beiden Füßen auf dem Boden. Als er nach oben schaute, war der Geisterschnabel verschwunden.

Dunleavy MacHeath hatte sich mit seinen Gefährtinnen in eine Felshöhle verkrochen. Um seine Schmerzen zu lindern, leckten die Weibchen abwechselnd seine wunde, leere Augenhöhle.
    „Horda ist nicht hier, oder?“, fragte er.
    „Nein, Herr“, erwiderte eine Wölfin mit gelblichem Pelz unterwürfig.
    „Sie wird bald wieder angekrochen kommen. Ohne mich wird sie es nicht

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