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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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einmal Glutsammler werden. Ich als Wolf kann ihm das nicht beibringen. Ich verstehe nicht, warum du ihn ausgerechnet bei mir lassen willst. Was nicht heißen soll, dass ich etwas dagegen hätte.“
    „Das Glutsammeln wird er sich mehr oder weniger selbst beibringen, so wie seinerzeit das Fliegen. Er ist ein Naturtalent in allem, was er anfängt. Von dir soll er lernen, wie ihr Wölfe lebt und denkt. Er soll Verständnis für andere Lebewesen entwickeln. Wären wir noch in N’yrthgar, hätte ich einen Eisbären gebeten, Hoole bei sich aufzunehmen.“
    „Einfach wird das nicht. Ich bin an die Erde gebunden, er kann fliegen. Man sieht ihm zwar an, dass er eine rasche Auffassungsgabe hat, aber …“
    „Eine rasche Auffassungsgabe haben viele. Das ist nichts Besonderes. Was Hoole auszeichnet, ist sein Einfühlungsvermögen. Wenn er im Feuer liest, sieht er nicht nur Bilder, so wie ich. Er versetzt sich in das hinein, was er sieht. Er lebt darin. Wenn er eine Zeit lang mit dir zusammenwohnen könnte, würde er begreifen, was einen Wolf ausmacht. Wenn er mit dir auf die Jagd fliegen würde, würde er alle deine Bewegungen am eigenen Leib spüren, obwohl du ein Vierbeiner bist. Er würde spüren, wie es ist, ein Maul zu haben statt eines Schnabels und Fell statt Federn. Das Zusammenleben mit dir würde ihn mehr lehren, als ich ihm jemals beibringen könnte. Glaub mir.“

Hoole lebte nun schon volle zwei Wochen mit Fengo zusammen. Bei seiner Ankunft hatte der Mond im vollen Schein gestanden. Inzwischen war er zur Hälfte geschwunden. Hoole hatte seine Lebensgewohnheiten an die des Wolfes angepasst. Er flog oft tagsüber mit Fengo auf die Jagd. Sie erbeuteten Aschemäuse und Rußkaninchen, die in der warmen Vulkanasche ihre Bauten hatten. Jede Nacht stellte Hoole dem Wolf die gleiche Frage: „Wann jagen wir endlich Rentiere?“ Hoole konnte es nicht erwarten, die flinkfüßigen Vierbeiner zu sehen. Von Gränk wusste er, dass Rentiere beinahe so groß waren wie Urzeitwölfe. Nur Elche waren noch größer. Gränk pflegte sie „die Eisbären der Hinterlande“ zu nennen. Fengos Antwort lautete ebenfalls immer gleich: „Geduld. Du bist noch nicht so weit.“
    Die Vulkane waren in einer Ruhephase. Ab und zu gab es kleinere Ausbrüche, aber die feurige Lava erlosch rasch wieder. Gränk hatte bis jetzt auch noch kein Schmiedefeuer entfacht. Theo war darüber sehr enttäuscht. Er vertrieb sich die Zeit damit, sich bei den gelegentlichen Vulkanausbrüchen im Glutsammeln zu üben. Doch Gränk sah sofort, dass er kein großes Talent dazu hatte. Theos Begabung lag nun mal woanders. Er war durch und durch ein Schmied.
    Als der Mond nur noch dünn wie eine Dunenfeder war, erwachten die Vulkane allmählich wieder. In der mondlosen Nacht vor dem nächsten Zyklus brachen schließlich alle fünf gleichzeitig aus.
    Fengo und die Eulen hatten sich auf Fengos Lieblingsfelsen versammelt. „Seht euch die Flammen an!“, rief Phineas. „Der Himmel ist ganz rot.“
    „Und die Glutstücke fliegen umher wie glühende Sterne“, setzte Theo hinzu.
    Fengo und Gränk hatten kein Auge für das Schauspiel. Sie beobachteten Hoole. Der junge Fleckenkauz saß mit aufgerissenen Augen reglos da. Wie neulich auf der Insel, als er den Baum entdeckt hat , dachte Gränk.
    Hoole hatte noch nie so ein gewaltiges Feuer gesehen. Diesmal hielt er in den Flammen nicht nach seiner Mutter Ausschau. Er dachte gar nicht an sie. Er sah Wölfe in den Flammen, viele Wölfe … und dann geschah etwas mit ihm. Es war wie bei seinem ersten Tauchversuch in der Bucht. Da war es ihm vorgekommen, als verwandelte er sich in einen Fisch. Jetzt spürte er plötzlich in seiner Brust ein viel größeres Herz schlagen als sonst. Er spürte auch, wie seine Füße ihre Form veränderten. Doch als er an sich hinunterschaute, stand er immer noch auf seinen acht Eulenzehen. Als Fleckenkauz besaß er keine Federohren. Trotzdem war ihm, als ob seine Ohrschlitze nach oben wanderten und sich zu langen Zipfeln auswuchsen. Sein Schnabel verwandelte sich in eine breite Schnauze. Und sein Federkleid wurde auf einmal dichter und wärmer.
    Ich bin immer noch eine Eule – aber gleichzeitig bin ich ein Wolf!
    Gränk nickte Fengo zu.
    „Es ist so weit“, sagte der Wolf. „Auf zur Rentierjagd!“
    Hoole klappte mit den Lidern und war wieder hellwach. „Ja. Jetzt bin ich so weit.“
    Fengos Ziel war die Hochebene im Südwesten. Hoole flog über dem Wolf. Wenn er den Kopf wandte, erblickte er

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