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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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„Wenn man tief hineinschaut, leuchtet es in seinen Augen rot wie eine Flamme“, sagte Gränk. „In dem Rot schimmert etwas Bläuliches mit grünem Saum.“
    „Und was ist das?“
    „Keine Ahnung“, sagte Gränk ausweichend. „Vielleicht würdest du es gar nicht sehen.“
    Mit dieser Antwort gab sich Hoole nicht zufrieden. „Ist das bei jedem Urzeitwolf so?“
    „Was denn?“
    „Haben alle Urzeitwölfe solche Augen?“
    „Sie haben alle grüne Augen. Aber nur in Fengos Augen habe ich das rote Leuchten gesehen.“
    „Und was vermutest du, was es ist?“
    Gränk verschwieg Hoole absichtlich, dass er in Fengos Augen die Eulenglut erblickt hatte. Das sollte Hoole selbst herausfinden. Gränk hatte seine Rolle als Lehrer erfüllt. Sein Schüler war alt genug, um eigene Erfahrungen zu machen. Darum erwiderte er nur kurz angebunden: „Schluss jetzt. Wir landen gleich. Dann kannst du Fengo kennenlernen.“
    Wenn Onkel Gränk „Schluss jetzt“ sagte, hatte es keinen Zweck nachzubohren. Hoole hielt den Schnabel.
    Fengo begrüßte die vier Ankömmlinge herzlich und lud sie in seine Höhle ein. „Hier bei uns wachsen nur wenige Bäume. Ihre Stämme sind so kümmerlich, dass die Höhlen darin eng und unbequem sind. Meine Höhle dagegen ist sehr geräumig. Kommt herein!“ Er wies mit der Pfote auf die Felsvorsprünge an den Wänden. „Nehmt doch auf den Hochsitzen Platz. In der Nordwand gibt es auch Nischen mit weichem Moos.“
    „Vielen Dank“, sagte Gränk. „Wie wär’s, wenn wir erst einmal nur Hoole bei dir lassen?“
    Hoole war überrascht. Er wollte etwas einwenden, aber Gränk warf ihm einen strengen Blick zu. Auch Fengo wirkte überrascht.
    „Hoole hat viel von mir gelernt“, fuhr Gränk fort. „Aber jetzt … jetzt muss er auch mal ohne mich zurechtkommen. Ich möchte, dass er die Lebensweise anderer Tiere kennenlernt. Würdest du ihn eine Weile bei dir aufnehmen? Er könnte mit auf die Rentierjagd fliegen.“
    Das klang spannend, fand Hoole. Aber warum durften Theo und Phineas nicht auch bei Fengo bleiben? Hoole hatte sich schon ausgemalt, wie er sich mit Phineas eine Schlafhöhle teilen würde. Sie hätten bis zum frühen Morgen schwatzen können – natürlich im Flüsterton, damit die Erwachsenen nichts mitbekamen.
    Theo nahm Phineas und Hoole wieder mit nach draußen und flog mit ihnen eine Runde um den Vulkankreis. Gränk nutzte die Gelegenheit, um unter vier Augen mit Fengo zu sprechen.
    „Lass uns drinnen bleiben“, sagte Fengo.
    „Wollen wir uns nicht auf den Felsen setzen, auf dem wir immer saßen?“
    „Ach, lieber nicht. Manche Wölfe haben ihre Ohren überall.“
    „Wirst du bespitzelt?“
    „Glaub schon.“
    Sie blieben aber im vorderen Teil der Höhle, damit Fengo den Eingang im Blick behalten konnte. „Warum hast du den jungen Fleckenkauz mitgebracht?“, fragte der Wolf mit gedämpfter Stimme.
    „Hoole ist der Sohn von König H’rath und Königin Siv.“
    „Seine Eltern sind nicht mehr am Leben, nehme ich an.“
    „Der König ist in der Schlacht am H’rathgar-Gletscher gefallen. Königin Siv ist noch am Leben. Sie konnte mit ihrem Ei fliehen. Aber die Dämonen wollten ihr das Ei abjagen. Da hat sie es mir anvertraut.“
    Fengo erhob sich und trabte vor dem Höhleneingang auf und ab. „Weiß der Kleine, dass er einmal König werden wird?“
    „Nein. Außerdem glaubt er, dass er Vollwaise ist. Oder besser, er hat es geglaubt.“
    „Was denn nun?“
    Gränk erzählte Fengo von Hooles Bekanntschaft mit der Stromerin und von dem Gefecht über der Bucht.
    „Die Stromerin hat Hoole das Leben gerettet. Seither ist er fest davon überzeugt, dass sie seine Mutter ist.“
    „Und? Ist sie das?“
    „Gut möglich. Hoole ist nämlich ein Feuerseher – oder hatte ich das schon gesagt?“
    „Nein, das hattest du noch nicht erwähnt. Ist seine Gabe so groß wie deine?“
    „Noch viel größer. Wenn er in der Nähe ist, zeigt mir das Feuer nur noch blasse Bilder. Er hat heimlich tagsüber geübt, wenn wir anderen geschlafen haben. Sonst ist er aber kein Heimlichtuer. Er macht sich nur manchmal selbstständig, weil er so wissbegierig ist. Er hat sich auch selbst das Fischen beigebracht.“
    „Offenbar ist er ein ungewöhnlicher junger Eulerich.“
    „Das siehst du ganz richtig.“
    „Meinst du damit etwa, er …?“
    „Ja, das meine ich“, fiel Gränk seinem Freund ins Wort. „Ich glaube, dass Hoole den Kräften der Glut gewachsen ist.“
    „Dafür muss er aber erst

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