Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
reagierte sofort und flüchtete. Acht Wölfinnen stürmten hinter ihr her. Die Rentierkuh lief überraschend schnell. Die Wölfinnen wollten sie müde hetzen. Zwischendurch taten sie immer wieder so, als ließen sie von ihr ab. Das sollte die Rentierkuh zusätzlich verwirren.
    Alles lief ab wie in Hooles Traum. Er wusste sofort, was er zu tun hatte. Er spürte, wie er aus seinem Eulenkörper schlüpfte und zwischen Fengo und Dunmore durchs hohe Gras schlich. Die Rentierkuh war stehen geblieben. Sie sah die Wölfe nicht mehr und glaubte sich in Sicherheit. Hoole und die Wölfe kreisten sie ein. Fengo stellte den Schwanz auf. Eine Duftwolke breitete sich aus. Das war das Zeichen zum Angriff. Zwei Wölfinnen sprangen die Rentierkuh an und brachten sie zu Fall. Sie blutete aus einer klaffenden Halswunde, kam aber wieder auf die Beine. Daraufhin wurde sie von drei jungen Männchen attackiert.
    Die Rentierkuh rappelte sich blutüberströmt hoch. Sie schaute ihre Angreifer an, die geduckt rückwärts krochen. Hoole empfand kein Mitleid mit ihr, aber er bewunderte sie. Wie sie so ihrem Tod ins Auge sah, strahlte sie große Würde aus. Fengo nickte Hoole zu. Dunmore, Fengo und der Teil von Hoole, der ein Wolf war, schnellten aus dem hohen Gras und stürzten sich auf die Rentierkuh. Doch die ergab sich immer noch nicht. Fengo schlich um sie herum und ließ sie nicht aus den Augen. Schließlich knickten ihr die Beine weg. Sie brach zusammen, war aber noch nicht tot. Fengo gab Hoole ein Zeichen, dass er näher kommen sollte. Dann wurde Hoole Zeuge eines faszinierenden Rituals. Fengo senkte vor der am Boden liegenden Rentierkuh unterwürfig den Kopf, als sei sie die Ranghöhere. Er blickte ihr tief in die Augen und sie erwiderte seinen Blick. Es war, als träfen die beiden eine wortlose Abmachung. Schließlich nickte Fengo – und versetzte der Rentierkuh den tödlichen Genickbiss.
    „Lochinvyrr“ nannten die Wölfe dieses Ritual, bei dem der Jäger der Beute seinen Respekt zollt. Dieses Erlebnis wurde zu einer der wichtigsten Lektionen, die Hoole je erhalten sollte.
    Als Hoole wieder in Fengos Höhle zurückgekehrt war, dachte er lange über alles nach. Er bewunderte die Organisation und Disziplin der Wölfe. In ihrer Byrrgis setzten sie Kraft und Klugheit gezielt ein. Ihre Jagdtaktik war bis ins Kleinste durchdacht. Ob wir Eulen uns etwas von ihnen abschauen können? Hoole nahm sich vor, das irgendwann mit Gränk zu besprechen. Das Ritual des Lochinvyrr hatte ihn tief beeindruckt. Es übertraf alle Anstandsregeln, die Gränk ihn gelehrt hatte, sogar den Ehrenkodex der Eulenritter.
    Doch die Wölfe hatten auch ihre Schwächen. Auf den ersten Blick bewegten sie sich so mühelos durchs Leben, wie die Sterne über den Himmel wanderten. Wenn man sie jedoch näher kennenlernte, stellte man fest, dass sie zutiefst abergläubisch und oft grundlos misstrauisch waren.

„Wahnsinn!“, rief Theo aus. „Du hast gleich beim ersten Versuch einen Rumser gefangen! Ich musste dafür den ganzen Sommer üben.“
    Nach seinem Jagdausflug mit Fengo war Hoole wieder ganz zur Eule geworden. Er hatte angefangen, sich mit den Vulkanen zu beschäftigen. Ihn interessierte vor allem die Glut, die bei den Ausbrüchen emporgeschleudert wurde. Als Vorübung hatte er die abgekühlten Glutbrocken aufgesammelt, die am Rand der Lavaflüsse liegen blieben. Jetzt hatte er es zum ersten Mal gewagt, ein Glutstück im Flug zu fangen. Er hatte sogar auf Anhieb einen besonders heißen Brocken erwischt, einen „Rumser“.
    „Lass gut sein, Theo. Was nützt mir der Rumser, wenn ich nichts damit anzufangen weiß? Das Schmieden liegt mir einfach nicht.“
    Theo hatte Hoole beibringen wollen, wie man einen einfachen Behälter schmiedete. Aber Hooles Machwerk war krumm und schief und an einigen Stellen so dünn gehämmert wie ein Blatt. Phineas hatte tröstend gesagt: „Ich finde deinen Behälter sehr originell. Wir können ihn doch in unserer Höhle als Dekoration aufstellen.“ Inzwischen hatten die vier Eulen eine eigene Höhle bezogen.
    „Da kommt Dunmore“, sagte Hoole. Er hatte sich auf der Rentierjagd mit dem jungen Wolf aus dem MacDuncan-Clan angefreundet.
    „Kommst du?“, fragte Dunmore. Er hatte es übernommen, Hoole in Vulkankunde zu unterrichten.
    „Ich hab grad einen Rumser gefangen. Reicht das nicht für heute?“
    „Weißt du denn, wie man einen Rumser am Geräusch erkennt?“
    „Am Geräusch?“
    „Aha, also nicht. Dann hör mal genau

Weitere Kostenlose Bücher