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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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und erscheint sofort größer. Doch die Eulen an diesem Tisch schienen auf rätselhafte Weise schlanker geworden zu sein. Die Stimmung war deutlich angespannt.
    Ezylryb ließ den Blick über die Neulinge gleiten. „Fresst auf, Kinde r … bis aufs letzte Härchen! Ihr habt wohl schon vergessen, wie Fell schmeckt, was? Poot hier neben mir ist mein Erster Offizier. Er kann euch berichten, wie es einem ergeht, wenn man ohne Ballast im Muskelmagen durch einen Sturm fliegt.“
    Wie Sorens und Gylfies Freund Grimbel war Poot ein Raufußkauz. „Damals hatte ich noch keinen Geschmack an Fell gefunden und dachte, ich könnte auch mit leerem Muskelmagen einen Orkan durchfliegen. Das war das erste und letzte Mal! Beinahe wäre ich in die Augenwand des Orkans geraten. Diese Erfahrung kann ich niemandem empfehlen!“
    „Was passiert denn in solchen Fällen?“, wollte Ruby wissen.
    „Man wird rumgewirbelt, bis man tot ist! Kein schöner Tod, das kann ich euch flüstern. Meistens reißt es einem dabei die Flügel ab.“
    „Jetzt mach mal unserem Nachwuchs keine Angst, Poot“, mischte sich Oktavia nachdrücklich ein und schlängelte sich ein bisschen hin und her, dass die Teller aneinanderstießen. „Und ihr, Kinder, braucht es gar nicht erst mit dem alten Trick zu versuchen, das Fell heimlich unter den Tisch fallen zu lassen. Ich bin nämlich der Tisch und das Fell juckt grässlich.“
    Es war noch nicht richtig dunkel, da hockten die Eulen der Wetterbrigade schon auf dem Abflugast. Sie mussten sich mit aller Kraft festklammern. Der Sturm fegte über ihre Köpfe, der Ast unter ihren Füßen schwankte wild. Graupelkörner flogen durch die Luft.
    „Wir fliegen natürlich in Windrichtung los.“ Wie schön, dachte Soren, und aus welcher Richtung kommt bei diesem Aufruhr der Wind, bitte sehr? „Wir fliegen über das Hoolemeer. Eure erste Aufgabe ist herauszufinden, wo der Sturm am heftigsten ist.“ Ezylryb sprach in knappen Sätzen und barschem Ton. „Aufgepasst! Folgendes müsst ihr über den Sturm wissen. Das gilt übrigens für alle Arten von Stürme n – bis auf Orkane, denn die haben ein Auge und da verhält es sich etwas anders. Alle anderen Stürme haben eine Rinne. So nennt man das Tal in der Mitte, durch das die Böen fegen. Die Rinne befindet sich immer in der Mitte des Sturms, ist aber längst nicht so gefährlich wie das Auge eines Orkans. Die Rinne ist von einem Überlaufwall umgeben. Am äußersten Rand des Walls strömt der Überlaufstrude l – aber dazu kommen wir später. Ich fliege voraus. Poot fliegt auf der Luvseite des Überlaufwalls, soll heißen: auf der windwärts gelegenen Seite. Ihr fliegt einfach hinter Poot her und befolgt unsere Anweisungen. Noch Fragen?“
    Otulissa hob den Fuß. „Ich würde mir niemals anmaßen, einen Ryb zu kritisieren, aber ich bin doch erstaunt, dass wir losfliegen, bevor es richtig dunkel ist. Besteht da nicht die Gefahr, dass wir von Krähen angegriffen werden?“
    Ezylryb erwiderte lachend: „Ich will dich auch nicht kritisieren, Otulissa, aber dir müsste eigentlich klar sein, dass außer uns kein Vogel so gaga ist, bei diesem Wetter auszufliegen!“
    Auch Soren musste lachen, dabei fürchtete er sich zu Tode. Wieder wunderte er sich, dass er gleichzeitig zweierlei empfinden konnte. Es war wie im Glutsammlerunterricht, der ihn zugleich gelangweilt und geängstigt hatte. Bubo hatte Recht, sein Magen war wohl wirklich ein bisschen durcheinander.
    Ein schriller Schrei ertönte. Der alte Kreischeulerich breitete die Flügel aus und schwang sich in die sturmgepeitschten Lüfte.
    Sie flogen über das Hoolemeer. Der Sturm tobte so wild und der Graupelregen peitschte so heftig, dass sie das Wasser unter sich nur am Tosen der Wellen ausmachen konnten. Otulissa flog neben Soren.
    „Ich finde unseren Ryb reichlich leichtsinnig. Ich muss wirklich ein Wörtchen mit Boron und Barran reden. Mit diesem Ausflug wären sie bestimmt nicht einverstanden.“
    Soren staunte, dass Otulissa bei diesem Wetter überhaupt gleichzeitig reden und fliegen konnte. Er selbst musste sich ganz und gar aufs Fliegen konzentrieren.
    Der Sturm schien aus jeder Richtung zugleich zu blasen, immer wieder wurden sie von kräftigen Böen attackiert. Martin, der vor Soren flog, hatte ordentlich zu kämpfen. Weil er der Kleinste war, sollte er sich in Ezylrybs Windschatten halten.
    Die Eulen wurden immer wieder emporgerissen, um gleich danach in ein Windloch zu stürzen. Graupel und Regen machten es ihnen

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