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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hatte!
    Na gut, überlegte die Fleckenkäuzin, wenn ich mich ranhalte, kann ich es noch schaffen. Aber sie hatte noch gar nicht angefangen, da verkündete Wamme auf einmal, sie habe Hunger und Otulissa solle ihr eine Maus fangen. Die junge Käuzin gehorchte und ließ der Ryb die Beute vor die Füße fallen. Wamme hielt noch immer das Buch in den Fängen.
    „Das ist aber eine schöne Maus“, säuselte sie. Otulissa schwieg.
    „Bist du etwa sauer?“, fragte die Ryb scheinheilig. Otulissa würdigte sie keines Blickes, sondern flog hinunter an den Strand und begann Tang und salzgetränkte Gewölle aufzusammeln.
    Der Himmel hatte sich trübviolett gefärbt, wie es typisch für die Abende der kurzen Wintertage war. Bald würde sich die Nacht auf die Welt hinabsenken. Im Winter kam es einem immer vor, als ob das Erste Dunkel ganz plötzlich vom Himmel fiel und wie eine scharfe Steinklinge das Licht abschnitt. Sechs Eulen hockten wartend auf den Klippen.
    „Wir waren schon um die Zwischenstunde verabredet!“, sagte Soren ärgerlich. Dann überkam ihn wieder die Verzweiflung und er rief bestimmt zum zehnten Mal: „Wo bleibt sie denn?“ Fast jammernd setzte er hinzu: „Ausgerechnet Otulissa, die immer und überall pünktlich ist!“
    „Bestimmt kommt sie gleich“, beschwichtigte ihn Martin, aber der kleine Sägekauz klang selbst nicht recht überzeugt.
    Wie lange können wir noch warten?, ging es Soren durch den Kopf. Der Wind frischte auf. Das Hoolemeer von hier aus zu überqueren, war kein leichtes Unterfangen. Der Wind wechselte oft die Richtung, darum war das Fliegen sehr anstrengend. Soren und Gylfie mussten sich bald entscheiden, ob sie ohne Otulissa aufbrechen wollten. Der Schleiereulerich und die Elfenkäuzin sollten die Gruppe anführen, weil sie als Einzige schon in Sankt Ägolius gewesen waren.
    Sie wechselten einen Blick.
    Gylfie blinzelte. Das hieß: Ich glaube, wir müssen los.
    Soren sah seiner Freundin an, was sie dachte. Sie hat Recht, musste sich Soren eingestehen.
    „Fertig machen zum Abflug“, kommandierte er. „Kursansage!“ Er sah Gylfie auffordernd an.
    „Kurs Nordnordost zwischen den vordersten beiden Sternen der Goldenen Krallen und dem Steuerbordfuß. Nach drei Flugstunden ostwärts beidrehen und dann immer nach Süden. Möglichst steuerbords vom Kleinen Waschbären halten, der aufgehen müsste.“
    „Abflug!“, ertönte Sorens schriller Schleiereulenruf.
    Am Strand schimpfte Otulissa unterdessen vor sich hin: „Verflixt noch mal, was soll ich jetzt bloß machen?“ Sie hatte schon einen richtigen Berg Dünger zusammengetragen. Um das ganze Zeug zum Großen Baum zu befördern, musste man mindestens viermal hin und her fliegen. Und Wamme war immer noch nicht satt und schickte Otulissa andauernd zwischendurch zum Jagen.
    D a – schon wieder! „Ich hab ein bisschen Hunger, Schätzchen, und eben ist ein dickes, rundes Erdhörnchen vorbeigehuscht. Macht es dir etwas aus, das Düngersammeln kurz zu unterbrechen un d …“
    Und was, du fette alte Hexe, hä?, dachte Otulissa. Doch sie sprach es natürlich nicht aus. Stattdessen ließ sie den Fisch fallen und flog los. Ihr ging nicht nur Wammes Säuselstimme auf die Nerven, sondern vor allem ihre scheinheilige Art, ihr ständiges „Schätzchen“, ihr „Macht es dir etwas aus?“ und so weiter. Es war doch klar, dass man einer Ryb widerspruchslos gehorchen musste. Wozu das Theater?
    Im selben Moment, als sich Otulissa auf das Erdhörnchen stürzte, brach die Dunkelheit herein. Ein flinker Klingenhieb trennte den Tag von der Nacht und die Welt färbte sich schwarz. Das Erdhörnchen hauchte sein Leben aus und Otulissa schwang sich mit blutigem Schnabel wieder empor. Jetzt sind sie abgeflogen, dachte sie betrübt und kehrte zu Wamme zurück, die auf einem Felsvorsprung wartete, das Buch noch immer in den Krallen. Otulissa machte sich bereit, ihr das Erdhörnchen vor die hässlichen, federlosen Füße zu legen, doch auf einmal rumorte ihr Magen derart, dass sie die Beherrschung verlor. Sie schleuderte Wamme das Erdhörnchen mitten ins Gesicht und kreischte: „Prink, du Biest!“ Dann nutzte sie den Anschub einer Windbö und flog über das Hoolemeer davon.
    „Komm sofort zurück, d u … d u …“, zeterte Wamme. Die Höhlenkäuzin breitete die Flügel aus und schwang sich schwerfällig empor. Doch der unberechenbare Wind packte sie sogleich und warf sie herum, so hektisch sie auch dagegen anflatterte. Außerdem wurde sie klatschnass von

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