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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Sie waren noch gewissenloser als Söldner, die gegen Bezahlung kämpften.
    Die Piraten traten stets in Gruppen auf und hatten im Lauf der Zeit gewisse Tricks entwickelt, um ihre Gegner zu überwältigen.
    „Auweia!“, entfuhr es Ruby.
    Nur Morgengrau ließ sich nicht einschüchtern. „Denen werd ich’s zeigen!“, juchzte er, brach einen großen Eiszapfen ab und ließ sich von einer Windbö Anschub geben.
    Ruby und Soren flogen hinterher, doch Soren drehte sich noch einmal um und rief Gylfie, Eglantine und Digger zu: „Ihr bleibt, wo ihr seid! Ihr seid keine Wetterflieger, ihr kommt mit diesem Wind nicht zurecht. Ihr könnt uns aber mit Waffen versorgen.“
    „Zu Befehl!“, lautete die Antwort der drei.
    Soren vertraute vor allem auf Digger. Auf der Schwarzhuhninsel hatte der Höhlenkauz von den Kjellschlangen gelernt, mit seinen kräftigen Beinen Eiswaffen herzustellen. Wenn die Schlangen doch nur hier wäre n … oder die Frostschnäbel! Wenn es wenigstens Bäume gäbe oder wir Feuerwaffen hätte n …
    Aber Soren blieb keine Zeit zum Grübeln. Otulissa und Martin waren bereits in ein Gefecht mit einem gelb-lila Piraten verwickelt. Martin fegte mit einem funkelnden Eissplitter in den Zehen heran, Otulissa hatte sich gleich mit zwei Eisdolchen bewaffnet.
    An die fünfzehn Eulen lieferten sich über der Spitze des Eisdolchs einen wilden Kampf. Die grellbunten Piraten glichen einem zerplatzenden Regenbogen. Sie kamen von allen Seiten. Doch der kleine Martin war flinker als sie. Ein schrilles Kreischen ertönte und eine leuchtend blaue Eule stürzte in die tosende Brandung. Morgengrau flog zu Martin hinüber. „Hey, Kumpel, gib mir vier!“ Der Bartkauz drückte die gespreizten Zehen gegen den Fuß des Sägekauzes und stieß einen Triumphschrei aus. Doch seine Freude währte leider nur kurz.
    „Hinter dir, Morgengrau!“, rief Soren warnend. Der Bartkauz tauchte geschickt ab und wich dem Angriff aus. Dann schoss er sofort wieder aufwärts und stimmte einen seiner Gesänge an:
    He, du jämmerlicher Wicht,
Du kennst Morgengrau wohl nicht.
Ich muss dich warne n –
Ich hab kein Erbarmen!
Legst du dich mit mir a n –
Schon bist du dran!
Da hilft kein Geschrei,
Ich hack dich zu Brei.
Ich komme von hinten,
Ich komme von vorn,
Einmal nicht aufgepasst,
Und du bist verlor’n!
    Eine Eisklinge fuhr blitzend durch die Luft und trennte fast gleichzeitig zwei großen Pirateneulen die bunten Flügel ab.
    „Ruby!“, rief Otulissa aus.
    Die kleine Sumpfohreule selbst schien mindestens so verblüfft über ihren Erfolg. Ungläubig betrachtete sie ihren Eisdolch.
    Auf einmal waren es nur noch halb so viele Piraten wie zu Anfang. Sorens Gegner ergriff die Flucht.
    „Sie ziehen sich zurück!“, rief Otulissa.
    Tatsächlich sah Soren nur noch bunte Schwanzfedern leuchten, als die Kraaler wieder in die Richtung flogen, aus der sie gekommen waren. Aber was trägt der eine Pirat da in den Fängen? Ein Eisdolch kann es nicht sein, dafür ist es zu klein. Und es zappel t … Soren schaute noch einmal hin.
    „Gylfie!“, schrie Otulissa gellend. „Sie haben Gylfie entführt!“
    Soren wollte den Piraten sofort nachfliegen, doch da trübte urplötzlich eine Nebelwand seine Sicht. Noch nie hatte Soren erlebt, dass Nebel so rasch aufgezogen und so dicht geworden war: Die schwarze Nacht schien plötzlich von buschigem, grauem Moos überwuchert. Als sich der Nebel wieder lichtete, war Gylfie ihren Blicken entschwunden.
    Die Sterne flimmerten am Himmel. Soren war wie gelähmt vor Entsetzen. Wäre er in der Luft gewesen, er hätte sofort Flügelstarre bekommen und wäre abgestürzt. Zum allerersten Mal in seinem Leben war er gewaltsam von seiner besten Freundin getrennt. Es kam ihm vor, als hätte man ihm den Magen oder ein anderes lebenswichtiges Organ herausgerissen. Soren drehte den Kopf in den Nacken, damit ihn seine Freunde nicht weinen sahen.

Bei den Piraten

    Merkwürdig , dachte Gylfie, sehr merkwürdig . Der Pirat hatte sie losgelassen, und sie flog wieder allein, allerdings erforderte das Fliegen erstaunlich wenig Anstrengung. Trotzdem war an Flucht nicht zu denken, das wurde ihr sehr bald klar. Die Piraten hatten sie in die Mitte genommen. Das Gleiche hatten Gylfies Freunde auch schon einmal gemacht, als ein besonders heftiger Wind blies. Sie hatten die zierliche Elfenkäuzin mit ihren Körpern vor den Böen abgeschirmt. Die Formation der Kraaler hatte allerdings noch eine andere Wirkung. Durch ihre Anordnung und ihre

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