Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
Schwanzgefieder vor und posierten abwechselnd vor einem Eisspiegel. Sie waren viermal so groß wie Gylfie und mit Eisdolchen bewaffnet, die sie ganz sicher zu gebrauchen wussten.
    Trotzde m – es musste doch möglich sein, von hier zu fliehen! Ich muss mir ihre Eitelkeit zunutze machen , dachte Gylfie. Sie wusste allerdings immer noch nicht, was die Piraten mit ihr vorhatten und wie viel Zeit ihr zur Flucht blieb. Was wollten die Kraaler mit einer kleinen Elfenkäuzin, die in den gewaltigen Winden hier so gut wie hilflos war? Warum machten sich die Piraten die nicht unbeträchtliche Mühe, ihre Gefangene zu bewachen und zu füttern? Wozu das alles?
    Gylfie konnte nicht ahnen, wie nahe sie der Antwort auf ihre Fragen war. Auf einmal hörte sie etwas über den Felsboden gleiten, und es wurde schlagartig dunkler, als sich der wuchtige Kopf einer Kjellschlange in den Zelleneingang schob. Im spärlichen Licht blitzten zwei lange Fangzähne auf.
    Gylfie traute ihren Augen nicht. „Grägg!“

Twilla schöpft Verdacht

    Als Twilla von der abendlichen Andacht zurückkehrte, fand sie eine leere Höhle vor. Wo steckten der schwachsinnige Kreischeulerich und sein abscheulicher Schlangenfreund? Twilla bekam sofort Gewissensbisse, weil sie so abschätzig von Ifghar gedacht hatte. So etwas war bei den Glaux-Brüdern ganz und gar nicht üblich.
    Twilla kümmerte sich schon seit vielen Jahren um Ifghar. Sie hatte zwar Mitleid mit ihm, aber von Zuneigung konnte nicht die Rede sein.
    Bei den Glaux-Brüdern spielte Vergebung eine große Rolle. Auch Twilla hatte Ifghar vergeben, dass er seinen Bruder, den edlen Lyze von Kjell, und das gesamte Kjellbündnis verraten hatte. Lyze selbst hatte vor seinem Abschied von den Glaux-Brüdern zu Twilla gesagt, er sei sicher, dass ihn sein Bruder Ifghar eines Tages um Verzeihung bitten würde. Wenn es so weit sei, solle Twilla ihm helfen, wie sie auch Lyze und Oktavia bei ihrer Ankunft im Birkenhain geholfen habe. Allerdings hatte Lyze im Grunde gar keine Hilfe benötigt. Er hatte nur einen Rückzugsort gebraucht, wo er sich vom Schmerz über den Verlust seiner Gefährtin Lil erholen konnte.
    Ifghar dagegen benötigte alle nur denkbare Hilfe, revanchierte sich aber nie dafür. Als ihn die Eiszehen verstießen, fühlte sich der Verräter selbst als Verratener. Er hatte sich in den Altersschwachsinn geflüchtet. Grägg war zwar ein sehr unangenehmer Bursche, aber Twilla beachtete ihn kaum, denn er war meist entweder beschwipst oder sturzbetrunken. Allerdings war er der Einzige, der damals zu Ifghar gehalten hatte. Das stimmte Twilla ihm gegenüber milder.
    In den letzten Wochen jedoch war ganz allmählich eine Veränderung eingetreten. Grägg war überraschenderweise nüchtern geblieben. Ifghar hatte sich auch verändert, aber weniger offensichtlich. Anfangs war Twilla nur aufgefallen, dass seine stumpfen Augen wieder Glanz bekommen hatten. Er flog auch sicherer, und schließlich hatte Grägg eines Nachts verkündet, er werde mit Ifghar einen Ausflug unternehmen.
    „Einen Ausflug!“
    „Ja, wir beide machen einen Ausflug.“
    „Schafft Ifghar das denn? Es ist ewig her, dass er mit einer Schlange auf dem Rücken geflogen ist.“
    „Keine Sorge. Wir haben schon ein paar kürzere Übungsflüge absolviert.“
    „Ach so?“ Twilla war verblüfft. Warum habe ich nichts davon mitbekommen? , dachte sie. „Nun ja, ein kurzer Übungsflug ist gut und schön. Aber es hört sich an, als ob ihr eine längere Strecke plant. Ich komme lieber mit.“
    „Nicht nötig, Twilla“, erwiderte Grägg in seinem freundlichsten Ton. „Dir ist bestimmt aufgefallen, dass ich in letzter Zeit keinen Tropfen Bingelsaft mehr getrunken habe.“
    „Ja, das ist mir allerdings aufgefallen.“
    „Ich habe ein Gelübde abgelegt und dem Trinken ein für alle Mal abgeschworen.“
    „Da staune ich aber!“
    „Bruder Thor hat auch gestaunt. Ich bin ganz sicher, dass Ifghar es schafft, mich zu tragen. Ic h … wie soll ich es sage n …“ Grägg stockte und wiegte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst, aber es ist sehr wichtig für unser beider Selbstwertgefühl, dass Ifghar und ich auf diesem Ausflug allein zurechtkommen.“ Er blickte Twilla eindringlich an. „Er und ich haben viel durchgemacht. Wir haben Dinge getan, auf die wir nicht besonders stolz sind. Aber inzwischen erholen wir uns körperlich und seelisch davon.“
    Twilla traute ihren Ohren nicht. Noch nie hatte sie Grägg so reden hören. Er

Weitere Kostenlose Bücher