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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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geholfen.
    Als die Piraten zur Jagd aufgebrochen waren, flog Twilla in die entgegengesetzte Richtung. In der Tundra wuchsen unzählige Grasarten. Das begehrte Goldgras aber gedieh nur in dem von den Glaux-Brüdern so genannten Goldenen Dreieck. Aus unerfindlichen Gründen wussten Wölfe instinktiv, wo die seltene Pflanze zu finden war, Eulen dagegen nicht. Man musste sich schon sehr gut mit Geografie und Pflanzenkunde auskennen, und dann natürlich noch wissen, wie man aus den Samen den kostbaren Saft gewann. Dafür musste man die Samen nämlich ganz vorsichtig zwischen zwei Lagen Rentierflechten zerdrücken.
    Twilla beherrschte diese Kunst. Sie hielt Gylfie für eine willens- und magenstarke Eule, die lieber sterben würde, als die Wächter von Ga’Hoole zu verraten. Trotzdem würde Twilla nicht zulassen, dass die tapfere Kleine den Wölfen vorgeworfen wurde!

Ein verhängnisvolles Bündnis

    Soren und die sechs anderen jungen Eulen standen vor dem Parlament von Ga’Hoole. Gleich zu Anfang hatten sie von Gylfies Entführung berichtet. Daraufhin hatte sich eine bedrückte Stimmung über den Parlamentssaal gelegt. Otulissas Schilderung ihrer spektakulären Erkenntnisse über „Kaltes Feuer“ hatte die Anwesenden dann wieder ein wenig aufgemuntert.
    Gleich würde Soren an der Reihe sein und leider hatte er nichts Gutes zu berichten. Er konnte nicht ankündigen, dass ihnen die Frostschnäbel, das Glaux-Kommando oder die Kjellschlangen bei dem geplanten Angriff zur Seite stehen würden. Die mitgebrachten Eiswaffen, die auf dem Saalboden ausgebreitet waren, wirkten jetzt geradezu lächerlich.
    Selbst wenn die Brigade der Besten den anderen Eulen beibrachte, wie man damit umging, reichten die Schwerter, Dolche und Eissplitter höchstens für zwanzig bis fünfundzwanzig Krieger. Soren gab sich einen Ruck und fing an. Seine Stimme zitterte ein bisschen. Was er zu sagen hatte, dauerte nicht lange.
    „Darum ist es uns nicht gelungen, aus den Nordlanden Verstärkung mitzubringen“, schloss er knapp. „Ich hatte gehofft, das dortige Parlament könnte ausnahmsweise früher zusammentreten, doch das war leider nicht der Fall. Deshalb habe ich auch unseren Rückflug so lange wie möglich hinausgeschoben.“ Kleinlaut setzte er hinzu: „Und wiederum deshalb haben wir Gylfie nicht wieder mitgebracht. Wären wir früher losgeflogen, hätten die Piraten sie nicht entführt. Ich nehme alle Schuld auf mich.“ Bei diesem letzten Satz versagte ihm die Stimme.
    Ezylryb hatte ihn die ganze Zeit einfach nur angeschaut und auch Boron und Barran hatten nur wenige Zwischenfragen gestellt. Was gab es da auch groß zu fragen? In seinem ganzen Leben hatte sich Soren nicht so elend gefühlt. Hätte ihm jemand erzählt, dass er sich kurz nach dem Verlassen des Saales noch viel elender fühlen würde, er hätte diese Warnung für absolut gaga gehalten.
    Doch genau so kam es. Soren hockte auf dem Astknorren in der Schlafhöhle, die er zusammen mit Morgengrau und Digger bewohnte, und starrte auf Gylfies leeres Lager hinunter. Es war nicht viel größer als die Teetassen, die Krämer-Ellie verkaufte. Soren konnte immer noch erkennen, wie Gylfie es auf ihre ganz eigene Art hergerichtet hatte. So und nicht anders musste das Moos aufgeschichtet werden, darauf bestand sie. Sorens eigenes Lager konnte man bestenfalls als unordentlich bezeichnen. Moos, Ästchen und Blätter waren wahllos aufeinandergeworfen.
    Schlimm genug, dass seine beste Freundin entführt worden wa r – schlimm genug, dass er keine Verbündeten mitgebracht hatte und damit der geplante Angriff auf dem Spiel stan d – aber es gab tatsächlich etwas noch Schlimmeres. Wenn Soren daran dachte, zitterte er jetzt noch am ganzen Leib. Sie waren nach ihrer Rückkehr das erste Mal wieder in den Speisesaal geflogen und wer saß da mit den Parlamentsmitgliedern an einem Nesthälterinnen-Tisch? Niemand anders als Skench und Spoorn, die beiden Sankt-Ägolius-Eulen, die damals Gylfie und Soren als wehrlose Küken geraubt hatten! Skench war die Ablah-Generalin des Sankt Äggie und Spoorn ihre Stellvertreterin. Als Soren die beiden zwischen Boron, Barran, Ezylryb, Bubo und Elvanryb sitzen sah, hätte er beinahe ein Gewölle in seine Milchbeerensuppe gespuckt.
    Die Schlange, an der die Sankt-Ägolius-Eulen saßen, schien sich ebenfalls unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Immer wieder überlief ein Zittern ihren schuppigen Leib. Sie hieß Simone und war für ihre Verschwiegenheit bekannt. Man konnte

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