Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
G-L-A-U-X!“ Das letzte Wort buchstabierte sie.
    Wie bitte?, wäre Twilla beinahe herausgeplatzt. Anscheinend hat die Gier nach Gold ihren Verstand getrübt. Aber meinetwege n – wenn sie mich für einen Gott halten, benehme ich mich auch wie einer. Was würde Glaux jetzt wohl sagen?
    Wieder raunte ihr die Elfenkäuzin etwas auf Hoolisch zu: „Sie glauben, sie seien Gesalbte, aber sie haben keine Ahnung, was ‚gesalbt‘ bedeutet.“
    Twilla kicherte lautlos in sich hinein. Götter kichern nicht! , ermahnte sie sich sofort. Nimm dich zusammen. Sie hatte eine Eingebung.
    „Seid gegrüßt, meine Kinder!“, hob sie auf Krakisch an.
    Die knienden Piraten schielten zu ihr empor und Vlink erwiderte mit piepsiger Stimme: „Warum bist du gekommen, oh Goldener?“
    „Ich will euch salben. Ihr beide seid auserwählt.“
    „Wozu sind wir auserwählt?“, wollte Phlinx wissen.
    „Eure Mitpiraten anzuführen. Ich werde euch beiden zeigen, wo das heilige Gras wächst. Ihr sollt eure Schnäbel hineintauchen, damit der Goldsaft sie färbt. So sieht jeder gleich, dass ich euch auserwählt habe. Und die anderen Piraten werden euch als ihre wahren Anführer anerkennen.“
    Genial! , dachte Gylfie. Vorhin hatten sich Vlink und Phlinx noch bitterlich beklagt, dass sie immer nur die Drecksarbeit machen durften. Statt Gefangene zu bewachen, wären sie viel lieber mit auf Raubzüge geflogen.
    Nun beschrieb ihnen Twilla, wo das Goldgras zu finden war. „Folgt dem ausgetrockneten Bachbett, bis es nach Norden abbiegt und kahle Felsen aus der Tundra ragen.“
    „Aber wer passt solange auf die Gefangene auf?“, fragte Phlinx.
    „Das übernehme selbstverständlich ich“, erwiderte Twilla.
    Die beiden Piraten bedankten sich überschwänglich. Twilla musste sie unterbrechen: „Fliegt los! Ihr müsst doch wieder hier sein, wenn eure Untertanen zurückkehren.“
    „Was sind Untertanen?“
    „Nicht so wichtig. Beeilt euch!“ Beinahe hätte Twilla ihre göttliche Geduld verloren.
    Die Piraten flogen davon und Twilla drehte sich zu Gylfie um. „Ich dachte schon, wir werden die beiden gar nicht mehr los!“
    „Willst du mich etwa hier rausholen?“
    „Was sonst?“
    „Aber bist du denn nich t … bist du nicht wegen Ifghar gekommen?“
    „Nein. Aber das erkläre ich dir alles später. Ich muss deine Fessel durchschneiden. Weißt du, wo die Piraten ihre Eisdolche vergraben haben?“
    „Leider nicht.“
    „Ich schau mich mal um. Du kannst versuchen, die Fessel mit dem anderen Fuß zu lockern.“
    Es dauerte zwei Minuten, dann kam Twilla mit einem Eisdolch zurück. Doch die Klinge war viel zu breit; es wäre viel zu gefährlich gewesen, damit an Gylfies zierlichem Bein herumzusäbeln. Schließlich wollte Twilla der Elfenkäuzin nicht den Fuß abhacken. Sie zog noch einmal los und holte einen Eissplitter. Damit ging es besser. Während sie die Ranke vorsichtig durchtrennte, schilderte sie Gylfie auf Hoolisch, in das sie hin und wieder ein paar krakische Wörter einflocht, ihren Fluchtplan. „Vor den katabatischen Winden brauchst du dich nicht zu fürchten.“
    „Aber ich bin so klein, dass sie mich bestimmt fortreißen werden!“
    „Nicht jammern! Hör einfach zu: Wir fliegen in der Luftschicht darüber.“
    „Und wie kommen wir dahin?“
    „Indem wir uns von den Dampfsäulen über den Abzugsschächten aufwärtstragen lassen.“
    „Abzugsschächte?“ Davon hatte Gylfie noch nie gehör t … oder doch?
    „Wir nennen sie auch ,Spundlöcher‘. Sie sind über die ganzen Nordlande verteilt. Wenn wir über Land fliegen statt übers Wasser, können wir uns bis zur Eisklamm von einem Spundloch zum nächsten bewegen. Die Strecke ist länger, dafür tragen uns die Aufwärtsströmungen einfach über die katabatischen Winde hinweg.“
    Jetzt fiel es Gylfie wieder ein. Natürlich hatte ihnen Otulissa auch einen ausführlichen Vortrag über Spundlöcher gehalten. Ihr Wissen stammte aus einem Werk ihrer Vorfahrin Strix Emerilla. Warum hatte Gylfie bloß nicht besser zugehört?
    „S o – das hätten wir!“, meldete Twilla. Gylfie schüttelte den zerfetzten Strick ab. Leider war ihre Freude über die wiedergewonnene Freiheit nicht von langer Dauer, denn ein an die Felsen gelehnter Eisspiegel leuchtete plötzlich in grellen Farben. Gylfie hob den Kopf. Der ganze Himmel war regenbogenbunt.
    „Die Piraten kommen zurück!“, rief sie.
    „Deine beiden Bewacher?“
    „Nei n – die ganze Bande! Und sie haben Verstärkung dabei.“
    Gylfie

Weitere Kostenlose Bücher