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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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schaute noch einmal in den Spiegel. Die Piraten hatten ihn extra so aufgestellt, dass sie sich auch beim Einflug in ihr Versteck bewundern konnte n – so eitel waren sie. Doch es wurde schon Abend. Plötzlich hatte Gylfie einen Geistesblitz, so blendend hell wie die untergehende Sonne.
    „Kipp den Spiegel an, sodass er die Sonne einfängt, Twilla. Und den Spiegel daneben auch. Rasch!“
    Als Twilla begriff, was Gylfie vorhatte, dachte sie anerkennend: Klein, aber oho!
    „Dagmar, du Schwachkopf, pass doch auf, wo du hinfliegst!“
    „Was ist das?“, kreischte ein zweiter Pirat. „Ich kann nichts mehr sehen!“
    Lichtblitze schossen über den Himmel. Unter den Piraten brach Verwirrung aus. Die geblendeten Vögel stießen miteinander zusammen, weil das grelle Licht ihren Orientierungssinn außer Kraft setzte. Es half ihnen auch nichts, die Nickhaut über die Augäpfel zu klappen, denn das Häutchen war durchsichtig. Wo war Osten, wo Westen? Wo war oben, wo unten? Luft und Himmel wurden von den Blitzen in scharfkantige Scherben zerlegt, tödlich wie Eisklingen. Die Piraten fielen wie Steine vom Himmel. Doch zwei andere Eulen schwangen sich in die Lüfte und flogen nach Südosten, wo aus den Spundlöchern warme Aufwinde strömten.
    Endlich fiel Gylfie auch das andere Zitat von Violet Krummzehe wieder ein. Violet hatte eine philosophische Ader und beschäftigte sich in ihrem Buch auch mit dem Seelenleben übermäßig eitler Vögel. Gylfie rief sich die entsprechende Passage ins Gedächtnis: Eitelkeit lähmt unsere Schwingen, raubt uns die Fähigkeit zu fliegen, nimmt unsere Seele gefangen.
    Wie wahr , dachte Gylfie, als ein Pirat nach dem anderen mit dumpfem Aufprall auf den Tundraboden stürzte. Wie wahr!

Magenbefindlichkeiten

    „Er ist was? “, fragte Morgengrau.
    „Magenstörrisch“, antwortete Digger.
    „Erklär!“, forderte Morgengrau.
    „Ja, bitte erklär es uns doch“, schloss sich ihm Otulissa an. Ihr Ton war wieder einmal äußerst herablassend.
    Digger klappte den Schnabel zu, schloss die Augen und zählte bis dre i … Nein, lieber bis fünf. Diese Otulissa macht mich noch wahnsinnig! Schließlich sagte er: „Der Ausdruck stammt von Ezylryb. Wenn eine Eule in Kriegszeiten nicht mehr erkennen kann, dass etwas getan werden muss, wird sie magenstörrisch. Ihr Magen ist einfach überfordert. Ihr wird dann eine andere Aufgabe zugewiesen.“
    „Das ist die größte Waschbärkacke, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe!“, rief Otulissa aus. Digger und Morgengrau trauten ihren Ohren nicht. Otulissa hatte geflucht! Zwar war die Fleckenkäuzin nach dem Tod ihrer geliebten Strix Struma härter und entschlossener geworden, trotzdem legte sie größten Wert auf tadellose Umgangsformen. „Ich finde, Sorens Verhalten grenzt an Verrat“, fuhr sie nun fort.
    Digger verlor die Beherrschung. Er flatterte auf und wollte sich auf die Fleckenkäuzin stürzen, aber Morgengrau ging dazwischen.
    „Schluss jetzt, ihr beiden! Du kriegst dich wieder ein, Digger, und du nimmst das zurück, Otulissa.“
    „Was denn?“
    „Das, was du über Soren gesagt hast. Weil es nämlich nicht wahr ist. Kein bisschen! Schäm dich.“ Der Bartkauz hatte sich aufgeplustert und fuchtelte wütend mit den Krallen. Er schien die ganze Schlafhöhle auszufüllen. „Wenn du deine Bemerkung nicht sofort zurücknimmst, hau ich dir eine rein.“
    „Ist ja schon gut, ich nehm’s zurück“, entgegnete Otulissa säuerlich. „Dann ist Soren eben kein Verräter. Ich finde es trotzdem reichlich seltsam, dass er sich weigert, den Eulen aus Sankt Äggie das Kämpfen mit Fackeln beizubringen.“
    „,Seltsam‘ ist in Ordnung. Mit ‚seltsam‘ kann ich leben.“ Morgengrau wandte sich wieder zu Digger um. „Hast du vielleicht eine Vermutung, was Soren stattdessen zu tun gedenkt?“
    Digger und Otulissa staunten. So diplomatisch und vermittelnd kannten sie den Bartkauz gar nicht. Doch Morgengrau schien in seiner neuen Rolle aufzugehen.
    Gleich fordert er uns noch auf, dass wir alle offen über unsere Gefühle sprechen sollen , dachte Digger. Der Begriff „Offenheit“ spielte im Unterricht der Rybs von Ga’Hoole eine große Rolle.
    Digger schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Er hat eine Besprechung mit Ezylryb, Barran und Boron. Bubo ist auch dabei, glaube ich.“
    Otulissas Augen funkelten sofort unternehmungslustig. „Haben sie sich zur Beratung in den Parlamentssaal zurückgezogen?“
    „Glaub schon.“
    „Worauf warten wir dann

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