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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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darin, die Verteidigung des Feindes zu schwächen. Mit Skench und Spoorn brauche ich mich nicht zu befassen. Soren würde Bubo begleiten. Der Uhu und der Schleiereulerich sollten sich an den Rand des Schluchtenlabyrinths begeben und sämtliche Teufelsdreiecke mittels Kaltem Feuer wirkungslos machen.
    Bubo war eine wundersame Erfindung gelungen: Die kalten Kohlen qualmten nicht und glühten nur schwach. Sie setzten weder Holz noch trockenes Laub in Brand, doch die rätselhafte Hitze, die sie verströmten, zerstörte alle Tupfen in ihrer Umgebung.
    Soren fürchtete sich ein wenig davor, seinen Freunden gegenüberzutreten. Er durfte kein Wort über seinen Geheimauftrag verlauten lassen. Morgen sollte er aufbrechen und erst zurückkehren, wenn in ein paar Tagen die Ausbildung der Sankt-Ägolius-Eulen abgeschlossen war. Als er Digger, Morgengrau und Otulissa anvertraut hatte, dass er magenstörrisch war, hatte er viele Fragen und befremdete Blicke über sich ergehen lassen müssen. Magenbefindlichkeiten hatte man für sich zu behalten und nicht mit anderen zu besprechen, auch nicht mit dem besten Freund.
    Sorens Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Gylfie! Ob ich sie je wiedersehe? Leise schlüpfte er in die Höhle. Morgengrau und Digger schliefen zum Glück noch. So musste er keine weiteren Fragen beantworten. Soren warf ein paar Büschel Hasenohr-Moos auf sein unordentliches Lager, hüpfte hinauf und war trotz aller Sorgen im Nu eingeschlummert.
    Das Hasenohr-Moos war herrlich weich. Ich muss mir noch mehr davon beschaffen und mein Lager richtig damit auspolstern. Doch plötzlich fühlte sich das Moos anders an. Komisch , dachte Soren, es fühlt sich an wie Nebel! Und tatsächlic h – dichter Nebel umwallte ihn. Fliege ich oder schlafe ich? Er spürte jetzt einen schmerzlichen Stich im Magen. In solch einem Nebel war Gylfie verschwunden. Ich muss sie suchen!
    Soren flog durch den moosweichen Nebel und hielt überall nach der kleinen Elfenkäuzin Ausschau. Vor sich sah er etwas leuchten, einen flackernden, goldenen Lichtschein. Er flog darauf zu. Doch jedes Mal, wenn er ganz dicht dran war, wich das Licht hinter den Nebel zurück.
    Immer wieder glaubte Soren, leisen Gesang zu hören. Der Gesang hüllte ihn ein wie feuchtwarme Dampfschwaden, dann verflüchtigte er sich wieder.
    Eine verkehrte Welt war das, durch die er da flog! Das, was man normalerweise hört e – Gesang zum Beispie l – fühlte er hier, und das, was man normalerweise fühlt e – wie die Weichheit von Moo s – sah er als Nebel. Moos oder Nebel? Was geht hier eigentlich vor?
    Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag und ein Blitz zuckte über den Himmel. Ein Orkan wirbelte weiße Meeresgischt, abgebrochene Äste und kleine Tiere durch die Luft und an Soren vorbei. Ein zweiter Donnerschlag, ein zweiter Blit z – und Soren erkannte in dem grellen Aufflackern den Umriss einer verzweifelt mit den Flügeln schlagenden Elfenkäuzin. „Gylfie!“, schrie er, „Gylfie!“
    Jemand schüttelte ihn. „Wach auf, Soren!“
    „Digge r – wie spät ist es?“
    „Du hast das Nachtmahl verpasst. Aber Mr s Cook hat dir geschmorte Wühlmaus und ein paar Stücke Milchbeerenkuchen zurückgelegt. Bubo wartet auf dich und lässt dir ausrichten, du sollest dich beeilen.“
    „Bub o …“, wiederholte Soren verschlafen, dann fiel ihm ein, dass er und der Uhu ja heute Abend zu ihrem Geheimauftrag aufbrechen sollten.
    „Du, Sore n …“, sagte Digger zaghaft. Hoffentlich stellte der Höhlenkauz jetzt keine neugierigen Fragen.
    „Ja, Digger?“
    „Hast du von Gylfie geträumt, Soren?“
    „Ich weiß nicht mehr, ob ich geträumt habe.“ Soren hätte auch nicht sagen können, ob Gylfie in seinem Traum vorgekommen war. Das war typisch für den jungen Schleiereulerich. Oft fielen ihm seine Träume erst dann wieder ein, wenn sie wahr wurden.

Im Feindesland

    „Stell dir vor, Kludd, unser Küken wird bei Mondfinsternis schlüpfen! Ist das nicht wunderbar?“ Nyra betrachtete liebevoll das Ei zu ihren Füßen. Kludd und sie hatten ihr Nest in den Schluchten von Sankt Ägolius gebaut. „Ich trauere zwar immer noch um das vorige Ei, das deine grässliche Schwester Eglantine ruiniert hat, aber dafür wird es diesmal ein ganz besonderes Küken. Weißt du überhaupt, was es bedeutet, wenn ein Eulenkind bei Mondfinsternis schlüpft?“
    „Ja, weiß ich.“ Kludd gab sich Mühe, nicht gereizt zu klingen. Er konnte die Geschichte langsam nicht mehr hören.

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