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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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ausschließlich mit Klugheit und Einfallsreichtum. Die Wächter hatten mit Verstand gesiegt.
    Das war es, was Uglamore seither nicht mehr aus dem Kopf ging. Bei den Reinen gab es eine strenge Hierarchie. Der Hohe Tyto und seine Gefährtin, die Herrin Nyra, gaben die Kampfstrategie vor. Den beiden unmittelbar unterstellt waren die Schleiereulenleutnants, denen wiederum die Maskenschleiereulen und Kapgraseulen unterstanden. Den niedrigsten Rang hatten die Rußeulen inne. Die Rangordnung richtete sich nach der Reinheit der jeweiligen Eulenart. Zwar gehörten sämtliche Reinen der Familie der Schleiereulen an, und sie führten alle die Bezeichnung Tyto im Namen, trotzdem waren bestimmte Tytos „reiner“ als andere. Auch das machte Uglamore nachdenklich. Die Wächter von Ga’Hoole dagegen waren ein bunt gemischter Haufen. Uglamore hatte gehört, dass bei ihnen sogar ein Fischuhu eine Einheit des Flammengeschwaders befehligte und Höhlenkäuze konnten durchaus in höhere Ränge aufsteigen.
    Uglamore wusste nicht recht, was er davon halten sollte, aber er hatte angefangen, die Regeln der Reinen anzuzweifeln. Das war ihm selbst unheimlich. Noch unheimlicher fand er jedoch die Frage, was sich die Wächter von Ga’Hoole als Nächstes ausdenken würden. Die Wächter kamen auf Ideen, die anderen Eulen nicht mal im Traum einfielen. Uglamore hätte am liebsten schallend gelacht. Träum e – so eine Waschbärkacke! Wir Reinen träumen nicht und wir denken uns auch nichts aus. Uglamore ging plötzlich ein Licht auf, so hell wie ein Komet. Nicht nachzudenken, möglichst überhaupt nicht zu denke n – das war es, was ein Mitglied der Reinen auszeichnete. Aber war das wirklich von Vorteil? Auf jeden Fall vereinfacht es das Leben. Zu viel Verstand kann auch ungesund sei n … oder?
    Inzwischen hatte es zu nieseln angefangen. Uglamore sah die beiden Eulen nicht, die zu Fuß in die Schluchtenlandschaft vordrangen. Auch den anderen Wachposten fiel nichts auf, denn verständlicherweise hielten sie alle die Blicke nach oben gerichtet statt nach unten.
    Als Soren und Bubo sich nach dem beschwerlichen Fußmarsch endlich wieder in die Luft schwangen, blieben sie im Niedrigflug dicht über dem Boden. Soren ging durch den Kopf, dass Otulissas Entdeckung in der Bibliothek der Glaux-Brüder sie wirklich einen großen Schritt vorangebracht hatte. Ohne Kaltes Feuer und kalte Kohlen hätten sie gegen die Teufelsdreiecke der Reinen wenig ausrichten können. Zusätzlich hatte sich Bubo eine Methode ausgedacht, die Teufelsdreiecke aufzuspüren, nämlich mithilfe eines sogenannten „Wahrsteins“. Ein Wahrstein war ein nadelförmiger Splitter von einem eisenhaltigen Meteoriten, der auf die Erde niedergestürzt war. In verschiedenen Experimenten hatte Bubo herausgefunden, dass ein solcher Splitter heftig zitterte, wenn Tupfen in der Nähe waren und sich in ihre Richtung drehte.
    Vorher hatten die Wächter Schilde aus Mu-Metall benutzt, um sich vor dem schädlichen Einfluss der Tupfen zu schützen. Allerdings war es sehr anstrengend, mit den schweren Schilden längere Strecken zu fliegen. Doch auch dieses Problem hatte Bubo gelöst, indem er statt der Schilde leichte Helme aus Mu-Metall angefertigt hatte.
    Der Schmied hielt den Wahrstein mit den Zehen. Soren, der hinter ihm flog, trug einen Behälter mit kalten Kohlen. Jetzt drehte Bubo scharf nach Backbord bei und schraubte sich vor einer Felswand in die Höhe. Soren tat es ihm nach. Bubo gab das verabredete Zeichen, indem er einen Flügel anwinkelte und die Schwanzfedern spreizte. Soren überholte ihn und hatte im Nu erspäht, wonach sie suchten. Auf einem schmalen Sims lag ein mit kleinen Steinen eingefasstes, unschuldig aussehendes Häufchen Tupfen. Soren ließ ein Stück kalte Kohle hineinfallen. Ein kurzes Aufglühen, kein Rauch, nur ein leises Zischen. Das war’s , dachte Soren, auf zur nächsten Tupfenbatterie! Der Uhu und der junge Schleiereulerich gingen wieder in den Sinkflug, damit die Wachen der Reinen sie nicht entdeckten.

Ein Lied in der Nacht

    Gylfie hatte bald den Bogen heraus, wie man die Spundlöcher am besten ausnutzte. Twilla begleitete sie bis zum südlichsten Zipfel der Eiszehen-Halbinsel. Von dort aus musste man eine kurze Strecke übers Wasser fliegen. Twilla hatte Gylfie jedoch versichert, dass ein Vulkan auf dem Meeresgrund warme Aufwinde über die Wasseroberfläche steigen ließ und sie sich folglich keine Sorgen zu machen brauchte.
    „Keine Bange, Gylfie. Das schaffst

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