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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eben den Gründen, die wir bis zum Überdruß besprochen haben. Auch ein Datum ist bereits festgesetzt. Zehn Tage vor unserem Erntefest. Du mußt in der ersten Hälfte der Fruchteinbringe aufbrechen, um rechtzeitig in ihrer Hauptstadt einzutreffen. Dort findet eine Zeremonie vor ihrem eigenen Volk statt, um euch zusammenzugeben und die Verträge zu besiegeln. Später werden wir hier in Bocksburg eine feierliche Hochzeit ausrichten. Edel hat Nachricht gesandt, daß du ...«
    Veritas ballte die Fäuste, seine Miene war finster. »Ganz unmöglich. Wenn ich meinen Posten verlasse, während die Ernte noch in vollem Gange ist, wird es nichts mehr geben, wohin ich mit meiner Braut zurückkehren kann. Immer sind die Outislander im letzten Schönwettermond vor dem Einsetzen der Winterstürme am gierigsten und am frechsten gewesen. Glaubt Ihr, es wird dieses Jahr anders sein? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß ich bei meiner Rückkehr die Piraten als Herren der Burg vorfinde und mich am Tor Euer aufgespießter Kopf begrüßt!«
    König Listenreich runzelte die Brauen, doch er fragte scheinbar ruhig: »Denkst du wirklich, die Folgen wären derart schlimm, wenn du für etwa zwanzig Tage dein Tun unterbrichst?«
    »Ich weiß es«, antwortete Veritas müde. »Ich weiß es mit derselben Sicherheit, wie ich weiß, daß ich jetzt auf meinem Posten sein sollte und nicht mit unnützen Debatten Zeit verschwenden. Vater, sagt ihnen, daß die Hochzeit verschoben werden muß. Ich hole sie, sobald der erste Schnee fällt und ein gesegneter Sturm die Schiffe der Outislander in ihre Häfen peitscht.«
    »Den Wunsch kann ich dir nicht erfüllen.« Listenreich schüttelte bedauernd den Kopf. »Sie haben ihre eigenen Bräuche dort oben in den Bergen. Eine Hochzeit im Winter bringt keine Ernte. Du mußt sie im Herbst nehmen, wenn das Land Frucht trägt, oder im Spätfrühling, wenn sie ihre kleinen Felder an den Berghängen bestellen.«
    »Darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Wenn es bei ihnen Frühling wird, haben wir hier unten gutes Wetter, und die Roten Korsaren kreuzen in unseren Gewässern. Das müssen sie verstehen.« Veritas drehte den Kopf hin und her wie ein ruheloses Pferd am kurzen Zügel. Ihn hielt nichts hier unten. Auch wenn er die Arbeit mit der Gabe unerquicklich fand, hatte sie ihn in ihrem Bann. Sie rief ihn, und er konnte es nicht abwarten, ihrem Ruf zu folgen – ein Süchtiger und seine Droge. Ich fragte mich, ob Listenreich Bescheid wußte. Und Veritas?
    »Für etwas Verständnis aufzubringen ist eine Sache«, erklärte der König. »Zu verlangen, daß sie gegen ihre Traditionen verstoßen, eine andere. Wir müssen uns ihren Wünschen fügen.« Er rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Wir brauchen diese Allianz. Wir brauchen die Soldaten, wir brauchen die Morgengabe, wir brauchen den Vater dieses Mädchens als Verbündeten. Warten wäre verhängnisvoll. Könntest du nicht in einer geschlossenen Sänfte reisen, wo du nicht gezwungen bist, dich um ein Pferd zu kümmern, und unterwegs deine Arbeit fortsetzen? Vielleicht tut es dir sogar gut, einmal herauszukommen, an die frische Luft ...«
    »NEIN!«
    Listenreich fuhr herum, fast sah er aus wie am Fenster in die Enge getrieben. Veritas war mit drei großen Schritten wieder in der Mitte des Zimmers und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ich hätte nie geglaubt, daß er so außer sich geraten könnte. »Nein, nein und nein! Ich kann nicht allein mit der Kraft meines Willens die Roten Korsaren abwehren, während ich in einer schwankenden Sänfte über Stock und Stein geschaukelt werde. Und nein, ich werde nicht wie ein Invalide oder ein Tölpel zu dieser Braut reisen, die Ihr für mich ausgesucht habt, zu dieser Frau, an die ich mich kaum erinnere. Ich will nicht, daß sie mich so sieht, und ich will nicht, daß meine Männer hinter meinem Rücken spotten und sagen: ›Das ist aus unserem stolzen General geworden, läßt sich in der Sänfte tragen wie ein Greis und verkauft sich um eine Handvoll Münzen wie eine gemeine Hure.‹ Hat Euer vielgerühmter Verstand Euch im Stich gelassen, daß Ihr mir einen dermaßen törichten Vorschlag macht? Ihr kennt das Bergvolk, kennt seine Denkweise. Glaubt Ihr, eine der Frauen dort würde einen Mann zum Gemahl nehmen, der nicht imstande ist, aus eigener Kraft vor sie hinzutreten? Selbst in der königlichen Familie werden Neugeborene ausgesetzt, die schwächlich oder verkrüppelt sind. Bestehst du auf deinem Willen,

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