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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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für mein Handeln. Der sonnenhelle Nachmittag erschien mir düsterer als das Dunkel vor Tagesanbruch. Ich versuchte mir einzureden, daß ich keinen Grund hatte, mich zu schämen. Ich hatte getan, was notwendig war. Wie bei Virago. Nicht daran denken. Nein. Cub würde sich an das neue Leben gewöhnen. In der Freiheit war er besser aufgehoben als bei mir. Was für ein Dasein wäre das gewesen für dieses Geschöpf der Wildnis, sich im Revier des Menschen herumzudrücken, immer in Gefahr, entdeckt zu werden, von Hunden, von Jägern oder durch Zufall? Vielleicht war er allein, vielleicht war er einsam, doch er war frei. Ich fühlte mich versucht, in die Weite zu spüren, ob ich ihn noch wahrnehmen konnte, sein Bewußtsein noch erreichen, doch ich blieb standhaft und errichtete einen Schutzwall um meine Gedanken. Die Trennung sollte endgültig sein. Er würde mir nicht folgen. Nicht, nachdem ich ihn mit solcher Entschiedenheit zurückgestoßen hatte. Nein. Ich stapfte weiter und widerstand dem Impuls, über die Schulter zu schauen.
    Wäre ich nicht so tief in Gedanken gewesen, so darauf bedacht, mich in mir selbst zu verschanzen, hätte mich vielleicht eine Warnung erreicht. Doch ich bezweifle es. Die Macht war nie eine Hilfe gegen Entfremdete gewesen. Ich weiß nicht, ob sie mich verfolgten oder ob ich nichtsahnend an ihrem Versteck vorbeimarschierte, jedenfalls kam der Angriff für mich aus heiterem Himmel. Ein Gewicht prallte gegen meinen Rücken, und ich fiel vornüber in den Schnee. Erst dachte ich, es wäre Cub, der einen Machtkampf ausfechten wollte. Ich rollte herum, und fast wäre es mir gelungen aufzuspringen, bevor ein anderer nach meiner Schulter griff. Entfremdete, drei Männer, einer jung, zwei groß und früher einmal sehr muskulös. Mein Verstand registrierte die Fakten schnell und genau, als wäre dies eine von Chades Übungen. Einer der Breitschultrigen hielt ein Messer gezückt, die beiden anderen hatten Knüppel. Zerrissene, schmutzige Kleider. Von der Kälte gerötete, schorfige Haut, verfilzte Bärte, struppiges Haar. Blutergüsse, Platzwunden im Gesicht – Spuren von Auseinandersetzungen untereinander, oder hatten sie vor mir schon jemanden überfallen?
    Ich riß mich los und sprang zurück, um soviel Abstand wie möglich von ihnen zu gewinnen. Das Gürtelmesser war meine einzige Waffe; in der Annahme, es gäbe keine Entfremdeten mehr in der Nähe von Bocksburg, hatte ich mich nicht für eine Situation wie diese gerüstet. Meine Angreifer wichen auseinander und bildeten einen Kreis, in dessen Mitte ich stand. Daß ich mein Messer zog, schien sie nicht zu kümmern.
    »Was wollt ihr? Meinen Umhang?« Ich öffnete die Spange und ließ ihn fallen. Einer folgte ihm mit den Blicken, doch keiner stürzte sich darauf, wie ich gehofft hatte. Ich wandte mich einmal hierhin, einmal dorthin, um sie alle im Auge zu behalten und zu verhindern, daß mir einer in den Rücken kam, wo ich ihn nicht mehr sehen konnte. »Handschuhe?« Ich streifte sie ab und warf beide dem jüngeren zu. Er ließ sie unbeachtet zu Boden fallen.
    Noch waren die drei unschlüssig, wiegten sich hin und her, traten von einem Fuß auf den anderen und beobachteten aus schmalen Augen jede meiner Bewegungen. Keiner war erpicht darauf, den Anfang zu machen. Da war das Messer in meiner Hand. Der erste, der sich auf mich stürzte, würde den blanken Stahl zu schmecken bekommen. Ich schob mich auf eine Lücke im Kreis zu. Sie rückten nach, um mir den Weg abzuschneiden.
    »Was wollt ihr?« brüllte ich sie an und drehte mich, um sie der Reihe nach anzusehen. Für einen Moment schaute ich einem von ihnen geradewegs in die Augen. Leer. Nicht einmal Cubs ehrliche Wildheit war darin zu finden, nur das dumpfe Elend von körperlichem Unbehagen und Mangel. Ich starrte ihn an, und er blinzelte.
    »Fleisch.« Er stieß es hervor, als hätte ich das Wort aus ihm herausgepreßt.
    »Ich habe kein Fleisch, überhaupt nichts zu essen. Von mir könnt ihr nichts bekommen, außer einem Kampf!«
    »Du«, grunzte einer seiner Spießgesellen und ließ etwas wie ein schnaufendes Lachen folgen. Freudlos, herzlos. »Fleisch!«
    Ich stutzte, ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, und schon sprang mich einer von hinten an, umschlang meinen Oberkörper und einen Arm, und dann schlug er die Zähne in die Beuge zwischen Hals und Schulter. Fleisch. Ich.
    Ein Grauen jenseits aller Vernunft erfüllte mich, und ich kämpfte. Kämpfte wie bei jenem ersten Mal, als Entfremdete mich

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