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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Burg hinauszugelangen. Ein altes Viehgatter, seit langem zugemauert, war seine Hintertür gewesen. Durch Erdverschiebungen war ein Riß entstanden, groß genug für ihn, und der flachgedrückte Schnee verriet mir, daß er ihn oft benutzt hatte. Einmal außerhalb der Mauern, bewegten wir uns wie Schatten durch das Phantomlicht von Sternen und Mond auf weißem Schnee. In sicherer Entfernung von der Burg hatte Cub damit begonnen, den Ausflug in eine Pirschübung zu verwandeln. Er galoppierte voraus und lauerte im Hinterhalt, um sich dann auf mich zu stürzen, davonzustürmen, in einem großen Bogen zurückzukehren und mich von hinten anzufallen. Ich hatte ihn gewähren lassen, erstens, weil die Bewegung mich warmhielt, und zweitens aus reiner Freude am Herumtollen. Trotzdem achtete ich darauf, daß wir stetig vorankamen, und als es schließlich hell wurde, waren wir meilenweit von Bocksburg entfernt, in einem Gebiet, wohin sich zur Winterzeit kaum je ein Mensch verirrte. Die Jagd auf das Kaninchen hatte sich durch Zufall ergeben, für Cubs Bewährungsprobe hatte ich sogar noch bescheideneres Wild ausersehen.
    Weshalb sind wir hierhergekommen? wollte Cub wissen, sobald wir die Hütte vor uns sahen.
    Um zu jagen, antwortete ich und blieb stehen. Der Wolf sank neben mir nieder und wartete. Los, los, ermunterte ich ihn. Geh und such nach Anzeichen für Wild.
    Oh, das ist eine feine Jagd. Bei einer Menschenbehausung nach Abfällen schnüffeln. Sarkastisch.
    Keine Abfälle. Geh hin und sieh’s dir an.
    Er erhob sich aus seiner halb liegenden, halb geduckten Haltung und bog ein Stück zur Seite aus, um sich in einem spitzen Winkel an die Hütte heranzuarbeiten. Ich beobachtete ihn. Bei unseren gemeinsamen Jagden im Traum hatte er viel gelernt, doch jetzt wollte ich, daß er lernte, ohne mich auszukommen. Im Grunde genommen zweifelte ich nicht an seinen Fähigkeiten und mußte mir eingestehen, daß es sich bei dieser angeblichen Prüfung wieder nur um ein Hinauszögern des Unvermeidlichen handelte.
    Er hielt sich soweit wie möglich in der Deckung des verschneiten Buschwerks und näherte sich der Hütte wachsam, spähend und witternd. Alte Gerüche. Menschen. Ziegen. Kalt und blaß. Plötzlich erstarrte er, schob sich tastend einen Schritt weiter vor, seine Bewegungen waren abgezirkelt und präzise. Die nach vorn gespitzten Ohren, die waagerecht ausgestreckte Rute verrieten seine Spannung. MAUS! Er sprang und hatte sie und schüttelte sie, ein kurzes Knacken, dann ließ er das schlaffe Körperchen fliegen und fing es auf. Maus! verkündete er verzückt. Wieder schleuderte er seine Beute in die Höhe, hüpfte ihr nach und schnappte sie sehr manierlich mit den kleinen Vorderzähnen aus der Luft, nur um sie nochmals hochzuwerfen. Als er schließlich die Lust verlor, war die Maus nur noch ein formloses Bündelchen Fell. Er schluckte den Bissen hinunter und kam zu mir zurück.
    Mäuse! Ganze Scharen. Überall kann ich sie riechen.
    Wie ich vermutet habe. Die Schafhirten beschweren sich, die Mäuse würden diesen Ort überschwemmen und im Sommer ihre Vorräte verderben. Ich dachte mir, daß sie hier auch überwintern.
    Erstaunlich fett für diese Jahreszeit, urteilte Cub und machte sich mit Feuereifer daran, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, doch sobald er seinen Hunger gestillt hatte, schloß er sich mir an, als ich auf die Hütte zuging. Schnee lag in einem Wall vor der morschen Brettertür, aber ich drückte sie mit der Schulter auf. Das Innere bot einen trostlosen Anblick. Schnee war durch das Schindeldach gerieselt und lag in Streifen und Bahnen auf dem gefrorenen Erdboden. Es gab einen primitiven Herd mit Rauchfang und einem Topfhaken. Ein Stuhl und eine Bank bildeten die gesamte Einrichtung. Wenigstens war noch etwas Brennholz vorhanden, und ich zündete ein kleines Feuer an, gerade ausreichend, um mich zu wärmen und das Brot und Fleisch aufzutauen, das ich als Proviant mitgebracht hatte. Cub nahm ein paar Happen, nicht aus Hunger, nur, um mit mir zu teilen. Anschließend vertrieb er sich die Zeit damit, die Hütte zu durchstöbern. Viele Mäuse!
    Ich weiß. Es fiel mir schwer, aber dann überwand ich mich und fügte hinzu: Du wirst hier nicht verhungern.
    Ruckartig hob er den Kopf von der Stelle, an der er geschnüffelt hatte. Er kam steifbeinig ein paar Schritte auf mich zu, dann blieb er stehen, seine Augen suchten meine und hielten sie fest. Die Wildnis lauerte in ihren Tiefen. Du willst mich allein

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