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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich bat ihn, sich fernzuhalten. Unverständnis. Schließlich überließ ich ihn seinen Kaninchen. Er schien es übelzunehmen, daß ich von dem Fleisch nichts haben wollte. Der Kompromiß, auf den wir uns hatten einigen können, sah so aus, daß ich mir bei meinen Treffen mit Molly seiner Anwesenheit nicht bewußt sein wollte. Nicht unbedingt das, was ich mir erhofft hatte, aber weiter reichte sein Verständnis nicht. Daß ich hin und wieder das Bedürfnis haben könnte, meine Bindung zu ihm vollständig zu unterbrechen, überstieg sein Vorstellungsvermögen. Es ergab keinen Sinn, argumentierte er. Es widersprach dem Prinzip der Rudelgemeinschaft. Als ich ihn verließ, fragte ich mich, ob ich je wieder einen Augenblick ganz und gar für mich allein haben würde. Ich kehrte zur Burg zurück und ging sogleich in mein Zimmer. Wenigstens für eine kurze Atempause sehnte ich mich nach einem Ort, wo ich die Tür hinter mir zumachen und ungestört sein konnte. Äußerlich wenigstens. Wie um meinen Wunsch nach Ruhe und Frieden zu verstärken, wimmelte es in den Fluren und auf den Treppen von geschäftigen Menschen. Diener fegten alte Binsen zusammen und streuten frische aus, neue Kerzen wurden aufgesteckt und überall Girlanden und Sträuße aus immergrünen Zweigen aufgehängt. Winterfest. Meine Stimmung war nicht danach.
    Endlich hatte ich mein Zimmer erreicht, schlüpfte hinein und drückte die Tür hinter mir zu.
    »Schon wieder zurück?« Der Narr blickte auf. Er saß vor dem Kamin in einem Halbkreis von Schriftrollen, die er nach bestimmten Gesichtspunkten zu sortieren schien.
    Erst starrte ich ihn wortlos an, dann mußte ich mir Luft machen. »Warum hast du mir nie gesagt, wie schlecht es um die Gesundheit des Königs bestellt ist?«
    Er betrachtete nachdenklich eine weitere Schriftrolle und legte sie schließlich zu denen rechts. »Aber das habe ich. Gegenfrage: Warum hast du nicht längst davon gewußt?«
    Das versetzte mir einen Stich. »Ich gebe zu, ich habe ihn in letzter Zeit nicht mehr regelmäßig besucht, aber…«
    »Kein Wort von mir hätte den gleichen Eindruck gemacht wie der Augenschein. Und ist dir einmal der Gedanke gekommen, wie es ausgesehen hätte, wenn ich nicht jeden Tag da gewesen wäre, um Nachttöpfe auszuleeren, zu fegen, Staub zu wischen, Geschirr hinauszutragen, ihm Haar und Bart zu kämmen…«
    Wieder hatte er mir den Wind aus den Segeln genommen. Ich ließ mich schwer auf meine Kleidertruhe fallen. »Er ist nicht der König, an den ich mich erinnere«, sagte ich kläglich. »Es macht mir angst, wie schnell und wie weit sein Verfall fortgeschritten ist.«
    »Macht dir angst? Jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Wenigstens hast du einen anderen König, wenn dieser hier ausgespielt ist.« Der Narr warf eine weitere Rolle auf den Stapel.
    »Wir alle haben dann einen neuen König.«
    »Manche mehr, manche weniger.«
    Unwillkürlich griff ich an meinen Kragen und tastete nach der Nadel. Um ein Haar hätte ich sie heute verloren. Ich mußte daran denken, was sie während all dieser Jahre symbolisiert hatte. Den Schutz des Königs für einen illegitimen Enkelsohn, den ein Mann mit weniger Skrupeln unauffällig aus dem Weg geräumt hätte. Und nun, da er des Schutzes bedurfte? Was bedeutete sie mir nun?
    »Was sollen wir tun?«
    »Du und ich? Herzlich wenig. Ich bin nur ein Narr, und du bist ein Bastard.«
    Ich nickte bedrückt. »Chade müßte hier sein. Wenn ich nur wüßte, wann er zurückkommt.« Aus den Augenwinkeln beobachtete ich den Narren. Ob er es wußte?
    »Schade? Schade ist, daß es für unseren König wahrscheinlich zu spät sein wird.«
    »Dann sind wir machtlos?«
    »Du und ich? Niemals. Wir haben zuviel Macht, um handeln zu können, das ist alles. In diesem Bereich sind immer die Machtlosen die mächtigsten. Vielleicht hast du recht, sie sind es, an die wir uns um Rat wenden sollten. Vorerst aber…« Damit erhob er sich und schüttelte theatralisch die Glieder, als wäre er eine Marionette an verworrenen Schnüren. Sämtliche Schellen an seinem Gewand klingelten. Ich mußte trotz allem lächeln. »Für meinen König bricht nun die beste Zeit des Tages an. Und ich werde zur Stelle sein, um für ihn zu tun, was ich tun kann.«
    Er trat vorsichtig aus dem Kreis der sortierten Schriftrollen und -tafeln. »Lebwohl, Fitz.«
    »Lebwohl.«
    An der Tür zögerte er. »Du hast nichts dagegen, daß ich gehe?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich anfangs Einwände dagegen,

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