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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wallace. Ein kalter Luftzug wäre mein Tod. Sagt er.« War dieser verstörte, weinerliche Greis tatsächlich König Listenreich? Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, wenn ich ihn reden hörte.
    »Nun, dann vielleicht nur eine Tasse heißen Tee. Und einen von den kleinen Kuchen. Die Köchin sagte, es wäre Euer Lieblingsgebäck.« Ich goß den dampfenden Tee in die Tasse und sah, wie sich seine Nasenflügel blähten. Er nahm ein, zwei Schlucke, dann setzte er sich auf und betrachtete den Teller mit den sorgsam angeordneten Törtchen. Auf seine Bitte hin leistete ich ihm Gesellschaft, und als ich mir nach dem letzten Bissen die sahnige Füllung von den Fingern leckte, war mir klar, weshalb er diese kleine Köstlichkeiten so besonders schätzte. Der König hatte einen zweiten Kuchen halb verzehrt, als dreimal mit Nachdruck an die Tür geklopft wurde.
    »Öffne, Bastard! Oder die Männer, die ich mitgebracht habe, werden sich mit Gewalt Zutritt verschaffen. Und falls meinem Vater auch nur ein Haar gekrümmt wurde, stirbst du auf der Stelle.« Edel schien nicht gut auf mich zu sprechen sein.
    »Was soll das bedeuten, Junge? Die Tür verriegelt? Was geht hier vor? Edel, was geht hier vor?« Es tat weh zu hören, wie die brüchige Altmännerstimme sich zu einem nörgelnden Greinen steigerte.
    Ich ging zur Tür, hob den Querbalken aus der Halterung und legte ihn zurück. Das Öffnen wurde mir abgenommen, zwei von Edels stiernackigen Leibwächtern stürmten herein und packten mich. In ihrer Satinlivree wirkten sie wie Bulldoggen mit einer seidenen Schleife um den Hals. Ich leistete keinen Widerstand. Deshalb hatten sie genaugenommen keinen Grund, mich gegen die Wand zu stoßen, aber sie taten es trotzdem. Mein ohnehin geschundener Körper ließ mich sein Mißbehagen spüren. Sie hielten mich fest, während Wallace ins Zimmer geeilt kam und förmlich die Hände rang. Nein, wie kalt es im Zimmer war, und tztz, was essen wir denn da, das ist so gut wie Gift in unserem angegriffenen Zustand und so weiter. Edel stand in der Tür, die Hände in die Hüften gestützt, ganz Herr der Lage, und musterte mich aus schmalen Augen.
    Voreilig, mein Junge. Ich fürchte sehr, daß wir unklug gehandelt haben.
    »Nun, Bastard? Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen? In welcher Absicht bist du hier eingedrungen?« verlangte Edel im Ton eines Verhörs zu wissen, als Wallace mit seiner Litanei zu Ende kam. Nicht zu glauben, aber er warf tatsächlich noch ein Stück Holz in das bereits hell lodernde Feuer und nahm dem König die angebissene Pastete aus der Hand.
    »Ich kam, um Bericht zu erstatten. Als ich sah, in welch vernachlässigtem Zustand der König war, bemühte ich mich vor allem anderem, dem abzuhelfen.« Ich schwitzte, nicht so sehr vor Angst, sondern vor Schmerzen, und es machte mich wütend, Edel darüber lächeln zu sehen.
    »Vernachlässigt? Was meinst du damit?« fuhr er mich an.
    Ich holte tief Atem. Die Wahrheit. »Das Zimmer war unsauber und stockig. Schmutziges Geschirr stand überall herum. Das Bettzeug lange nicht gewechselt…«
    »Wie kannst du es wagen, solche Behauptungen aufzustellen!«
    »Es ist die Wahrheit. Ein Blick genügt, um zu sehen, daß es ist, wie ich sage.«
    Etwas an der Auseinandersetzung hatte Listenreich aus seiner Lethargie geweckt. Er richtete sich in den Kissen auf und schaute sich um. »Der Narr hat die gleichen Beschwerden vorgebracht, auf seine bissige Art…« begann er.
    Wallace besaß die Kühnheit, ihm ins Wort zu fallen. »Majestät, bei Eurer schwachen Gesundheit ist absolute Ruhe manchmal wichtiger, als Euch aus dem Bett zu verjagen, um mit Laken, Tüchern, und Decken herumzufuhrwerken. Und ein, zwei aufeinandergestapelte Teller sind weniger störend als das Klappern und Plappern eines Pagen, der, um aufzuräumen, das ganze Zimmer auf den Kopf stellt.«
    König Listenreich wurde unsicher. Das Herz tat mir weh. Deshalb hatte der Narr mich so oft bedrängt, den König zu besuchen, er wollte, daß ich diese Zustände sah. Weshalb hatte er mir nicht einfach gesagt, was sich hier abspielte? Andererseits, wann hätte der Narr jemals etwas einfach gesagt?
    Ich schämte mich. Dies war mein König, der König, dem ich Gefolgschaft geschworen hatte. Ich liebte Veritas, und meine Treue zu ihm stand außer Frage, aber ich hatte meinen König zu einer Zeit im Stich gelassen, als er am dringendsten meiner Hilfe bedurfte. Chade war fort, für wie lange, daß wußte ich nicht. In seiner

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