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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Begreifen. Schirme dich ab, befahl er und plötzlich war ich allein in meinem Kopf. Im ersten Moment fühlte ich mich benommen. Er hatte wirklich keine Ahnung, fuhr es mir durch den Kopf, und ich war froh, für diesen Gedanken keinen Zeugen zu haben.
    »Mein Gemahl, ich bin gekommen, um ein oder zwei Minuten Eurer Zeit zu erbitten für einen – Einfall, den ich mit Euch besprechen möchte.« Kettrickens Augen suchten in seinem Gesicht.
    »Gewiß.« Veritas schaute zu mir auf. »FitzChivalric, willst du dich zu uns gesellen?«
    »Wenn es Euer Wunsch ist.« Ich setzte mich auf einen Stuhl gegenüber. Rosemarie stellte sich neben ihre Herrin, um ihr die Schriftrollen anzureichen. Vermutlich von dem Narren aus meinem Zimmer stibitzt, dachte ich, doch wurde ich zu meiner Beschämung eines Besseren belehrt, als Kettricken während ihrer Ausführungen die Pergamente eins nach dem anderen entrollte, um ihre Gedankengänge zu belegen. Ohne Ausnahme waren es Texte, die sich nicht mit den Uralten, sondern mit dem Bergreich befaßten. »König Weise, wie Ihr wißt, war der erste Fürst aus den Sechs Provinzen, der nicht als Eroberer in unser Land kam. Aus diesem Grund wird er in unserer Geschichtsschreibung freundlich erwähnt. Diese Apographa der ursprünglichen Aufzeichnungen aus seiner Zeit befassen sich mit seinen Unternehmungen und Reisen im Bergreich und gleichzeitig, indirekt, mit den Uralten.« Sie entrollte das letzte Dokument. Veritas und ich beugten uns erstaunt vor. Eine Landkarte. Verblaßt, wahrscheinlich laienhaft kopiert, aber eine Landkarte. Vom Bergreich, mit Pässen und Verkehrswegen. Ein paar dünne Linien führten in die Gebiete jenseits der Grenze.
    »Einer der hier eingezeichneten Pfade muß zu den Uralten führen. Ich kenne in den Bergen jeden Weg und Steg, und dies hier sind weder Handelsrouten, noch führen sie zu irgendwelchen Orten, von denen ich weiß. Auch besteht keine Übereinstimmung mit den Straßen, wie sie heute verlaufen. Das sind ältere Pfade. Und weshalb sollten sie hier eingezeichnet sein, außer sie zeigen an, wohin König Weise gezogen ist?«
    »Sollte es dermaßen einfach sein?« Veritas erhob sich schnell und holte einen mehrarmigen Leuchter, um die Karte genauer studieren zu können. Liebevoll strich er das Papyrin glatt und beugte sich darüber.
    »Hier sind mehrere Pfade eingezeichnet, die in die Regenwildnis führen, das viele Grün hier. Aber bei keinem ist am Ende etwas vermerkt. Woher sollen wir wissen, welches der richtige ist?« wandte ich ein.
    »Vielleicht führen sie alle zu den Uralten«, meinte Kettricken. »Weshalb sollten sie nur an einem Ort wohnen?«
    »Nein!« Veritas richtete sich auf. »Zwei waren am Endpunkt mit einem Symbol oder Schriftzeichen markiert. Weil die Tinte stark verblaßt ist, kann man nichts mehr erkennen, aber ich habe die Absicht herauszufinden, was es gewesen ist.«
    Selbst Kettricken war erstaunt über den Enthusiasmus in seiner Stimme. Ich empfand Bestürzung. Ich hatte erwartet, daß er sich höflich ihren Plan anhören würde, nicht, daß er ihn begeistert unterstützte.
    Er sprang auf und ging mit schnellen Schritten durchs Zimmer. Die Gabe strömte von ihm aus wie die Hitze eines inneren Feuers. »Wir haben bereits die ersten Stürme erlebt, und der Winter treibt die Piraten zurück in ihre Heimathäfen. Wenn ich schnell aufbreche, in den nächsten paar Tagen, kann ich die Berge erreichen, während die Pässe noch frei sind. Ich kann mich durchschlagen zu – was immer dort sein mag. Und im Frühling wieder zurück sein. Vielleicht mit der Hilfe, die wir brauchen.«
    Ich war sprachlos. Kettricken machte alles noch schlimmer.
    »Mein Gemahl, es war nicht meine Absicht, daß Ihr gehen sollt. Ich kenne die Berge, ich bin dort geboren, während euch leicht ein Unglück widerfahren kann. In dieser Sache sollte ich das Opfer sein.«
    Es war eine Erleichterung, Veritas ebenso verblüfft zu sehen, wie ich es war. Nachdem er es nun von ihren Lippen gehört hatte, begriff er vielleicht, auf was für einen Wahnsinn er sich einlassen wollte. Er schüttelte langsam den Kopf, ergriff ihre beiden Hände und schaute sie ernst an. »Meine Königin-zur-Rechten.« Er seufzte. »Es ist meine Pflicht. In zu vieler Hinsicht bin ich den Sechs Provinzen ein unwürdiger Beschützer gewesen. Und Euch ein unwürdiger Gemahl. Als Ihr herkamt, brachte ich keine Geduld auf für Eure Philosophie eines Herrschers als Diener des Volkes. Ich hielt es für die

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