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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ist trächtig«, begehrte Flink auf. »Burrich hatte große Pläne mit dem Fohlen. Was wird er zu mir sagen, wenn er wiederkommt und die Pferde sind nicht mehr hier?«
    »Wir haben uns stets bemüht, nie zu vergessen, daß diese Tiere Eigentum des Königs sind. Er wird dir keinen Vorwurf machen, weil du einem ordnungsgemäßen Befehl gehorcht hast.«
    »Mir gefällt das nicht.« Flink sah mich beklommen an. »Wenn Burrich hier wäre, würden solche Dinge nicht geschehen.«
    »Ich glaube doch, Flink. Gib dir keine Schuld. Wenn du mich fragst, wir werden noch Schlimmeres erleben, bis der Winter vorbei ist. Aber gib mir Bescheid, wenn unser Freund sich wieder blicken läßt.«
    Er nickte, und ich ging. Der Besuch in den Ställen war mir vergällt.
    Ich hatte keine Lust, an den Boxen und Ständen entlangzugehen und mich zu fragen, wieviele davon noch besetzt sein mochten, wenn es Frühling wurde.
    Mit schweren Schritten überquerte ich den Hof, betrat den Palas und stieg die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. Auf dem Podest blieb ich stehen. Veritas? Nichts. Ich fühlte seine Anwesenheit in meinem Kopf, er konnte mir seine Wünsche übermitteln, manchmal seine Gedanken, aber wann immer ich versuchte, zu ihm hinauszugreifen – nichts. Es brachte mich zur Verzweiflung. Wäre ich in der Lage, verläßlich zu ›denken‹, könnte ich in seinem Sinne handeln. Galen. Verflucht sollte er sein und was er mir angetan hatte. Ich war im Besitz der Gabe gewesen, doch er hatte sie aus mir herausgebrannt und mir nichts gelassen als diesen Funken in der Asche.
    Aber was war mit Serene? Was mit Justin und den anderen Mitgliedern der Kordiale? Weshalb bediente sich Veritas nicht ihrer Fähigkeiten, um mit Bocksburg verbunden zu bleiben und aus der Ferne seine Anweisungen zu geben?
    Eine schleichende Angst erfüllte mich. Die Alarmvögel aus Bearns. Die Signalfeuer, die Gabenkundigen in den Türmen. Sämtliche Wege der Kommunikation, auf die wir vertrauten, schienen sich als unzulänglich zu erweisen. Sie waren es, die die Sechs Provinzen zu einer Einheit verknüpften und aus einer Allianz von Herzögen ein Königreich schufen. Warum erfüllten sie ihren Zweck nicht?
    Ich sparte mir die Frage für Chade auf und hoffte, daß er mich bald wieder zu sich rufen würde. Die Tür zu seinen Gemächern öffnete sich seltener als früher, und ich hatte das Gefühl, daß ich nicht mehr sein uneingeschränktes Vertrauen genoß. Und? Hatte ich ihn nicht ebenfalls von einem großen Teil meines Lebens ausgeschlossen? Was ich fühlte, war vielleicht nur eine Reflektion all der Geheimnisse, die ich von ihm hatte. Oder die natürliche Distanz, die sich zwischen Meuchelmördern einstellte.
    Ich bog um die Ecke, als Rosemarie es gerade aufgeben wollte, an meine Zimmertür zu klopfen.
    »Solltest du mir etwas ausrichten?« fragte ich sie.
    Die Kleine machte einen tiefen Knicks. »Ihre Hoheit, die Königin-zur-Rechten Kettricken bittet Euch, sie aufzusuchen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt, der Euch genehm ist.«
    »Das wäre jetzt gleich, oder nicht?« Ich versuchte, ihr ein Lächeln zu entlocken.
    »Nein.« Sie blickte mit gerunzelter Stirn zu mir auf. »Ich sagte ›zum frühestmöglichen Zeitpunkt, der Euch genehm ist‹, Herr. War das nicht richtig?«
    »Vollkommen richtig. Wer läßt es sich denn angelegen sein, dir so ausgezeichnete Manieren beizubringen?«
    Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Fedwren.«
    »Fedwren ist bereits von seiner Sommerwanderung zurückgekehrt?«
    »Vor zwei Wochen schon, Herr.«
    »Nun, da sieh an, was ich alles nicht weiß! Wenn ich ihn das nächstemal spreche, werde ich lobend erwähnen, wie elegant du dich auszudrücken verstehst.«
    »Ich danke Euch, Herr.« Dann vergaß sie doch ihr erwachsenes Benehmen, hüpfte zur Treppe, und ich hörte ihre leichten Schritte die Treppe hinunterspringen wie ausgestreute Murmeln. Ein liebenswertes Kind. Ich dachte mir, daß Fedwren sie als Botin ausbildete, eine seiner Pflichten als Schreiber. Ich trat kurz in mein Zimmer, um ein frisches Hemd überzuziehen, und begab mich dann hinunter zu Kettrickens Gemächern. Ich klopfte an, und Rosemarie machte mir auf.
    »Jetzt ist es mir genehm«, sagte ich und wurde diesmal mit den allerliebsten Grübchen in ihren Wangen belohnt.
    »Tretet ein, Herr. Ich werde meiner Herrin sagen, daß Ihr gekommen seid.« Sie wies auf einen Stuhl und verschwand im inneren Zimmer, aus dem das leise Murmeln von Frauenstimmen drang. Durch die offene Tür

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