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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnte auch der Versuchung nicht widerstehen, die Geschichte zu Ende zu erzählen. »Nein. Zuerst nicht. Als er Philia vorgestellt wurde, hatte sie keine Ahnung, daß er Burrichs Herr war. Burrich hatte keine Namen genannt. Anfangs wollte Philia nichts von Chivalric wissen, sie hatte Burrich noch nicht vergessen. Aber Chivalric war beharrlich. Wie Lacey sagt, liebte er sie bis zur Selbstaufgabe. Er gewann ihr Herz. Erst nachdem sie seine Werbung angenommen hatte, erfuhr sie, daß Burrich in seinem Dienst stand. Und auch nur, weil Chivalric ihn beauftragte, ihr ein besonderes Pferd zu überbringen.«
    Burrich im Stall fiel mir ein, wie er Philias Zelter betrachtete und sagte: »Dieses Pferd habe ich ausgebildet.« Ich fragte mich, ob er womöglich gewußt hatte, daß Seidenlocke für eine Frau bestimmt war, die er womöglich immer noch liebte, als Geschenk des Mannes, dem sie sich vermählen würde. Wahrscheinlich. Ich hatte Philias Abneigung gegen Burrich immer für Eifersucht gehalten, weil Chivalric ihn so sehr schätzte. Nun kam ans Licht, daß das Dreiecksverhältnis noch viel seltsamer gewesen war. Und schmerzlicher. Ich schloß die Augen und schüttelte den Kopf über die Ungerechtigkeit der Welt. »Nichts ist jemals nur einfach und gut«, sagte ich vor mich hin. »Irgendwo ist immer ein Stück bittere Schale, ein saurer Kern verborgen.«
    »Ja.« Mollys Zorn schien verraucht zu sein. Ich sank auf die Bettkante nieder, und als ich mich neben sie setzte, stieß sie mich nicht weg. Ich nahm ihre Hand und hielt sie fest. Tausend Gedanken jagten sich in meinem Kopf. Daß Philia Burrichs Trinken haßte. Daß Burrich sich an ihren Schoßhund erinnert hatte und wie sie ihn immer in einem Korb herumzutragen pflegte. Mit welcher Sorgfalt er auf sein Äußeres und sein Benehmen achtete. »Daß du eine Frau nicht sehen kannst, heißt nicht, daß sie dich nicht sieht.« O Burrich. Die Zeit, die er sich immer noch nahm, um ein Pferd zu striegeln, das sie kaum noch ritt. Wenigstens war es Philia vergönnt gewesen, eine neue Liebe zu finden. Sie hatte mit ihrem Gemahl einige glückliche Jahre verbracht, wenn auch überschattet von politischen Intrigen. Doch immerhin einige glückliche Jahre. Was würden Molly und ich jemals haben? Nur, was Burrich geblieben war?
    Sie lehnte sich an mich, und ich hielt sie fest. Lange. Das war alles. Doch in dieser Nacht, eines Ungewissen Schicksals gewärtig, ahnend, daß wir uns verlieren könnten, waren wir einander näher als seit langer Zeit.

KAPITEL 21
SCHWARZE TAGE
     
    In den Jahren der Heimsuchung durch die Roten Schiffe herrschte Eyod als König im Bergreich. Nach dem Tod seines älteren Sohnes Rurisk war seine Tochter die einzige Erbin des Throns. Ihre Heirat mit Veritas sicherte uns deshalb nicht nur einen verläßlichen Bundesgenossen während dieser schweren Jahre, sondern versprach für die Zukunft die Erweiterung des Reichs um eine siebente Provinz. Wegen der Tatsache, daß das Bergreich nur mit den beiden Inlandprovinzen Tilth und Farrow eine gemeinsame Grenze hatte, beobachtete Kettricken mit zunehmender Sorge die innenpolitischen Differenzen in ihrer neuen Heimat. Als sie Veritas’ Königin-zur-Rechten wurde, macht sie das Volk der Sechs Provinzen zu ihrem eigenen, doch sie wird nie vergessen haben, daß, sollte König Eyod sterben, ihre Landsleute ebenfalls Anspruch auf sie erheben würden. Wie konnte sie ihren Verpflichtungen gerecht werden, wenn Farrow und Tilth zwischen ihr und ihrem Volk lagen, nicht als Teil der Sechs Provinzen, sondern als Feindesland?
     
    Der nächste Tag brachte stürmisches Wetter. Keine ungemischte Freude. Einerseits brauchten wir keine Angriffe zu fürchten, andererseits waren zwei ruhelose und einander nicht wohlgesonnene Trupps Soldaten gezwungen, müßig in den Baracken auszuharren. Oben im Palas war Bearns so gegenwärtig wie Edel nicht. Wann immer ich einen Blick in die große Halle warf, sah ich Herzog Brawndy ruhelos auf und ab gehen oder mit gerunzelter Stirn vor einem der Kamine in die lodernden Flammen starren. Seine Töchter flankierten ihn wie wachsame Schneekatzen. Zelerita und Fidea waren noch jung. An ihren Gesichtern ließen sich die Ungeduld und Verärgerung ablesen, die ihr Vater hinter einer steinernen Miene verbarg. Brawndy hatte um eine Privataudienz beim König ersucht. Je länger man ihn warten ließ, desto größer die Kränkung. Man leugnete die Wichtigkeit des Anliegens, das ihn hergeführt hatte. Es kam noch hinzu,

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