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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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versuchten zu entkommen. Wenn nicht, fallen Euch gute Schiffe in die Hände, die ihr der Flotte Eures Gemahls einverleiben könnt.«
    »Auch das erscheint mir vernünftig.« Kettricken war anzusehen, daß der Gedanke ihr gefiel.
    »Glatt durchführen läßt sich das alles nur, wenn wir schnell handeln. Sie werden uns bald entdecken, wenn sie es nicht schon getan haben, und bestimmt fällt es ihnen nicht schwer zu erraten, was wir planen. Also heißt es, ihnen zuvorzukommen. Wir müssen dort hinunter, die Belagerer einschließen und die Wachen bei den Schiffen töten.«
    Kerf und Fuchsrot nickten beide. Burrich schaute sie an. »Ich brauche Bogenschützen für den Ring um die Burg. Wir wollen den Feind dort festhalten, nicht uns auf einen Nahkampf einlassen. Wenn sie sich vorwagen, scheucht sie zurück. An der Bresche, durch die sie eingedrungen sind, werden sie auch wieder hinauszukommen versuchen. Richtet euer hauptsächliches Augenmerk dorthin, aber verteilt euch entlang des ganzen äußeren Walls. Und vorläufig versucht nicht, darüber hinaus vorzudringen. Sollen sie herumkrauchen wie Krebse in einem Topf.«
    Knappes Nicken von beiden Hauptleuten. Burrich fuhr fort.
    »Bei den Schiffen gibt es Arbeit für Schwerter. Rechnet mit erbitterter Gegenwehr – sie kämpfen um ihren einzigen Fluchtweg. Schickt einige wenige gute Bogenschützen mit, die Brandpfeile bereithalten sollen. Wenn es gar nicht anders geht, verbrennt die Schiffe, aber nur als allerletztes Mittel. Sie sind wertvoll für uns.«
    »Die Rurisk!«
    Jemand in den hinteren Reihen stieß den Ruf aus. Alle Köpfe wandten sich dem Meer zu. Da war die Rurisk, eben umrundete sie den nördlichen Sporn der Bucht. Unmittelbar in ihrem Kielwasser tauchte ein zweites Segel auf. Unsere Leute erhoben ein lautes Jubelgeschrei. Doch weiter draußen auf dem Meer, im tiefen Wasser, weiß wie eines toten Mannes Bauch und mit ebenso aufgeblähten Segeln, schwamm das Weiße Schiff. Sobald ich es erblickte, bohrte sich ein Messer aus Eis in meine Eingeweide.
    »Das Weiße Schiff!« würgte ich hervor. Unsägliches Grauen schüttelte mich wie ein Krampf.
    »Was?« fragte Burrich überrascht. Es war das erste Wort, das er an diesem Tag zu mir sprach.
    »Das Weiße Schiff!« wiederholte ich und streckte die Hand aus.
    »Was? Wo? Das da? Das ist eine Nebelbank. Unsere Schiffe laufen dort drüben in den Hafen ein.«
    Ich schaute genauer hin. Er hatte recht. Eine Nebelbank, die sich vor meinen Augen in der Morgensonne auflöste. Die Angst verging wie der Geist eines höhnischen Lachens. Trotzdem erschien mir der Tag plötzlich vergällt, ein widriger Schatten lag darüber wie ein schlechter Geruch.
    »Teilt eure verfügbaren Leute auf und dann ans Werk«, ordnete Burrich an. »Wir wollen verhindern, daß unsere Schiffe auf Widerstand stoßen, wenn sie in die Bucht einlaufen. Schnell jetzt. Fitz, du gehst mit zu den Roten Schiffen. Unterrichte den Kapitän der Rurisk von dem, was wir beschlossen haben. Sobald ihr im Hafen fertig seid, kommt geschlossen zur Burg, um unseren Belagerungsring zu verstärken. Es wäre schön, wenn wir Herzog Kelvar von unserem Vorhaben in Kenntnis setzen könnten, aber ich nehme an, er wird es bald genug sehen. Nun, auf in den Kampf.«
    Es gab ein kurzes Durcheinander, ein Hin und Her zwischen Fuchsrot und Kerf, doch überraschend schnell ritt ich mit einem Trupp Soldaten hinter Fuchsrot her. Ich hatte mein Schwert, aber lieber wäre mir meine Axt gewesen, mit der ich mich während des Sommers angefreundet hatte.
    Nichts ging so glatt, wie es geplant war. In den Ruinen der gebrandschatzten Stadt trafen wir auf Outislander, lange bevor wir den Strand erreichten. Sie waren auf dem Rückweg zu ihren Schiffen, mit einem langen Zug von Gefangenen, die sie aneinandergefesselt mit sich führten. Wir griffen an. Einige hielten stand und kämpften, andere suchten ihr Heil in der Flucht. Bald waren unsere Leute überall zwischen den ausgebrannten Häusern und in von Schutt übersäten Straßen Guthavens verstreut. Einige kümmerten sich um die Gefangenen, schnitten ihre Fesseln durch und versuchten, ihnen so gut sie konnten zu helfen. Fuchsrot fluchte über den Aufenthalt, denn die geflohenen Korsaren würden natürlich die Wachen bei den Schiffen alarmieren. Kurz entschlossen ordnete sie eine Handvoll Soldaten ab, um den verzweifelten Einwohnern von Guthaven beizustehen. Wir anderen ritten weiter. Der Geruch von Leichen und Regen auf verkohltem Holz brachte

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