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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Widerstreben habe er erkannt, wofür der Angriff auf Guthaven nun der letzte Beweis gewesen sei: Bocksburg war nicht mehr der sichere Zufluchtsort wie früher. Keinesfalls war es ein Ort für jemanden mit angegriffener Gesundheit. Deshalb sein Beschluß, daß sein erlauchter Herr Vater, König Listenreich (bei der Erwähnung seines Namens hob der König den Kopf und blinzelte), landeinwärts reisen werde, um in Fierant am Vinfluß zu leben, bis sein Zustand sich gebessert hätte. An dieser Stelle unterbrach er sich, um wortreich seinen Dank an Herzog Holder von Farrow zu richten, für seine großzügige Geste, der königlichen Familie Burg Fierant als Wohnsitz zur Verfügung zu stellen. Er fügte hinzu, wie sehr es ihn freue, daß sie so günstig zwischen den Hauptburgen von sowohl Farrow als auch Tilth gelegen sei, denn er habe den Wunsch, in enger Verbindung mit diesen beiden überaus geschätzten Herzögen zu bleiben, die in letzter Zeit so häufig die anstrengende Reise nach Bocksburg unternommen hätten, um ihm in diesen schweren, schweren Zeiten zur Seite zu stehen. Nun könne er das höfische Leben zu denen bringen, die bisher weite Wege hätten gehen müssen, um daran teilzuhaben. Er hielt inne, um ihren kopfnickenden Dank und die gemurmelten Beteuerungen unwandelbarer Loyalität entgegenzunehmen. Beide Herzöge verfielen gehorsam in Schweigen, als er wieder die Hand hob.
    Er lud die Königin-zur-Rechten ein, bat sie, flehte sie an, König Listenreich dorthin zu begleiten. Sie wäre in Sicherheit, sie würde es bequemer finden, denn Burg Fierant war als Wohnstatt erbaut worden, nicht als Festung. Ihre Untertanen wären beruhigt, wenn sie den künftigen Thronerben gut aufgehoben und weit genug entfernt von der gefährlichen Küste wüßten. Er versprach, es würde alles getan werden, damit sie sich zu Hause fühlte. Man hätte die Absicht, einen großen Teil der Möbel und Schätze von Bocksburg vorauszuschicken, damit der Umzug für den hinfälligen König weniger belastend sei. Mit seinen lächelnden Worten degradierte er seinen Vater zum schwachsinnigen Greis und Kettricken zur trächtigen Zuchtstute. Er besaß die Unverfrorenheit, eine Pause zu machen, um zu hören, wie sie sich seinem Willen fügte.
    »Das kann ich nicht«, sagte sie mit großer Würde. »In Bocksburg hat mein Gemahl von mir Abschied genommen und dabei sein Heim in meine Obhut gegeben. Hier bleibe ich. Hier wird mein Kind geboren werden.«
    Edel wandte das Gesicht ab, vorgeblich um sein Lächeln vor ihr zu verbergen, doch in Wahrheit, damit das Publikum es besser sehen konnte. »Bocksburg wird gut behütet sein, liebe Schwägerin. Mein eigener Vetter, Lord Vigilant, Erbe von Farrow, hat Interesse daran bekundet, es zu verteidigen. Das gesamte Militär wird hier zurückbleiben, denn in Fierant brauchen wir es nicht. Ich bezweifle, daß man des Beistands noch einer Frau bedürfen wird, behindert von ihren Röcken und einem dicker werdenden Bauch.«
    Das schallende Gelächter, das seinen Worten folgte, schockierte mich. Es war eine plumpe Anzüglichkeit gewesen, eher eines Wirtshausrüpels würdig als eines Prinzen in seiner eigenen Burg. Ich fühlte mich an Königin Desideria zu ihren schlimmsten Zeiten erinnert, enthemmt vom Trunk und Drogen. Dennoch lachten sie, am Hohen Tisch und lauter noch an den unteren. Edels Charme und Freigebigkeit trugen Früchte. Was er sich heute abend auch an Beleidigungen oder Geschmacklosigkeiten leistete, diese Liebesdiener würden dasitzen und es schlucken, zusammen mit dem Fleisch und Wein an seiner Tafel. Kettricken schien keines Wortes mächtig zu sein. Sie erhob sich und hätte den Tisch verlassen, hätte nicht der König eine zitternde Hand ausgestreckt. »Tochter, bitte«, sagte er und seine brüchige Stimme war im ganzen Saal zu vernehmen, »verlaß mich nicht. Ich möchte dich an meiner Seite haben.«
    »Ihr seht, Schwägerin, es ist des Königs Wunsch«, beeilte Edel sich, sie zu ermahnen. Ich glaube, selbst er konnte den glücklichen Zufall nicht fassen, der den König veranlaßt hatte, zu diesem Zeitpunkt diese Bitte an sie zu richten. Kettricken ließ sich widerstrebend auf ihren Platz sinken. Ihre Unterlippe zitterte und ihr Gesicht färbte sich rot. Einen Augenblick lang fürchtete ich, sie würde in Tränen ausbrechen. Es wäre für Edel die Krönung seines Triumphs gewesen, ein Beweis der Labilität einer Frau in ihren Umständen. Aber sie bewahrte ihre Haltung, wandte sich dem König zu und

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