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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weiterleben?«
    Die Branntweinflasche wurde mit einem gedämpften Aufprall mitten auf den Tisch gestellt, Burrich verteilte drei Becher. »Wir werden trinken«, sagte er, »darauf, daß Molly irgendwo anders ihr Glück findet. Wir wollen es ihr wünschen, von ganzem Herzen.«
    Wir tranken eine Runde, und Burrich schenkte nach.
    Der Narr setzte eine zweifelnde Miene auf. »Ist das vernünftig, gerade jetzt?« fragte er.
    »Gerade jetzt habe ich genug davon, vernünftig zu sein«, antwortete ich. »Lieber bin ich ein Narr.«
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst«, belehrte er mich, doch trotzdem hob er mit mir zusammen den Becher. Auf Narren jeder Art und Weise. Vor allen Dingen weise. Und ein drittes Mal, auf unseren König.
    Wir taten unser Bestes, aber das Schicksal ließ uns nicht genügend Zeit. Ein entschiedenes Klopfen an Burrichs Tür kündigte Lacey an, einen Henkelkorb am Arm. Sie kam schnell herein und schloß die Tür gleich wieder hinter sich. »Befreit mich davon, seid so gut«, sagte sie und ließ das tote Huhn auf den Tisch plumpsen.
    »Mittag!« verkündete der Narr begeistert.
    Lacey brauchte eine Minute, um zu erkennen, in welchem Zustand wir uns befanden, aber dann fuhr sie auf wie eine Stichflamme. »Während wir unser Leben und unsere Reputation aufs Spiel setzen, habt ihr nichts Besseres zu tun, als euch zu betrinken.« Sie ging auf Burrich los. »Hast du in zwanzig Jahren nicht gelernt, daß damit keine Probleme zu lösen sind?«
    Burrich blieb von ihrer Empörung ungerührt. »Manche Probleme kann man nicht lösen«, bemerkte er philosophisch, »und ein guter Schluck macht sie um einiges erträglicher.« Er erhob sich ohne Schwierigkeiten und stand vor ihr wie ein Baum. In Jahren des Trinkens schien er gelernt zu haben, damit umzugehen. »Weshalb bist du gekommen?«
    Lacey kaute auf ihrer Unterlippe. Dann entschloß sie sich zu akzeptieren, daß er das Thema gewechselt hatte. »Ich will das Huhn loswerden. Und ich brauche eine Salbe für Prellungen.«
    »Hat eigentlich niemand in dieser Burg Vertrauen zu unserem unterbeschäftigten Medikus?« fragte der Narr niemand Bestimmtes. Lacey beachtete ihn nicht.
    »Das habe ich als Grund angegeben, um herzukommen. Also sollte ich es bei mir haben, falls jemand es sehen will. Der wirklich Grund war, Fitz zu suchen und ihn zu fragen, ob er weiß, daß Soldaten dabei sind, mit Äxten des Königs Tür einzuschlagen.«
    Ich nickte ernsthaft. So sicher wie Burrich fühlte ich mich nicht mehr auf den Beinen. Statt meiner sprang der Narr auf und rief: »Wie?« Er richtete anklagend den Blick auf mich. »Hast du nicht gesagt, du seist erfolgreich gewesen? Nennst du das Erfolg?«
    »Für etwas Besseres war die Zeit zu kurz«, erwiderte ich. »Entweder geht es gut aus oder nicht. Fürs erste haben wir alle getan, was wir konnten. Außerdem, denk nach. Das ist eine massive Eichentür. Sie werden eine Weile brauchen, um sich hindurchzuarbeiten. Und dann, könnte ich mir vorstellen, werden sie die Tür zum Schlafgemach des Königs ebenfalls verschlossen und verriegelt finden.«
    »Wie hast du das zustandegebracht?« fragte Burrich.
    »Ich gar nicht«, antwortete ich kurz angebunden und sah den Narren an. »Mehr kann und will ich nicht sagen. Es ist Zeit, ein wenig Vertrauen zu haben.« Ich wandte mich an Lacey. »Wie geht es der Königin und Philia? Wie ist euer Mummenschanz abgelaufen?«
    »Ganz gut. Die Königin hat bei dem Sturz unschöne Blutergüsse davongetragen, und ich für meine Person bin nicht überzeugt, daß das Kind außer Gefahr ist. Eine Fehlgeburt nach einem Sturz muß nicht immer sofort eintreten. Doch wir wollen das Unheil nicht heraufbeschwören. Wallace war bemüht, aber keine große Hilfe. Für einen Mann, der ein Heiler zu sein behauptet, weiß er bemerkenswert wenig von der wahren Lehre der Kräuter. Was den Prinzen angeht…« Lacey stieß die Luft durch die Nase und verzichtete darauf, ihre Ansicht in Worte zu kleiden.
    »Hält niemand außer mir es für gewagt, das Gerücht von einer Fehlgeburt in Umlauf zu bringen?« fragte der Narr leichthin.
    »Ich hatte keine Zeit, mir etwas anderes auszudenken«, verteidigte ich mich.
    »Nun gut. Für den Augenblick sind wir also einigermaßen sicher«, äußerte Burrich. »Aber wie geht es weiter? Sehen wir zu, wie der König und Königin Kettricken nach Fierant verfrachtet werden?«
    »Vertrauen. Schenkt mir noch einen Tag lang Vertrauen«, sagte ich betont. Das mußte genügen. »Und nun sollten

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