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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dumm gewesen. Wenn ein Mann dich einmal schlägt, wird er dich auch wieder schlagen, heißt es. Und dasselbe gilt für Lügen. Aber ich bin geblieben und habe mir alles angehört und habe geglaubt. Was für eine Närrin ich gewesen bin!« Diese letzten Worte stieß sie mit einer Wildheit hervor, daß ich zusammenzuckte wie unter einem Schlag. Sie trat einen Schritt zurück. »Ich danke dir, FitzChivalric«, sagte sie kalt, förmlich. »Du hast es mir sehr leicht gemacht.« Sie wandte sich ab.
    »Molly«, flehte ich. Ich wollte nach ihrem Arm greifen, aber sie fuhr herum und hob die Hand.
    »Faß mich nicht an!« zischte sie. »Wage es nicht, mich jemals wieder anzufassen!«
    Sie ging.
    Nach einer Weile kam mir zu Bewußtsein, daß ich immer noch im Finstern unter der Stiege zu Burrichs Kammer stand. Zitternd vor Kälte und dem Gefühl eines unwiederbringlichen Verlustes. Meine Lippen verzogen sich zu etwas zwischen einem Lächeln und einem Zähnefletschen. Immer hatte ich gefürchtet, meine Lügen könnten einmal Schuld sein, daß ich Molly verlor, aber die Wahrheit hatte in einem Augenblick durchtrennt, was von meinen Lügen ein Jahr lang zusammengehalten worden war. Was lernte ich daraus? Mit schleppenden Schritten ging ich die Treppe hinauf und klopfte an die Tür.
    »Wer ist da?« Burrichs Stimme.
    »Ich.« Er riegelte die Tür auf. Ich trat ins Zimmer und fragte statt einer Begrüßung: »Was hat Molly hier gewollt?« Zum Henker damit, wie es sich anhörte; zum Henker damit, daß der Narr noch an Burrichs Tisch saß. »Brauchte sie Hilfe?«
    Burrich räusperte sich. »Sie kam wegen Kräutern«, sagte er dann unbehaglich. »Ich konnte ihr nicht dienen. Ich hatte nicht, was sie brauchte. Dann kam der Narr, und sie ist geblieben, um mir mit ihm zu helfen.«
    »Philia und Lacey haben Kräuter. Alle Kräuter, die man sich nur wünschen kann.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt.« Er wandte sich ab und fing an, die Sachen wegzuräumen, die er gebraucht hatte, um den Narren zu verarzten. »Zu ihnen wollte sie nicht gehen.« Sein Tonfall schien die nächste Frage regelrecht herauszufordern.
    »Sie geht fort«, sagte ich kläglich. »Sie geht fort von hier.« Ich setzte mich auf den Stuhl vor Burrichs Kamin, klemmte die Hände zwischen die Knie und wiegte mich vor und zurück.
    »Bist du erfolgreich gewesen?« erkundigte sich der Narr mit ruhiger Stimme.
    Ich saß still. Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung, wovon er redete. »Ja«, antwortete ich dumpf. »Ja, ich glaube schon.« Erfolgreich auch darin, Molly zu verlieren. Erfolgreich darin, ihre Treue und Liebe zu erschöpfen, indem ich mich wie selbstverständlich davon bediente; erfolgreich darin, so logisch und vernünftig und meinem König ergeben zu sein, daß ich eben jede Chance auf ein eigenes Leben verspielt hatte. Ich sah Burrich an. »Hast du Philia geliebt?« fragte ich. »Als du beschlossen hast, ihr zu entsagen?«
    Der Narr hob ruckartig den Kopf und bekam kugelrunde Augen. Dann gab es also ein paar Geheimnisse, von denen selbst er nichts wußte. Burrichs Gesicht wurde finsterer, als ich es je gesehen hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, wie um sich daran zu hindern, etwas Unbeherrschtes zu tun. Mich zu töten, vielleicht. Oder vielleicht wollte er nur einen Schmerz in seinem Innern einschließen. »Bitte«, fügte ich hinzu, »ich muß es wissen.«
    Er sah mich unter gerunzelten Brauen hervor an. »Ich bin kein wetterwendischer Mann«, sagte er schwer. »Hätte ich sie geliebt, würde ich sie immer noch lieben.«
    Der Schmerz würde also nie vergehen. »Trotzdem hast du die Entscheidung getroffen…«
    »Jemand mußte entscheiden. Philia wollte nicht einsehen, daß es nicht sein konnte. Jemand mußte die Qual beenden.«
    Wie Molly für uns entschieden hatte. Ich versuchte krampfhaft, mir zu überlegen, was ich jetzt tun sollte. In meinem Kopf nur Leere. Ich schaute den Narren an. »Fühlst du dich besser?« fragte ich ihn.
    »Besser als du«, antwortete er ernst.
    »Ich meinte, deine Schulter. Sie ist…«
    »Verrenkt, aber nicht gebrochen. Viel besser als dein Herz.«
    Wie Burrich blieb auch er sich stets treu, Meister des behenden Wortwitzes, aber ich hatte nicht gewußt, daß er seine Pointen mit so viel Wärme zu kredenzen vermochte. Die Freundlichkeit war fast zu schwer zu ertragen. Ich fühlte, wie mir die Tränen hinter den Augen brannten. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte ich verzweifelt. »Wie soll ich damit

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