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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wir uns trennen und unser Leben so normal wie möglich weiterführen.«
    »Ein Stallmeister ohne Pferde und ein Narr ohne König«, bemerkte der Narr. »Burrich und ich können weitertrinken. Ich denke, das ist unter diesen Umständen ein normales Leben. Und du, Fitz, ich habe keine Ahnung, mit welchem Titel du dich neuerdings schmückst, ganz zu schweigen davon, was du normalerweise den Tag über zu tun pflegst, deshalb…«
    »Niemand wird herumsitzen und trinken«, fiel Lacey ihm kategorisch ins Wort. »Stellt die Flasche weg und nehmt eure fünf Sinne zusammen! Und geht auseinander, wie Fitz schon gesagt hat. In diesem Raum ist genug geredet und getan worden, um uns alle an den Galgen zu bringen. Dich selbstverständlich ausgenommen, FitzChivalric. Dir wird man den Giftbecher reichen. Jemanden mit königlichem Blut läßt man nicht mit uns gemeinem Volk an einem Ast baumeln.«
    Ihre Worte wirkten ernüchternd. Burrich verkorkte die Flasche und stellte sie aufs Regal zurück. Lacey ging zuerst, einen Topf mit Burrichs Salbe im Korb, der Narr folgte ihr kurze Zeit später. Als ich Burrich verließ, hatte er das Huhn ausgenommen und rupfte die letzten störrischen Federn aus. Der Mann ließ nichts umkommen.
    Ich wußte nicht, wohin mit mir. Kettricken ruhte wahrscheinlich und Philias Gedankensprüngen fühlte ich mich derzeit nicht gewachsen. Wenn der Narr sich in seinem Turmgemach aufhielt, dann, weil er nicht gestört werden wollte, und falls er da nicht war, hatte ich keine Ahnung, wo er sein könnte. Ganz Bocksburg wimmelte von Binnenländern wie ein Hund von Flöhen. Ich schlenderte durch die Küche und stibitzte Ingwerbrot. Dann wanderte ich scheinbar ziellos herum und näherte mich auf Umwegen der Kate, wo ich damals Nachtauge einquartiert hatte. Die baufällige Hütte stand leer, im Innenraum war es so kalt wie draußen. Es war einige Zeit her, seit Nachtauge hier sein Lager gehabt hatte. Er bevorzugte die bewaldeten Höhen hinter der Burg, doch ich brauchte nicht lange zu warten, bis sein Schatten über die Schwelle der offenen Tür fiel.
    Der vielleicht größte Vorteil des Bundes durch die alte Macht ist, daß Erklärungen überflüssig sind. Ich brauchte ihm nicht von den Ereignissen des letzten Tages berichten, brauchte keine Worte finden, um zu beschreiben, was es für ein Gefühl gewesen war, Molly weggehen zu sehen. Er stellte auch keine Fragen oder suchte nach tröstenden Worten. Die Angelegenheiten der Menschen mußten ihm unsinnig erscheinen. Für ihn war maßgeblich, was ich fühlte, nicht warum; er kam und setzte sich neben mir auf den schmutzigen Lehmboden. Ich legte den Arm um seinen Nacken und vergrub das Gesicht in seiner Halskrause.
    Ein seltsames Rudel seid ihr Menschen, bemerkte er nach einer Weile. Wie wollt ihr zusammen jagen, wenn ihr euch nicht darauf einigen könnt, alle in dieselbe Richtung zu laufen?
    Ich sagte nichts dazu. Ich wußte keine Antwort, und er erwartete keine.
    Er knabberte an einer juckenden Stelle an seinem Vorderlauf, dann richtete er sich auf, schüttelte sich und fragte:
    Und woher nimmst du jetzt eine neue Gefährtin
    Nicht alle Wölfe nehmen eine Gefährtin.
    Der Anführer tut es. Wie sonst könnte das Rudel wachsen?
    Mein Anführer hat eine Gefährtin, und sie erwartet ein Kind. Vielleicht machen die Wölfe es richtig und wir Menschen sollten uns ein Beispiel nehmen. Vielleicht sollten nur die Anführer eine Gefährtin haben. Das war die Entscheidung, die Dem-wir-folgen vor langer Zeit getroffen hat. Daß er nicht beides haben kann, eine Gefährtin und einen Führer, dem er von ganzem Herzen ergeben ist.
    Er ist mehr Wolf, als er zugeben will. Auch vor sich selbst. Eine Pause, ein bedeutungsvolles Schnuppern. Ingwerbrot?
    Ich gab es ihm, und er machte sich genüßlich darüber her.
    Ich habe nachts deine Träume vermißt.
    Das sind nicht meine Träume, das ist mein Leben. Du bist willkommen darin, solange Dem-wir-folgen nicht unmutig wird. Geteiltes Leben ist mehr Leben. Wieder eine Pause. Du hättest lieber das Leben des Weibchens geteilt.
    Es ist meine Schwäche, zuviel zu wollen.
    Er kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Du liebst zu viele. Mein Leben ist einfacher.
    Er liebte nur mich.
    Das ist wahr. Die einzige Schwierigkeit, die ich habe, ist, daß du es niemals glauben wirst.
    Ich seufzte schwer. Nachtauge mußte plötzlich niesen. Dann schüttelte er sich vom Kopf bis zum Schwanz. Ich mag diesen Mäusestaub nicht. Doch bevor ich gehe,

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