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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ermordet hatte?
    In der großen Halle feierte man mit Musik und Tanz, aber Justins Auftauchen machte dem schlagartig ein Ende. Ich hatte aufgeholt, so daß nur mehr wenige Schritte uns trennten, als er in vollem Lauf gegen einen der beladenen Tische schlitterte. Die Gäste standen noch wie erstarrt, als ich mich auf ihn stürzte und ihn zu Boden riß. Das Messer fuhr mehrmals in ihn hinein und heraus, bevor irgend jemand auf den Gedanken kam einzugreifen. Als Edels aus Farrow stammende Leibgarde sich auf ihre Pflicht besann, stieß ich ihnen den zuckenden Körper entgegen und sprang auf einen Tisch, der hinter mir stand. Ich hielt das blutige Messer in die Höhe. »Das Messer des Königs!« erklärte ich und zeigte es herum. »Nimmt Rache für des Königs Tod. Das ist alles!«
    »Er ist toll!« rief jemand. »Veritas’ Tod hat ihm den Verstand geraubt.«
    »Listenreich!« überschrie ich ihn zornbebend. »König Listenreich ist heute durch Verrat ermordet worden!«
    Edels Binnenländergarde prallte wie eine Flutwelle gegen meinen Tisch. Wer hätte gedacht, daß es so viele wären? In einem Schwall von Speisen und Geschirr stürzten wir allesamt zu Boden. Die Umstehenden schrien auf, aber ebenso viele wie nach vorn drängten, um den Kampf zu verfolgen, drängten erschreckt wieder zurück. Hod wäre stolz auf mich gewesen. Nur mit des Königs Gürtelmesser hielt ich mir drei Männer vom Leib, die mit kurzen Schwertern bewaffnet waren. Ich fintierte, ich sprang, ich drehte mich wie ein Tänzer. Ich war viel zu schnell für sie, und die Verletzungen, die sie mir zufügten, spürte ich kaum. Zweien von ihnen schlitzte ich bei einem blitzschnellen Ausfall durch Haut und Fleisch, einfach, weil sie nicht glaubten, daß ich kühn genug sein könnte, mich nahe genug heranzuwagen, um sie zu erreichen.
    Irgendwo im Hintergrund erhob jemand den Ruf: »Zu den Waffen! Helft dem Bastard! Sie töten FitzChivalric!« Ein Handgemenge entspann sich, aber ich konnte weder sehen, wer darin verwickelt war, noch hatte ich Muße, darauf zu achten. Ich stach einen der Gardisten in die Hand, und er ließ sein Schwert fallen. »Listenreich!« übertönte eine Stimme das Getöse. »König Listenreich ist erschlagen!« Nach dem Lärm zu urteilen, weiteten die Geplänkel sich aus. Ich konnte keinen Blick dafür erübrigen. Krachend stürzte ein weiterer Tisch um, ein Schrei ertönte. Im selben Moment stürmte die Bocksburger Garde in den Saal. Kerfs Befehle: »Bringt sie auseinander! Gebietet ihnen Einhalt! Vergießt nach Möglichkeit kein Blut in des Königs Halle!« Ich sah meine Angreifer umzingelt, sah Blades verblüfftes Gesicht, als er mich erkannte und dann über die Schulter rief: »Es ist FitzChivalric! Sie haben Fitz in der Zange!«
    »Geht dazwischen! Nehmt ihnen die Waffen ab!« Kerf fällte einen von Edels Männern mit einem gezielten Kopfstoß. Hinter ihm bildeten sich Knäuel von Kämpfenden, als unsere Soldaten gegen Edels Männer vorgingen, Klingen niederschlugen und verlangten, daß die Schwerter weggesteckt wurden. Ich erhielt eine Atempause und hatte Zeit festzustellen, daß wirklich viele der Anwesenden in den Strudel hineingezogen worden waren, und nicht nur Soldaten. Zwischen den Gästen waren Faustkämpfe ausgebrochen. Edels Fest schien in einem Tumult halb Wirtshausschlägerei, halb militärisches Scharmützel auszuklagen, als plötzlich Blade, einer unserer Männer, zwei meiner Angreifer niederrammte und vor mich hintrat.
    »Blade!« begrüßte ich ihn froh, in der Annahme, er sei ein Verbündeter. Dann bemerkte ich seine verteidigungsbereite Haltung. »Du weißt, ich würde nie die Waffe gegen dich erheben.«
    »Das weiß ich sehr gut, mein Junge«, antwortete der in Ehren ergraute Soldat bekümmert. Dann warf er sich auf mich und drückte mir in einer bärenhaften Umklammerung die Arme an den Leib. Ich weiß nicht, wer mich auf den Kopf schlug oder womit.

KAPITEL 30
IM KERKER
     
    Wenn ein Hundeführer den Verdacht hegt, daß einer seiner Burschen ein Gleisner ist, der die alte Macht benutzt, um die Hunde zu verderben und für seine eigenen Zwecke zu mißbrauchen, sollte er auf folgende Zeichen achten:
    Ist der Bursche maulfaul und hat unter seinesgleichen keine Freunde, sei wachsam. Merken die Hunde auf, bevor der Bursche zu sehen ist oder winseln, bevor er geht, habe Argwohn. Kehrt der Hund sich von der Witterung einer läufigen Hündin ab oder von einer Schweißspur und liegt auf das Gebot des Jungen still, zögere

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