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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu kümmern. Selbst in meinem benommenen Zustand war ich mir dessen bewußt. »Ja, es geht mir gut«, sagte ich schließlich.
    »Fitz, der König ist tot!« rief sie mir vom Ende des Ganges zu. In ihrer Hast, mir alles zu berichten, sprudelte sie die Worte hervor. »Und Königin Kettricken wird vermißt, und König-zur-Rechten Edel sagt, du steckst dahinter. Es heißt…«
    »Lady Philia, Ihr müßt jetzt gehen«, versuchte der Wärter ihren Redeschwall zu unterbrechen. Sie schenkte ihm keine Beachtung.
    »… du hättest vor Trauer über Veritas’ Tod den Verstand verloren und den König getötet und Serene und Justin, und man weiß nicht, was du der Königin angetan hast, und der Narr…«
    »Ihr dürft nicht mit dem Gefangenen sprechen, Hoheit!« Die Stimme des Wärters klang schon nachdrücklicher, aber sie hörte nicht auf ihn.
    »… ist spurlos verschwunden. Wallace, er sagt, er hätte dich und den Narren über dem Leichnam des Königs streiten gesehen, und dann erblickte er den Narbenmann, der gekommen wäre, um ihm den Lebensodem zu rauben. Der Mann ist verrückt! Und Edel beschuldigt dich der unreinen Magie, daß du die Seele eines Tieres hättest! Damit sollst du es bewerkstelligt haben, den König zu töten und…«
    »Hoheit, Ihr müßt jetzt gehen, oder ich habe keine andere Wahl, als Euch mit Gewalt hinausschaffen zu lassen.«
    »Dann tu das«, zischte Philia ihn an, »worauf wartest du. Lacey, dieser Mann belästigt mich. Ah! Du wagst es, Hand an mich zu legen! An mich, die ich Chivalrics Königin-zur-Rechten gewesen bin! Gut, Lacey, aber tu ihm nicht weh, er ist nur ein Junge. Ungezogen, aber trotzdem noch ein Junge.«
    »Lady Philia, ich bitte Euch…«
    »Du kannst mich nicht von hier wegschleppen, ohne deinen Posten zu verlassen. Glaubst du, ich bin so dumm, daß ich das nicht begreife? Was willst du tun? Mit deinem Schwert auf zwei alte Frauen losgehen?«
    »Chester, Chester, wo steckst du?« brüllte der Wachhabende vom Dienst. »Verflucht, Chester!« Man hörte seiner Stimme die ratlose Gereiztheit an, als er nach seinem Kameraden rief, der sich offenbar eine Pause gönnte. Wahrscheinlich saß er oben in der Wachstube neben der Küche, bei kühlem Bier und herzhaftem Eintopf. Mir wurde schwarz vor Augen.
    »Chester?« Die Stimme des Mannes entfernte sich. Er war tatsächlich so töricht, Philia stehenzulassen und auf die Suche nach dem verschwundenen Chester zu gehen. Schon hörte ich ihren leichten Schritt vor meiner Tür, fühlte die Berührung ihrer Finger an meiner Hand, die die Gitterstäbe umfaßte. Sie war nicht groß genug, um durch die Öffnung zu schauen und der Gang zu schmal, um so weit zurückzutreten, daß ich sie sehen konnte. Aber schon ihre Berührung war willkommen wie ein Sonnenstrahl.
    »Paß auf, ob er zurückkommt, Lacey«, sagte sie zu ihrer treuen Zofe und Freundin. Dann wandte sie sich an mich. »Wie geht es dir nun wirklich?« Sie sprach leise, niemand sollte hören, was wir redeten.
    »Hunger. Durst. Kalt. Schmerzen.« Ich sah keinen Grund sie anzulügen. »Wie stehen die Dinge in der Burg?«
    »Chaos. Unsere Soldaten haben in der großen Halle den Frieden wiederhergestellt, aber dann kam es draußen zu einer Schlägerei zwischen einigen der Binnenländer, die Edel hergebracht hat, und den Unsrigen. Königin Kettrickens Garde ist dazwischen gegangen, und die Offiziere hatten ihre Männer zur Räson gebracht, dennoch herrscht eine angespannte Atmosphäre. Nicht nur Soldaten waren in die Handgreiflichsten verwickelt. Manch einer von den Gästen hat ein blaues Auge oder muß hinken, aber ernsthaft verletzt worden ist glücklicherweise niemand. Blade hat am meisten abbekommen, heißt es. Er hat versucht, dich gegen die Männer aus Farrow zu verteidigen. Angeknackste Rippen, ein eingerissenes Ohr, und ein Arm ist wohl ausgerenkt, aber Burrich sagt, alles halb so schlimm. Nun ja, die Fronten sind abgesteckt, und die Herzöge gehen mit gesträubtem Nackenfell umher und knurren sich gegenseitig an wie Hunde.«
    »Burrich?« fragte ich heiser.
    »War gar nicht dabei«, beruhigte sie mich. »Ihm geht es gut. Ich nehme an, schlechte Laune zu haben und jedermann ein mürrisches Gesicht zu zeigen, ist bei ihm ein Zeichen dafür, daß es ihm gut geht.«
    Mein Herz schlug wie ein Hammer. Burrich. Weshalb war er noch hier? Ich wagte nicht, mich genauer zu erkundigen. Ein Wort zuviel, und Philias Neugier war geweckt. »Und Edel?« fragte ich.
    Sie schnaubte. »Man hat den Eindruck,

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