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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder.
    »Hör auf«, mahnte Chade streng. »Setz dich hin. Trink einen Schluck Wasser. Du steigerst dich selbst in Panik hinein, Fitz. Die Flasche war mit einem alten Korken fest verschlossen. Falls der Wein vergiftet gewesen sein sollte, dann liegt die Tat Jahre zurück. Ich kenne nur wenige Menschen mit der nötigen Geduld, einen Wein zu vergiften und ihn dann in aller Gemütsruhe reifen zu lassen. Nein, uns geht es gut.«
    Ich atmete gepreßt ein und aus. »Aber jemand hat ganz andere Absichten gehabt. Wer hat dir das Essen gebracht?«
    Chade schnaubte verächtlich. »Ich habe meine Mahlzeit selbst zubereitet, wie stets. Das auf dem Tisch stammt aus einem Präsentkorb für Lady Quendel. Von Zeit zu Zeit versucht man sich bei ihr einzuschmeicheln, weil es heißt, sie habe des Königs Ohr. Wer sollte mein weibliches Alter ego vergiften wollen?«
    »Edel«, sagte ich wieder. »Ich habe dich gewarnt, daß er glaubt, sie wäre des Königs Giftmischerin. Wie konntest du so unvorsichtig sein? Du weißt, er gibt Lady Quendel die Schuld am Tod seiner Mutter. Sollen wir um den heißen Brei herumreden, bis er uns alle vergiftet hat? Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er auf dem Thron sitzt.«
    »Und ich sage dir nochmals, ich will nichts hören von Verrat!« Chade schrie es fast. Er setzte sich hin und nahm Schleicher auf den Schoß. Das kleine Tier putzte sich mit den Vorderpfoten umständlich den Schnurrbart, dann rollte es sich zusammen, um zu schlafen. Ich betrachtete Chades bleiche Hand, die hervortretenden Sehnen, die pergamentene Haut, während er das Wiesel streichelte. Er hielt den Blick gesenkt, sein Gesicht war steinern. Endlich sagte er mit ruhiger Stimme: »Ich denke, unser König hatte recht. Wir sollten alle unsere Wachsamkeit verdoppeln. Und nicht nur, was Kettricken betrifft. Oder uns selbst.« Als er den Kopf hob und mich ansah, waren seine Augen voller Qual. »Achte auf deine Frauen, Junge. Weder Unschuld noch Ahnungslosigkeit sind ein Schutz vor hinterhältigen Anschlägen wie diesem. Philia, Molly, sogar Lacey. Finde einen Weg, einen unauffälligen Weg, auch Burrich eine Warnung zukommen zu lassen.« Er seufzte und fragte in das leere Zimmer hinein: »Haben wir nicht Feinde genug außerhalb unserer Mauern?«
    »Genug«, bestätigte ich. Edels Namen ließ ich diesmal und künftig unerwähnt.
    Er schüttelte den Kopf. »Dies ist kein gutes Omen vor dem Antritt einer Reise.«
    »Eine Reise? Du gehst auf eine Reise?« Ich konnte es kaum glauben. Chade verließ nie die Burg. Fast nie. »Wohin?«
    »Wohin gute Gründe mich führen. Jetzt aber denke ich fast, ich habe gute Gründe zu bleiben.« Er schloß für einen Moment wie müde die Augen. »Paß auf dich auf, Junge, während ich fort bin. Aus der Ferne vermag ich dich nicht vor Unheil zu bewahren.« Und mehr wollte er mir nicht sagen.
    Als ich ihn verließ, schaute er gedankenverloren ins Feuer, die Hände um den zusammengerollten Körper des Wiesels gefaltet. Ich ging mit weichen Knien die Treppe hinunter. Der Anschlag auf Chade hatte mich mehr erschreckt als alles andere. Nicht einmal seine geheime Existenz war ausreichend gewesen, ihn davor zu bewahren. Und es gab andere, leichtere Ziele, die mir ebenso am Herzen lagen.
    Verflucht der Hochmut, der mich am Morgen veranlaßt hatte, Edel unter die Nase zu reiben, daß er mich nicht mehr herumstoßen konnte. Ich war ein Narr gewesen, ihn herauszufordern; ich hätte wissen müssen, daß ich dadurch jeden, der mir nahestand, in Gefahr brachte. In meinem Zimmer blieb ich nur solange, wie nötig war, um in andere Kleider zu schlüpfen, dann stieg ich die Treppe hinauf und schlich zu Mollys Kammer. Ich klopfte leise an die Tür.
    Nichts rührte sich. Ein zweites Mal wollte ich nicht klopfen. Es fehlten noch ein oder zwei Stunden bis zum Morgen, die Bewohner der Burg lagen nach der denkwürdigen Nacht in tiefem Schlummer, aber wie das Unglück es wollte, wachte vielleicht doch die falsche Person auf und ertappte mich vor Mollys Tür. Andererseits mußte ich wissen, ob es ihr gutging.
    Der Riegel an ihrer Tür stellte kein Hindernis dar, und ich nahm mir vor, für einen besseren zu sorgen. Lautlos wie ein Schatten betrat ich ihre Kammer, und lautlos schloß ich die Tür hinter mir. Im Kamin war das Feuer niedergebrannt. Die unter der grauen Aschehülle glosenden Scheite durchwoben die Dunkelheit im Raum mit einem rötlichen Schimmer. Ich verharrte einen Moment, bis meine Augen sich umgewöhnt hatten, dann ging

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