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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ins Schloß geholt hatte, daß nicht mehr Wahnblüte, sondern Heitergras das bevorzugte Glimmkraut des Königs war, und daß Seine Majestät höchst erbost über die mindere Qualität der gelben Seide eines gewissen Festro gewesen sei und gedroht hatte, ihn auspeitschen zu lassen für die Unverfrorenheit, ihm solch erbärmliches Zeug anzubieten. Der Ball war gleichzeitig ein Abschiedsfest für den König, bevor er sich morgen früh einschiffte, um seine liebe Freundin Lady Celesta in Schloß Gülden am Vinfluß zu besuchen. Ich hörte noch eine ganze Menge Hofklatsch und pikante Gerüchte, aber nur wenig, das mir bei meinem Vorhaben nützen konnte. Als greifbaren Lohn hatte ich nach einiger Zeit eine Handvoll Kupfergroschen eingeheimst.
    Ich kehrte in die Stadt zurück und erfragte mir den Weg in die Straße der Kleidermacher. An der Hintertür von Festros Tuchgewölbe fand ich einen Lehrling, der mit Ausfegen beschäftigt war. Von ihm erstand ich für einige Kupfergroschen etliche Flicken gelber Seide in verschiedenen Schattierungen. Anschließend suchte ich mir einen Laden, der billig aussah und mußte dennoch feststellen, daß meine gesamte Barschaft gerade eben ausreichte, um Pluderhosen, einen Kittel und ein Kopftuch zu erstehen, wie ich es bei dem Lehrling gesehen hatte. Ich zog mich gleich um, flocht mein Haar im Nacken zu einem Zopf, den ich unter dem Kopftuch verbarg, schlüpfte in die Stiefel und verließ den Laden als ein anderer. Das Schwert hatte ich in der Hose am Bein festgebunden. Damit es nicht auffiel, täuschte ich ein Hinken vor. Mein Bündel, bis auf die Gifte und andere wichtige Utensilien, versteckte ich in einem Nesselbusch hinter einem höchst anrüchigen Abtritt im Hinterhof einer Schänke. Nach diesen Vorbereitungen machte ich mich auf den Rückweg zum Schloß.
    Ich zögerte nicht lange, sondern ging geradewegs zum Tor der Kaufleute und stellte mich in die Reihe der auf Einlaß Wartenden. Das Herz schlug mir bis zum Hals, doch äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und vertrieb mir die Zeit damit zu studieren, was man zwischen den Bäumen hindurch von dem Schloßbau sehen konnte. Er war riesig. Hatte ich mich vorhin noch gewundert, wie man soviel fruchtbaren Boden an Parks und Gärten vergeuden konnte, sah ich jetzt, all das war nur die Fassung für ein Bauwerk von beeindruckenden Ausmaßen und atemberaubender Architektur. Nichts daran erinnerte an Festung oder Burg, alles atmete Ästhetik und Eleganz. Als ich an die Reihe kam, zeigte ich meine Seidenlappen vor und sagte, ich brächte Festros demütige Bitte um Vergebung sowie einige Muster, von denen er zu hoffen wagte, sie seien mehr nach dem Geschmack Seiner allergnädigsten Majestät. Als ein übellauniger Wächter bemerkte, gewöhnlich pflege Festro selbst zu kommen, erwiderte ich verdrossen, mein Herr sei der Ansicht, Striemen seien meinem Rücken bekömmlicher als dem seinen, sollten die Muster dem König nicht zusagen. Die Männer grinsten sich an und ließen mich ein.
    Ich beeilte mich, zu einer Gruppe von Musikanten aufzuschließen, die kurz vor mir durchs Tor gegangen waren, und folgte ihnen zur Rückseite des Schlosses. Als sie stehenblieben, um sich nach ihrem Quartier zu erkundigen, kniete ich nieder, um meinen Stiefel zu schnüren und war rechtzeitig wieder auf den Beinen, um hinter ihnen durch die Tür zu schlüpfen. Ich fand mich in einem kleinen Vorplatz wieder, kühl und fast dunkel nach der Hitze und dem grellen Licht des Nachmittags. Die Musikanten schwatzten und lachten, während sie eilig weitergingen. Ich hingegen verlangsamte meinen Schritt und blieb zurück. Als ich an einer halb offenstehenden Tür vorbeikam und ein Blick mir zeigte, daß das Zimmer dahinter leer war, schob ich mich hindurch und schloß sie leise hinter mir. Fürs erste geborgen, holte ich tief Atem und schaute mich um.
    Ich befand mich in einem kleinen Wohnraum. Die Möbel waren schäbig und bunt zusammengewürfelt, deshalb nahm ich an, Dienstboten und Handwerker hielten sich hier auf. Ich konnte nicht erwarten, lange ungestört zu bleiben. An einer Wand standen nebeneinander mehrere Schränke. Ich suchte mir einen aus, auf den beim Hereinkommen nicht sofort der Blick fiel, machte mir Platz und setzte mich hinein. Die Schranktür ließ ich einen Spalt offen, um Licht zu haben, dann ging ich an die Arbeit. Ich inspizierte und ordnete meine Phiolen und Päckchen mit den verschiedenen Giften. Ich präparierte sowohl meinen Dolch als auch meine

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