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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schwertklinge und schob beides mit großer Vorsicht zurück in die Scheide. Das Schwert hängte ich wieder außen an den Gürtel. Anschließend machte ich es mir gemütlich und richtete mich auf eine längere Wartezeit ein.
    Es wollte und wollte nicht dunkel werden. Zweimal kamen Leute herein. Aus ihren Gesprächen hörte ich heraus, daß die Vorbereitungen für das Fest im vollen Gange waren und man alle Hände voll zu tun hatte. Zum Zeitvertreib malte ich mir aus, was Edel sich einfallen lassen würde, um mich vom Leben zum Tode zu befördern, falls ich ihm in die Hände fiel. Ein paarmal verlor ich fast den Mut, doch ich wußte, wenn ich jetzt aufgab, würde ich ewig mit der Angst leben müssen. Also versuchte ich, mich auf alles vorzubereiten. Wenn Edel sich im Schloß aufhielt, scharwenzelte bestimmt seine Kordiale um ihn herum. Mit besonderer Sorgfalt absolvierte ich eine nach der anderen die Übungen, die Veritas mich zum Schutz vor anderen Gabenkundigen gelehrt hatte. Die Versuchung, mit der Gabe hinauszugreifen, um festzustellen, ob ich die Aura meiner Widersacher spüren konnte, war fast übermächtig, aber ich ließ es sein. Ich traute mir nicht zu, nach ihnen zu forschen, ohne mich zu verraten. Und selbst wenn ich sie aufspürte, was hatte ich davon? Nein, es war vernünftiger, mich gegen sie abzuschirmen. Keinesfalls durfte ich darüber nachdenken, was genau ich tun wollte, damit sie nicht auf mich aufmerksam wurden. Als endlich der Himmel vor dem Fenster schwarz war und mit Sternen bedeckt, verließ ich meinen Schlupfwinkel und schlich auf den Gang hinaus.
    Ich hörte Musik, offenbar gingen die Wogen des Festes bereits hoch. Einen Augenblick lauschte ich der gedämpft zu vernehmenden Melodie einer bekannten Ballade über zwei Schwestern, von denen eine die andere ertränkte. Für mich war das Erstaunliche an dem Lied nicht eine Harfe, die von selber spielte, sondern was im Kopf eines Musikanten vorging, der eine tote Frau entdeckte und sich dazu inspiriert fühlte, aus ihrem Brustbein eine Harfe anzufertigen. Dann konzentrierte ich mich auf mein Vorhaben.
    Ich befand mich in einem schmucklosen Korridor, Steinfußboden, vertäfelte Wände und beleuchtet von nur wenigen Fackeln. Gesindequartiere, vermutete ich, jedenfalls nicht fein genug für Edel oder seine Freunde. Aber deshalb durfte ich mich hier noch lange nicht sicher fühlen. Ich mußte in den zweiten Stock hinauf, am besten über eine Dienstbotenstiege. Auf leisen Sohlen eilte ich von einer Tür zur nächsten. An jeder verharrte ich kurz, um zu lauschen. Zweimal hörte ich etwas, plaudernde Frauenstimmen, das Klappern eines Webstuhls. Die Türen, hinter denen es still war, probierte ich und öffnete sie kurz, sofern ich sie unverschlossen fand. Fast alle Zimmer waren zum Spinnen, Weben und Schneidern eingerichtet; in einem Raum lagen die zugeschnittenen Teile eines Gewandes aus feiner blauer Wolle auf dem Tisch, um geheftet und dann genäht zu werden. Offenbar hatte Edel nach wie vor ein Faible für elegante Kleidung.
    Ich gelangte zum Ende des Ganges und lugte um die Ecke. Erneut ein Flur, erheblich vornehmer und breiter. Die Stuckdecke war mit Abdrücken von Farnwedeln verziert. Wieder lauschte ich an Türen, spähte in Zimmer. Allmählich näherte ich mich meinem Ziel. Ich entdeckte eine Bibliothek, die mehr Bücher und Schriftrollen beherbergte, als ich je geglaubt hatte, daß es überhaupt geben könnte. In einem anderen Zimmer saßen buntgefiederte Vögel halb schlafend in extravaganten Käfigen auf ihren Stangen. Weißer Marmor faßte Teiche, in denen Fische und Seerosen schwammen. Bänke und Polsterstühle gruppierten sich um Spieltische, auf dazwischen verteilten Gueridons standen Räuchergefäße. Mir einen solchen Raum vorzustellen, hätte meine Phantasie nicht ausgereicht.
    Schließlich gelangte ich in einen Saal, der mir eher Edels Ansprüchen zu genügen schien, mit gerahmten Ahnenbildnissen an den Wänden und einem Boden aus glänzendem schwarzen Schiefer. Ich wich zurück, als ich eines Soldaten ansichtig wurde, und drückte mich in eine Nische, bis seine gelangweilten Schritte sich entfernten. Dann kam ich wieder hervor und huschte an all diesen Edlen hoch zu Roß und den geziert lächelnden Damen in ihren protzigen Rahmen vorbei.
    Ich stolperte in ein Antchambre. Hier gehörten Wandteppiche zur Einrichtung, und auf kleinen Tischen standen Figurinen und Blumenschalen. Selbst die Fackelhalter waren dekorativer. Zu beiden Seiten

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