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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines Kamins mit reichornamentierter Einfassung hingen kleine Portraits in vergoldeten Rahmen. Sessel standen für vertrauliche Plaudereien in Gruppen zusammen. Die Musik war hier lauter, und ich hörte auch Lachen und Stimmen. Trotz der späten Stunde schienen die Feiernden noch nicht müde zu werden. Zwei hohe, geschnitzte Türen führten zu dem großen Saal, in dem Edel und sein Hofstaat tanzten und kurzweilten. Ich zog mich hinter die Ecke zurück, als ich zwei Lakaien durch eine Tür links von mir eintreten sah. Sie trugen Tabletts mit verschiedenen Räuchergefäßen, wahrscheinlich, um sie gegen erloschene auszutauschen. Mit angehaltenem Atem lauschte ich auf ihre Schritte, ihre Unterhaltung. Sie öffneten die hohen Türen, Harfenklang strömte herein und der betäubende Geruch von Glimmkraut. Beides endete wie abgeschnitten, als die Türen sich wieder schlossen. Ich schob den Kopf um die Ecke. Vor mir war die Luft rein, aber hinter mir...
    »Was hast du Lümmel hier zu schaffen?«
    Mir rutschte das Herz in die Hose, ich zwang ein törichtes Lächeln auf mein Gesicht, als ich mich herumdrehte und zu dem Soldaten aufsah, der hinter mir den Raum betreten hatte.
    »Vergebung, Herr, ich habe mich in diesen vielen Gängen verlaufen«, sagte ich unschuldig.
    »Wahrhaftig? Das erklärt nicht, weshalb du innerhalb der Mauern des königlichen Palastes ein Schwert trägst. Jedermann weiß, daß Waffen hier verboten sind, außer für des Königs Leibgarde. Ich habe dich herumschleichen sehen. Hast du geglaubt, während alle feiern, könntest du dir unbemerkt die Taschen füllen?«
    Starr vor Entsetzen stand ich da und sah den Mann auf mich zukommen. Mein bestürzter Gesichtsausdruck mußte ihn davon überzeugen, daß er einen kleinen Dieb auf frischer Tat ertappt hatte. Verde ahnte nicht, daß er gerade einem Mann wiederbegegnete, den er in einem Kerker in Bocksburg geholfen hatte totzuschlagen. Seine Hand ruhte lässig auf dem Schwertknauf, und er lächelte zuversichtlich. Er war ein gutaussehender Mann, hochgewachsen und blond, wie viele Menschen in Farrow. Als Abzeichen trug er die goldene Eiche der Mountwells, doch ergänzt mit dem Rehbock der Weitseher salient. Also hatte Edel sich sein eigenes Wappen geschaffen. Ich wünschte mir nur, er hätte den Bock weggelassen.
    Ein Teil von mir bemerkte all diese Einzelheiten, während ein anderer erneut den Alptraum durchlebte, halb besinnungslos vom Boden hochgehoben und diesem Mann vor die Fäuste gestellt zu werden. Er war nicht Kujon, der mir die Nase gebrochen hatte. Nein, Verde war nach ihm gekommen, um das Werk zu vollenden. Er hatte turmhoch über mir aufgeragt, während ich mich zu seinen Füßen gekrümmt hatte wie ein Wurm und über den Steinboden gekrochen war, der glitschig von meinem Blut gewesen war. Ich erinnerte mich an seine gutgelaunten Flüche, wenn er sich wieder einmal nach mir bücken mußte, weil ich nach jedem Schlag hinfiel. »Bei Edas Titten«, murmelte ich vor mich hin, und mit diesen Worten erstarb die Furcht in mir.
    »Sehen wir einmal nach, was du in diesem Beutel hast«, sagte Verde und kam näher.
    Ich durfte ihn nicht hineinschauen lassen. Auch der geschickteste Lügner der Welt hätte ihm nicht weismachen können, der Inhalt sei harmlos. Es gab keine Ausrede, mit der ich mich aus dieser Bedrängnis retten konnte. Ich würde den Mann töten müssen.
    Auf einmal war alles so einfach.
    Der Ort war nicht günstig, nur durch eine Wand getrennt von den vielen Menschen im Festsaal. Ich wollte keinen Aufruhr, falls die Sache nicht ganz lautlos abging. Also wich ich zurück, Schritt um Schritt, bis in das Gemach, aus dem ich gerade gekommen war. Die gemalten Ahnen schauten zu, wie ich den hochgewachsenen Gardisten hinter mir her lockte.
    »Bleib stehen!« befahl er, aber ich schüttelte heftig den Kopf, in hoffentlich glaubwürdiger Angst. »Bleib stehen, habe ich gesagt, du trauriges Jammergestell!«
    Ich schaute kurz über die Schulter, dann wieder auf ihn, als würde ich versuchen den Mut zu fassen, ihm den Rücken zuzukehren und wegzulaufen. Beim drittenmal sprang er auf mich zu.
    Darauf hatte ich gehofft.
    Ich trat zur Seite und rammte ihm den Ellenbogen ins Kreuz, so daß er ins Stolpern geriet und auf die Knie fiel. Mit einem dumpfen Schlag traf Knochen auf Stein. Er stieß einen unartikulierten Wut- und Schmerzensschrei aus; offenbar konnte er nicht glauben, daß dieser Hänfling von einem Dieb es wagte, ihn zu schlagen. Ein Tritt unter das

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