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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich kann es nicht. Wenn sich herausstellt, daß er uns durch die Finger geschlüpft ist, haben wir Will den Vorwand geliefert, nach dem er schon so lange sucht.« Auch die Stimme des zweiten Mannes klang ungehalten, doch gleichzeitig hatte sie einen Unterton von weinerlichem Selbstmitleid.
    »Will und nach einem Vorwand suchen? Der nicht. Er macht uns bei jeder Gelegenheit vor Edel schlecht. Wenn man ihn reden hört, könnte man glauben, er hätte als einziger im Dienst des Königs Opfer gebracht. Eine Kammerzofe hat mir gestern erzählt, daß er auf jede Beschönigung verzichtet. Dich nennt er fett, und mich beschuldigt er jeden Lasters, welches ein Mensch nur haben kann.«
    »Wenn ich nicht die Statur eines Soldaten habe, dann liegt es daran, daß ich eben kein Soldat bin. Ich diene dem König nicht mit meinem Körper, sondern mit meinem Verstand. Soll er doch bei sich anfangen, bevor er an uns herumkrittelt, mit seinem einen guten Auge.« Das Selbstmitleid trat immer mehr in den Vordergrund. Burl, fiel es mir plötzlich ein. Burl, der mit Carrod sprach.
    »Nun, ich bin sicher, daß er uns wegen heute abend keinen Vorwurf machen kann. Hier ist nichts Ungewöhnliches zu spüren. Er hat dich schon soweit gebracht, daß du vor jedem Schatten erschrickst und überall Gefahren lauern siehst. Beruhige dich. Das ist jetzt die Angelegenheit der Wachen, nicht unsere. Wahrscheinlich stellt sich heraus, daß ein eifersüchtiger Ehemann es getan hat, oder einer von seinen Kameraden war ihm nicht wohlgesonnen. Man munkelt, Verde hätte erstaunlich viel Glück beim Würfeln gehabt. Daß er im Spielzimmer liegt, könnte ein Fingerzeig sein. Wenn du mich jetzt entschuldigst, kehre ich zu der lieblichen Gesellschaft zurück, die ich deinetwegen verlassen mußte.«
    »Geh, wenn das alles ist, woran du denken kannst«, sagte der andere mürrisch. »Doch wenn du einmal einen Augenblick Zeit erübrigen kannst, glaube ich, daß es gut wäre, wenn wir uns zusammensetzen und beraten.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Ich bin fast entschlossen, jetzt gleich zu ihm zu gehen. Soll er sich darum kümmern.«
    »Du wirst dich nur zum Narren machen. Deine ständige Schwarzseherei ist eine Folge seines Einflusses. Soll er seine Warnungen und düsteren Prophezeiungen ausstoßen und sein Leben damit zubringen, auf das Schlimmste gefaßt zu sein. Wenn man ihn hört, ist seine Wachsamkeit alles, was der König braucht. Er versucht, uns diese Furcht einzupflanzen, und dein Jammern bereitet ihm vermutlich große Befriedigung. Laß ihn nicht all deine Gedanken sehen!«
    Eine Person entfernte sich mit raschen, bestimmten Schritten. Das Rauschen in meinen Ohren ließ ein wenig nach. Nach einer Weile hörte ich den zweiten Mann fortgehen; er bewegte sich schwerfälliger und redete halblaut mit sich selbst. Als auch seine Schritte verklungen waren, fühlte ich mich wie von einer ungeheuren Last befreit. Ich schluckte trocken und überlegte, was ich jetzt tun sollte.
    Durch hohe Fenster fiel ein wenig Helligkeit in das Gemach. Ich konnte eine Bettstatt erkennen. Unter der zurückgeschlagenen Decke sah man die weißen Laken schimmern. Es war leer. In einer Ecke erhob sich die dunkle Masse eines Schranks, und auf einem Waschtisch standen Lavoir und Lampette.
    Ich atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen, dann stand ich leise auf. Ich mußte Edels Privatgemächer finden. Vermutlich befanden sie sich in diesem Stockwerk, während das Gesinde in Kammern unter dem Dach hauste. Vorsicht hatte mich bis hierher gebracht, aber vielleicht war es jetzt an der Zeit, etwas kühner vorzugehen. Ich trat zu dem Kleiderschrank in der Ecke und öffnete ihn. Wieder einmal lächelte mir das Glück, der Bewohner dieses Zimmers war ein Mann. Bei der Suche zwischen den Kleidungsstücken mußte ich mich auf meinen Tastsinn verlassen, und Eile war geboten. Man konnte nicht wissen, wann der rechtmäßige Eigentümer, der sich wahrscheinlich auf dem Ball amüsierte, Sehnsucht nach seinem Bett verspürte. Nach einigem Wühlen fand ich ein Hemd aus hellem Stoff mit etwas zuviel Rüschen an Kragen und Manschetten, aber wenigstens waren die Ärmel lang genug. Ich schlüpfte hinein und anschließend in eine dunkler gefärbte Hose, die sich zu weit anfühlte. Ich hielt sie mit dem Gürtel in der Taille fest und hoffte, daß sie mir nicht gar zu auffällig um die Glieder schlotterte. Bei genauerer Umschau entdeckte ich einen Topf mit Pomade. Ich nahm davon, um mir mit den

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