Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Geruch und machte mich ans Werk.
Fitz? Was hast du vor? Kaum fühlbar Veritas’ Frage.
Gerechtigkeit üben. Nur mit einem Hauch der Gabe sandte ich den Gedanken auf die Reise. Ich wußte nicht, war es meine eigene oder Veritas’ böse Vorahnung, die ich fühlte. Wie auch immer, sie sollte mich nicht von meinem Vorhaben ablenken.
Zu meiner Enttäuschung gab es nur wenig hier, das sich für meine Zwecke eignete. Ich konnte die Pomade vergiften, aber die Wahrscheinlichkeit war groß, daß ich damit Edels Kammerdiener oder wer immer ihn frisierte, den Tod brachte, statt ihm selbst. Die Räuchergefäße enthielten nur noch Asche; was ich dort hineinstreute, würde mit allem anderen weggeschüttet werden. Es war Sommer, der Eckkamin ausgeräumt und gefegt, und natürlich lag auch kein Brennholz bereit. Geduld, sagte ich mir. Sein Schlafgemach konnte nicht weit weg sein und bot wahrscheinlich ein besseres Betätigungsfeld. Fürs erste ließ ich seiner Haarbürste eine Behandlung mit einem meiner besonders wirkungsvollen Venena angedeihen. In den Rest tauchte ich seine Ohrringe, und mit den letzten Tropfen verlieh ich seinen Parfüms eine besondere Note. Allerdings war das Mittel in dieser Verdünnung wahrscheinlich zu schwach, um ihn zu töten. Für die gefalteten Seidentaschentücher in einer Schublade wählte ich die Sporen des Todesengelpilzes, die ihm sein langsames Sterben mit Halluzinationen versüßen würden. Größte Genugtuung bereitete es mir, die Innenseiten seiner vier Paar Handschuhe mit Todeswurz zu bestäuben, das Gift, mit dem Edel mich im Bergreich aus dem Weg zu räumen versucht hatte und höchstwahrscheinlich Ursache der Anfälle, die mich seither in unregelmäßigen Abständen heimsuchten. Ich hoffte, er würde seine eigenen Krämpfe und Zuckungen ebenso amüsant finden wie die meinen. Ich suchte drei von seinen Hemden heraus, von denen ich glaubte, daß er sie besonders gern trug, und nahm mir ihre Kragen und Manschetten vor. Es lag kein Holz im Kamin, aber unter meinen Giften befand sich eins, das sich unauffällig mit den Resten von Asche und Ruß vermischte, die auf den Ziegeln zurückgeblieben waren. Ich verstreute es großzügig und hoffte, daß, wenn man an den ersten kühlen Abenden ein Feuer anzündete, die verderblichen Dämpfe Edels Nase erreichten. Ich hatte eben das Gift wieder in meinem Beutel verstaut, als ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte.
Ich trat lautlos neben einen der Schränke und wartete, das Messer in der Hand. Eine tödliche Ruhe hatte von mir Besitz ergriffen. Sollte es möglich sein, daß ein glücklicher Zufall mir Edel auf dem Silbertablett servierte? Nein, es war nur ein weiterer Soldat in Edels Farben. Der Mann trat ins Zimmer und schaute sich rasch nach allen Seiten um. Verärgerung spiegelte sich auf seinen Zügen, als er ungeduldig sagte: »Es war abgeschlossen. Hier ist niemand.« Ich wartete darauf, daß sein Partner antwortete, doch er war allein. Er stand einen Augenblick still, dann seufzte er und trat zu dem Schrank mit der halboffenen Tür. »Dummes Zeug. Ich verschwende hier meine Zeit, während der Mörder entkommt.« Trotz des Murrens zog er sein Schwert und stocherte zwischen den Kleidern herum.
Als er sich vorbeugte, um die Tiefen des Schranks zu erforschen, sah ich im Spiegel gegenüber deutlich sein Gesicht. Mir wurden die Knie weich, und Haß flammte in mir auf. Ich kannte den Namen dieses Mannes nicht, aber seine hämische Visage hatte sich für alle Zeiten meinem Gedächtnis eingeprägt.
Er sah mich im selben Augenblick wie ich ihn. Bevor er Zeit hatte zu reagieren, sprang ich ihn von hinten an. Die Klinge seines Schwertes war noch zwischen den Kleidungsstücken gefangen, als mein Messer ihm tief in den Bauch fuhr. Ich winkelte meinen Unterarm um seinen Hals, als Hebelpunkt, während ich das Messer nach oben zog und ihn aufschlitzte wie einen Fisch. Als ich den Schrei in seiner Kehle emporsteigen fühlte, ließ ich den Messergriff los und legte ihm die Hand über den Mund. So hielt ich ihn einen Augenblick an mich gedrückt, während seine Eingeweide aus dem klaffenden Schnitt hervorquollen. Seine Zuckungen wurden schwächer, ich ließ ihn los, und er sank zu Boden, und der erstickte Schrei brach als Röcheln über seine Lippen. Er hielt nach wie vor sein Schwert, also trat ich ihm auf die Hand und brach die um das Heft verkrampften Finger. Er rollte zur Seite und sah aus glasig werdenden Augen stier zu mir auf. Ich kniete
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