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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wie jemand, der mit einem Tier zusammenlebt.« Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was sie von einem solchen Menschen hielt.
    »Nun, das tue ich aber.« Aufkeimender Ärger verleitete mich zu trotziger Offenheit. »Er bedeutet mir alles. Alles. Ich habe nie einen treueren Freund gehabt, einen, der ohne Besinnen bereit war, sein Leben für mich zu opfern – und mehr als sein Leben. Für jemanden zu sterben ist eins. Viel schwerer ist es, einem anderen zuliebe das eigene Wollen und Wünschen hintanzustellen. Das tut er für mich, so wie ich es für meinen König tue.«
    Ich war über mich selbst erstaunt. Nie zuvor hatte ich unser Verhältnis so klar in Worte gefaßt.
    »Ein König und ein Wolf«, sagte Merle nachdenklich. »Und sonst gibt es niemanden, der dir am Herzen liegt?«
    »Molly.«
    »Molly?«
    »Sie ist zu Hause. Daheim in den Marken. Sie ist meine Ehefrau.« Ein stolzer kleiner Schauer überlief mich, als ich die Worte aussprach. Meine Ehefrau.
    Merle setzte sich mit einem Ruck auf, und ein kalter Luftzug fuhr unter die Decke. Ich versuchte, das Loch zu stopfen, während sie fragte: »Eine Ehefrau? Du hast eine Gemahlin?
    »Und ein Kind. Eine kleine Tochter.« Trotz der Kälte und der Dunkelheit mußte ich lächeln. »Meine Tochter«, sagte ich, einfach um zu hören, wie die Worten klangen. »Ich habe eine Frau und eine Tochter zu Hause.«
    Merle legte sich wieder hin. »Nein, hast du nicht«, flüsterte sie heftig. »Ich bin eine Vagantin, Fitz. Hätte der Bastard sich vermählt, hätte ich es erfahren. Tatsächlich gab es Gerüchte, du wärst zum Gemahl für Zelerita, Herzog Brawndys Tochter, bestimmt gewesen.«
    »Es war eine Zeremonie in aller Stille.«
    »Oh, ich verstehe. Du bist gar nicht verheiratet. Du hast eine Herzallerliebste, das meinst du.«
    Ich biß mir auf die Zunge, um nicht aufzubrausen. »Molly ist meine Ehefrau. In jeder Weise, die für mich wichtig ist, ist sie meine rechtmäßige Frau.«
    »Und in der Weise, die ihr wichtig ist? Und einem Kind?«
    Ich holte tief Atem. »Mich vor den Augen der Welt zu ihnen zu bekennen wird meine erste Tat sein, sobald ich heimkehre. Veritas selbst hat mir sein Ehrenwort gegeben, wenn er König ist, soll ich heiraten dürfen, wen ich will.«
    »Also bist du ausgezogen, um Veritas zu suchen?«
    »Ich bin ausgezogen, um meinem König zu dienen. Um Kettricken beizustehen und Veritas’ Erben. Und um dann weiterzuziehen in die Länder jenseits der Berge und dort meinen König zu suchen und ihm zu helfen, seinen Thron zurückzugewinnen. Damit er die Roten Schiffe von unserer Küste vertreibt und uns Frieden bringt.«
    Einen Augenblick herrschte tiefe Stille; dann schnaufte Merle leise. »Tu nur die Hälfte davon, und ich habe mein Heldenlied.«
    »Ich habe nicht den Wunsch, ein Held zu sein. Ich tue nur, was ich tun muß, um endlich mein eigenes Leben leben zu können.«
    »Armer Fitz. Keiner von uns hat jemals die Freiheit, das zu tun.«
    »Du scheinst mir ziemlich frei zu sein.«
    »Wirklich? Mir kommt es vor, als geriete ich mit jedem Schritt tiefer in einen Sumpf, und je mehr ich dagegen ankämpfe, desto unentrinnbarer bin ich gefangen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie stieß ein abgehacktes Lachen aus. »Sieh dich um. Hier bin ich, schlafe im Stroh und singe für mein Abendessen, in der Hoffnung, daß wir irgendwann den Fluß überqueren und in die Berge gelangen. Und wenn ich all die Strapazen überstanden habe, bin ich dann etwa am Ziel? Nein. Ich muß mich an deine Fersen heften, bis du etwas vollbringst, das sich in einem Lied zu verewigen lohnt.«
    »Aber was zwingt dich dazu?« fragte ich, nicht eben angetan von dieser Aussicht. »Du könntest weiterleben wie bisher und als Vagantin deinen Weg machen. Allem Anschein nach bist du sehr erfolgreich.«
    »Erfolgreich. Erfolgreich für eine wandernde Musikantin. Du hast mich singen hören, Fitz. Ich habe eine recht gute Stimme und flinke Finger, aber ich bin nicht außergewöhnlich gut, und das muß man sein, um in einer Burg einen festen Platz zu gewinnen. Vorausgesetzt, in ein paar Jahren gibt es noch Burgen. Ich habe keine Lust, vor einer Zuhörerschaft von Roten Korsaren zu singen.«
    Eine Zeitlang schwiegen wir, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
    »Weißt du«, fuhr sie nach einer Weile fort, »ich habe niemanden mehr. Eltern und Bruder tot. Mein alter Lehrer tot, Lord Bronze tot, der freundlich zu mir war, wenn auch hauptsächlich meinem Lehrer zuliebe. Alle in den Flammen

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