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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Essen fertig, aber nicht genug für so viele. Weshalb hast du nicht eine Taube geschickt, um mich zu warnen?«
    »Habe ich. Ist sie nicht gekommen? Vielleicht hat sie im Sturm die Richtung verloren.«
    »Das sagst du immer, wenn du nicht daran gedacht hast.«
    »Laß gut sein, Mädchen. Ich habe gute Nachrichten für dich. Gehen wir ins Haus, damit wir uns unterhalten können.« Niks Arm lag souverän um ihre Hüften, als sie die Scheune verließen. Seinen Männern blieb es überlassen, für unsere Unterbringung zu sorgen. Stroh, um Betten daraus zu machen, war reichlich vorhanden, ebenso Platz. Wasser konnten wir am Brunnen draußen holen. An einem Ende der Scheune gab es eine Feuerstelle; der Schornstein zog nicht richtig, aber zum Kochen genügte es. Warm war es nicht, außer im Vergleich zum Wetter draußen, doch niemand beschwerte sich. Nachtauge war nicht mit hereingekommen.
    Sie haben einen Hühnerstall, berichtete er. Und auch einen Taubenschlag.
    Wehe, du vergreifst dich an einem davon, warnte ich ihn.
    Merle wollte sich Niks Männern anschließen, als sie sich anschickten, zum Haus hinüberzugehen, doch an der Tür hielten sie die Vagantin zurück. »Nik sagt, daß ihr heute nacht hier drin bleiben sollt, alle.« Der Mann warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Lauter, damit jeder ihn hören konnte, sagte er: »Holt euch jetzt, was ihr an Wasser braucht, weil wir die Tür verriegeln, wenn wir gehen. Das hält den Wind besser ab.«
    Niemand ließ sich von diesem Vorwand täuschen, aber es erhob auch niemand Einspruch. Offenbar dachten die Schmuggler, je weniger wir von diesem Schlupfwinkel wußten, desto besser, und wer wollte ihnen das zum Vorwurf machen. Statt zu lamentieren, holten wir also Wasser, und aus alter Gewohnheit füllte ich die Tränke für die Tiere neu. Als ich den fünften Eimer heraufzog, fragte ich mich, ob ich jemals ablegen würde, was Burrich mir eingeprägt hatte. Die Pilger hingegen gaben ihrem eigenen Wohl den Vorrang. Es dauerte nicht lange, und ich roch Essensdüfte vom Feuer her. Nun, ich hatte Trockenfleisch und Hartbrot, das mußte genügen.
    Du könntest mit mir jagen. Es gibt Wild hier. Dort wo im Sommer der Garten gewesen ist. Die Kaninchen kommen immer noch um Futter her.
    Er lag ausgestreckt im Windschatten des Hühnerstalls, die blutigen Überreste eines Kaninchens zwischen den Pfoten. Während er Knochen knackte, schielte er mit einem Auge auf das schneebedeckte Gartenrechteck und hielt nach einem zweiten Happen Ausschau. Ich kaute mißvergnügt an einem Streifen Trockenfleisch, während ich in dem Verschlag neben dem der Schecke ein Strohlager für Krähe zurechtmachte. Als ich die Decke darüber breitete, kehrte sie mit ihrem Teetopf vom Feuer zurück.
    »Wer hat dir angeschafft, mein Bett herzurichten?« fragte sie scharf, doch bevor ich etwas erwidern konnte, fügte sie hinzu: »Hier ist Tee, wenn du einen Becher hast. Meiner ist in meinem Beutel auf dem Karren, zusammen mit Käse und getrockneten Äpfeln. Hol uns die Sachen her. Sei ein guter Junge.«
    Auf dem Weg zu unserem Wagen hörte ich Merle ein Lied anstimmen. Sie sang für ihr Abendessen, nahm ich an. Nun, das war die Art der Vaganten, und sicher würde man sie nicht hungern lassen. Ich brachte Krähe ihren Proviantbeutel und erhielt eine großzügige Ration, während sie selbst nur wenig nahm. Wir saßen auf unseren Decken und aßen, dabei spürte ich immer wieder ihren Blick auf mir ruhen, und schließlich äußerte sie: »Etwas an deinem Gesicht kommt mir bekannt vor, Tom. Aus welchem Teil der Marken, sagst du, bist du gebürtig?«
    »Aus Burgstadt selbst.« Es war heraus, bevor ich Zeit gehabt hatte nachzudenken.
    »Aha. Und wer war deine Mutter?«
    Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich: »Sal Plattfisch.« Sie hatte so viele Kinder in Burgstadt herumlaufen, daß durchaus auch ein Tom darunter sein konnte.
    »Eine Fischerfamilie? Wie ist der Sohn einer Fischersfrau Schafhirte geworden?«
    »Mein Vater war Schäfer«, antwortete ich ex tempore. »So hatten wir doppelten Verdienst und immer ein gutes Auskommen.«
    »Ich verstehe. Und deine Eltern lehrten dich höfisches Betragen gegenüber alten Frauen. Und du hast einen Onkel in den Bergen. Interessante Familie.«
    »Er ist in jungen Jahren auf Wanderschaft gegangen und hat sich dort niedergelassen.« Ihre Fragen brachten mich ins Schwitzen, und mein Unbehagen blieb ihr nicht verborgen. »Aus welchem Teil der Marken, hast du gesagt, stammt deine

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