Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Kälte und die ungemütliche Eile. Sie sprachen sehnsuchtsvoll von Haferbrei und Eierkuchen, doch es gab nur heißes Wasser und sonst nicht viel, um den inneren Menschen zu wärmen. Ich brachte Krähe den aufgegossenen Tee, füllte dann meinen Becher mit heißem Wasser und suchte in meinem Beutel nach der Elfenrinde. Wieder einmal büßte ich mit Übelkeit und Kopfschmerzen für den Gabentraum der vergangenen Nacht. Allein bei dem Gedanken an Essen krampfte sich mir der Magen zusammen. Krähe trank in kleinen Schlucken ihren Tee und schaute zu, wie ich mit dem Messer etwas von der Rinde in den Becher schabte. Es fiel mir schwer abzuwarten, bis das Wasser sich bräunlich färbte und ich trinken konnte. Der bittere Geschmack erfüllte meinen ganzen Mund, aber fast augenblicklich ließen die Kopfschmerzen nach. Plötzlich beugte Krähe sich vor und nahm mir das Rindenstück aus der Hand, betrachtete es und roch daran. »Elfenrinde!« Sie sah mich vorwurfsvoll an. »Das ist kein gutes Mittel für einen so jungen Menschen.«
    »Es lindert meine Kopfschmerzen.« Ich wappnete mich mit einem tiefen Atemzug, dann trank ich den Becher leer. Der Bodensatz blieb auf meiner Zunge liegen. Ich überwand mich und schluckte ihn hinunter. Anschließend wischte ich den Becher aus und packte ihn ein. Als ich die Hand ausstreckte, gab Krähe mir mit sichtlichem Unwillen das Rindenstück wieder; dabei musterte sie mich mit einem seltsamen Blick.
    »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der dieses bittere Remedium hinuntertrinkt, ohne eine Miene zu verziehen. Weißt du, wozu man Elfenrinde in Chalced verwendet?«
    »Ich habe gehört, man gibt sie den Galeerensklaven, damit sie bei Kräften bleiben.«
    »Es verleiht Kraft und nimmt die Hoffnung. Ein Mensch unter dem Einfluß von Elfenrinde ist leicht zu entmutigen, leicht zu beeinflussen. Sie mag Kopfschmerzen betäuben, aber sie betäubt auch den Verstand. Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig damit.« Ich zuckte die Schultern und verstaute die Rinde in meinem Bündel. »Ich benutze Elfenrinde schon seit Jahren.«
    »Ein Grund mehr, jetzt damit aufzuhören«, erwiderte sie streng.
     
    Der Nachmittag war ungefähr zur Hälfte um, als Nik die Wagen halten ließ. Er und zwei seiner Männer ritten voraus, während die anderen uns versicherten, es bestehe kein Grund zur Sorge, es müßten nur Vorbereitungen für die Flußüberquerung getroffen werden, also Geduld. Ohne daß ich ihm ein Zeichen gegeben hätte, schlich Nachtauge sich davon, um Nik und seinen Männern zu folgen. Ich lehnte mich auf dem Bock zurück und schlang die Arme um den Leib, um mich zu wärmen.
    »He du! Ruf deinen Hund zurück!« befahl einer der Männer plötzlich.
    Ich richtete mich auf und hielt ostentativ Ausschau. »Wahrscheinlich hat er ein Kaninchen gewittert. Er kommt bald wieder, keine Sorge. Das treue alte Tier läuft mir überallhin nach.«
    »Ruf ihn zurück, auf der Stelle!« wiederholte der Mann drohend.
    Also stellte ich mich auf den Bock und rief nach meinem ›Hund‹. Er kam nicht. Mit einem bedauernden Schulterzucken setzte ich mich wieder hin. Der Mann fuhr fort, mich argwöhnisch zu belauern, aber ich beachtete ihn nicht. Der Tag war klar und kalt gewesen, der Wind schneidend. Krähe hatte während der ganzen Fahrt stumm gelitten. Meine Schulter protestierte gegen die Kälte und das Schlafen auf dem harten Boden, das mir einen unaufhörlich bohrenden Schmerz bescherte; deshalb wollte ich mir gar nicht erst vorstellen, was sie erduldete. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß wir bald den Fluß überquert haben würden. Danach waren die Berge nicht mehr fern. Vielleicht fühlte ich mich dort endlich sicher vor Edels Kordiale.
    Männer hantieren mit Seilen am Flußufer. Ich schloß die Augen und bemühte mich zu sehen, was Nachtauge sah. Es war schwierig, denn er beobachtete die Männer, während mich interessierte, was sie taten. Gerade, als mir aufging, daß sie ein Führungsseil benutzten, um ein dickeres Tau quer über den Fluß zu spannen, begannen am anderen Ufer zwei Männer damit, ein Gewirr von angeschwemmtem Treibholz in einer Nische der Böschung auseinanderzuräumen. Bald war der dort versteckte Prahm freigelegt, und die Männer machten sich daran, das Eis abzuschlagen, das sich darauf gebildet hatte.
    »Wach auf!« Krähe stieß mir den Ellenbogen in die Rippen. Als ich mich aufsetzte, sah ich den Wagen vor uns bereits anrollen. Wir fuhren nur ein kurzes Stück, dann bogen wir von der

Weitere Kostenlose Bücher