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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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an die Pilger; sie sollten sich gut festhalten und keine Angst haben. Drei seiner Männer fuhren als Begleiter mit. Einer bestand darauf, das kleinste der Kinder auf dem Arm zu tragen. »Ich weiß, was uns erwartet«, sagte er zu der angstvollen Mutter.
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie heil und gesund hinüberkommt. So habt Ihr die Hände frei, um Euch festzuhalten.« Das kleine Mädchen begann zu weinen. Ihr schrilles Jammergeschrei war sogar über das Rauschen des Wassers hinweg zu hören, als die Fähre wieder in den Fluß hinausgezogen wurde. Nik stand neben mir und schaute hinterher.
    »Es wird alles gutgehen«, sagte er vor sich hin, dann schaute er mich an und zwinkerte. »Nun, Tom, noch ein paarmal hin und her, und ich trage das hübsche Glitzerding an meinem Ohr.«
    Ich nickte, ohne etwas zu sagen. So war es abgemacht, trotzdem lag mir der Handel schwer auf der Seele.
    Trotz seiner zuversichtlichen Worte hörte ich Nik erleichtert aufseufzen, als die Fähre wohlbehalten am anderen Ufer anlangte. Die durchnäßten Pilger drängten an Land, kaum daß die Leinen festgemacht waren. Sobald alle die Fähre verlassen hatten, kehrte sie mit zwei Mann an Bord wieder zurück. Der leere Wagen der Pilger wurde als nächstes hinübergeschafft, zusammen mit einigen der Ponies. Die Gespannpferde waren nicht im mindesten erfreut. Augenbinden und drei Männer waren vonnöten, um sie auf die Fähre zu bringen. Auch nachdem sie festgebunden waren, schnaubten sie, schüttelten die Köpfe und traten aus. Ich beobachtete die Überfahrt. Am anderen Ufer angekommen, bedurfte es keiner Nachhilfe, um die Tiere an Land zu bringen. Ein Mann ergriff die Zügel, und der Wagen rumpelte den Hang hinauf und verschwand zwischen den Bäumen.
    Die beiden Männer, die allein zurückkamen, erlebten die schlimmste Überfahrt bisher. Sie befanden sich etwa in der Mitte des Flusses, als ein gewaltiger Baumstamm in Sicht kam und geradewegs auf die Fähre zugetrieben wurde. Die ausladenden Wurzeln sahen aus wie eine riesige gespreizte Hand. Nik schrie die Pferde an, und wir alle sprangen hinzu, um das Seil zu fassen und ziehen zu helfen. Dennoch ließ sich nicht verhindern, daß der Stamm die Fähre streifte. Die Männer an Bord schrien auf. Bei dem heftigen Anprall verloren sie den Halt an der Reling; einer wäre fast ins Wasser geschleudert worden. Im letzten Augenblick bekam er einen anderen Pfosten zu fassen, an den er sich mit aller Kraft klammerte. Schließlich wankten die beiden fluchend und finster blickend an Land, als hegten sie den Verdacht, das Mißgeschick sei böswillige Absicht gewesen. Nik ließ den Prahm festmachen und überprüfte persönlich sämtliche Leinen, mit denen er am Spannseil festgemacht war. Ein Pfosten der Reling war lose. Nik schüttelte den Kopf und wies seine Männer warnend darauf hin, bevor der letzte Wagen auf das Deck rollte.
    Diese Überfahrt ging verhältnismäßig ereignislos vonstatten, dennoch hatte ich beim Zuschauen ein ungutes Gefühl, weil ich wußte, beim nächstenmal würde ich an Bord sein. Lust auf ein Bad, Nachtauge?
    Warum nicht, wenn auf der anderen Seite die Jagd gut ist, antwortete er, aber ich spürte, daß er meine Bedenken teilte.
    Ich redete mir selbst und Krähes Schecke Mut zu, während ich sie auf die Rampe führte. Sie schien mir zu glauben, denn sie folgte mir ohne Sträuben auf die gefurchten Planken und stand ganz ruhig, als ich sie an einem ins Deck eingelassenen Ring festband. Zwei von Niks Männern zurrten derweil den Karren fest. Nachtauge kam mit einem Satz hinterhergesprungen, sank auf den Bauch nieder und grub die Krallen ins Holz. Ihm behagte nicht, wie die Strömung an dem Prahm zerrte, und um die Wahrheit zu sagen, mir gefiel es ebensowenig. Er kam herangekrochen und kauerte sich neben mir nieder.
    »Ihr fahrt mit Tom und dem Karren hinüber«, befahl Nik den durchnäßten Männern, die den Zusammenstoß mit dem treibenden Baumstamm überstanden hatten. »Ich und meine Leute bringen bei der letzten Fahrt die Pferde mit. Haltet euch von der Schecke fern, falls sie sich entschließt zu bocken.«
    Die Männer kamen nur zögernd an Bord und beäugten Nachtauge fast ebenso argwöhnisch wie die Stute. Während sie hinter dem Karren blieben, standen Nachtauge und ich am Bug, wo wir, wie ich hoffte, vor den Hufen der Schecke sicher waren. Im letzten Augenblick erklärte Nik: »Ich glaube, ich begleite euch.« Er selbst machte die Leinen los und gab seinen Leuten ein Zeichen. Die

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