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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Behausung des Bergvolks. Nach und nach nahm ich Einzelheiten wahr. Dicke Wollteppiche auf dem Boden, schmucklose Holzmöbel, ein Fenster aus geöltem Pergament. Auf einem Bord saßen aneinandergelehnt zwei Puppen neben einem Holzpferdchen mit Wagen. Eine als Jägersmann gekleidete Marionette hing an einem Haken. Auf einem Tisch lagen etliche buntlackierte Holzteile. Ich roch Späne und frische Farbe. Marionetten, dachte ich. Hier wohnt ein Marionettenschnitzer. Ich lag bäuchlings auf einem Bett, eine Decke war über mich gebreitet. Eine warme Decke. Die Haut an Gesicht, Händen und Füßen brannte unangenehm, doch unter dem Zepter des großen Schmerzes in meinem Rücken verblaßte alles andere zu banalen Unpäßlichkeiten. Mein Mund war nicht mehr so ausgetrocknet. Hatte man mir zu trinken gegeben? Ich glaubte mich an den herben Geschmack von Kräutertee zu erinnern, aber vielleicht hatte ich das auch nur geträumt. Füße in pelzbesetzten Wollschuhen näherten sich meinem Bett. Eine Frau beugte sich herab und hob die Decke von meinem Körper. Sie nahm meine Hände in die ihren und kniff hinein. Ich zuckte zusammen und versuchte schwach, mich zu befreien. »Falls er überlebt, wird er seine Finger behalten«, erklärte sie, nicht unfreundlich, aber nüchtern. »Sie werden die erste Zeit sehr empfindlich sein, denn er muß Haut und Fleisch neu bilden und das Erfrorene abstoßen. Aber das bereitet mir keine Sorgen. Die Entzündung am Rücken ist es, die ihn töten kann. In dieser Wunde ist etwas eingeschlossen, ein Pfeil mit einem Stück vom Schaft, hat es den Anschein.«
    »Und kannst du den Pfeil nicht herausschneiden?« Elfenbeinhand sprach irgendwo im Zimmer.
    »Gewiß«, antwortete die Frau. Sie sprach den Dialekt der Marken, mit dem Akzent der Berge. »Doch er wird bluten, und in ihm ist nicht mehr viel Blut, auf das er verzichten kann. Und die Fäulnis der Wunde könnte sich mit dem neu fließenden Blut ausbreiten, um seinen ganzen Körper zu vergiften.« Sie seufzte. »Wäre doch Jonqui noch am Leben! Ihr Wissen und ihre Kunst sind unübertroffen. Sie war es, die Prinz Rurisk den Pfeil herausschnitt, der ihn in die Brust getroffen hatte. Man sah seinen Lebensatem in der Wunde brodeln, und dennoch ließ sie ihn nicht sterben. Ich bin keine Heilerin ihres Ranges, doch ich werde mein Bestes geben. Meine Gehilfin wird kommen und eine Salbe für seine Hände und Füße und sein Gesicht bringen. Er muß jeden Tag damit eingerieben werden, und erschreckt Euch nicht, wenn die Haut beginnt, sich abzulösen. Was seinen Rücken angeht, da müssen wir mit einem Zugpflaster, so gut es eben geht, das Gift heraustreiben. Ihr müßt ihn dazu bringen, daß er ißt und trinkt. Und er braucht Ruhe. In einer Woche von heute an werden wir den Pfeil herausschneiden und hoffen, daß er wieder genug bei Kräften ist, um die Operation zu überleben. Jofron, weißt du ein gutes Rezept für Zugpflaster?«
    »Eins oder zwei. Kleie und Gänsefingerkraut sind sehr wirksam.«
    »Gut, gut. Gerne würde ich hierbleiben und ihn pflegen, doch ich werde noch andernorts gebraucht. Zedernkuppe wurde gestern abend angegriffen. Eine Taube brachte die Nachricht, daß es viele Verwundete gegeben hat, bis die Soldaten zurückgeschlagen werden konnten. Es wäre nicht recht, um eines Mannes willen meine Pflicht den anderen gegenüber zu vernachlässigen. Ich muß ihn in Eurer Obhut lassen.«
    »Und in meinem Bett«, meinte Elfenbeinhand schicksalsergeben. Ich hörte, wie die Tür sich hinter der Heilerin schloß.
    Fragen drängten sich auf meine Lippen, doch ich war zu schwach, um sie zu stellen. Außerhalb meines Gesichtsfelds hörte ich den Mann hin und her gehen. Wasser plätscherte, Geschirr klapperte. Schritte näherten sich.
    »Ich glaube, er ist wach«, sagte Jofron leise.
    Ich nickte auf meinem Kopfkissen.
    »Dann versuch ihm das einzuflößen«, sagte Elfenbeinhand. »Anschließend muß er sich ausruhen. Ich werde Kleie und Gänsefingerkraut für dein Zugpflaster holen. Und Bettzeug für mich, denn es sieht so aus, als würde er länger unser Gast sein.«
    Eine Frau setzte sich neben mich. Ich sah von ihr nur den im Stil der Berge gemusterten bunten Rock und das Tablett mit Schüssel und Becher auf ihrem Schoß. Ihre Hand tauchte einen Löffel in die Schüssel und hielt ihn mir an den Mund. Ich kostete vorsichtig. Eine Art Brühe. Aus dem Becher stieg der Geruch von Kamille und Baldrian. Eine Tür wurde geöffnet und fiel wieder ins Schloß. Ein

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