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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Narren. »Nicht durch sein Aussehen, durch seine Art. Er sagt nie ein freundliches oder leicht verständliches Wort zu jemandem, nicht einmal zu den Kindern, die kommen, um sein Spielzeug zu kaufen. Merkst du nicht, wie er sie neckt und zum Besten hält?«
    »Er mag sie, und sie mögen ihn«, erklärte ich mit mühsam bewahrter Geduld. »Er neckt sie nicht, um sie zu quälen. Die Kinder haben Spaß daran. Kein Kind mag es, wenn man von oben herab mit ihm spricht.« Der kurze Marsch hatte mich mehr angestrengt, als ich vor ihr zugeben wollte. Und es war ermüdend, ständig den Narren gegen sie verteidigen zu müssen.
    Sie sagte nichts dazu. Ich merkte, daß Nachtauge uns folgte; er huschte aus der Deckung einer Baumgruppe zwischen die schneebeladenen Sträucher eines Gartens. Ich bezweifelte, daß seine Anwesenheit in Jhaampe noch ein großes Geheimnis war, trotzdem vermied er es, sich unnötig sehen zu lassen. Es tat gut zu wissen, daß er in der Nähe war.
    Mir brannte etwas anderes auf der Seele. »Ich habe Chade seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen.« Es war mir zuwider, über Dritte von ihm zu hören, doch er war nicht zu mir gekommen, und ich war nicht gewillt, ihn meinerseits aufzusuchen. Auch wenn ich ihn nicht haßte, ich konnte ihm nicht verzeihen, was er mit meiner Tochter vorhatte.
    »Ich habe gestern abend für ihn gesungen.« Merle lächelte bei der Erinnerung. »Er war ungemein geistreich, und es gelang ihm sogar, der Königin ein Lächeln zu entlocken. Kaum zu glauben, daß er so viele Jahre wie ein Einsiedler gelebt haben soll. Er ist ein vollendeter Kavalier und...«
    »Chade?« platzte ich ungläubig heraus. »Ein vollendeter Kavalier?«
    »Natürlich.« Meine Verblüffung schien sie zu amüsieren. »Er kann äußerst charmant sein, wenn er die Muße hat. Als ich mit meinem Vortrag zu Ende war, bedankte er sich ungemein liebenswürdig, ein weltgewandter Grandseigneur.« Sie lächelte in sich hinein. Offenbar hatte Chade bei ihr genau den richtigen Ton getroffen. Mir meinen alten Lehrer als Frauenbetörer vorzustellen erforderte eine ziemliche Umstellung. Ich wußte nicht, was ich darauf erwidern sollte, deshalb überließ ich Merle ihren angenehmen Gedanken. Nach einer Weile fügte sie zusammenhangslos hinzu: »Er wird nicht mit uns kommen, mußt du wissen.«
    »Wer? Wo?« Ich wußte nicht, ob ich durch das Fieber etwas schwer von Begriff war oder ob sie tatsächlich Gedankensprünge machte wie ein Floh.
    Sie streichelte mir verständnisvoll den Arm. »Wir sollten umkehren. Es wird zuviel für dich. Ich merke immer, wenn du müde bist. Du stellst dann die unsinnigsten Fragen.« Sie nickte bekräftigend zu ihren eigenen Worten, dann nahm sie den Faden wieder auf. »Chade wird nicht mit uns auf die Suche nach Veritas gehen. Er muß in die Marken zurückkehren, um die Nachricht von deiner Queste zu verbreiten und den Menschen dort Mut zu machen. Selbstverständlich wird er deine Wünsche respektieren und dich nicht erwähnen. Nur, daß die Königin ausgezogen ist, um den König zu suchen und ihn wieder auf den Thron zu setzen.«
    Sie machte eine kurze Pause, dann sagte sie betont beiläufig: »Er hat mich gebeten, für ihn einige schlichte Reime und Weisen zu verfassen, in der Art der alten Volkslieder, also leicht zu behalten und nachzusingen.« Ihr strahlendes Gesicht verriet, wie sehr dieses Ersuchen ihr geschmeichelt hatte. »Er wird sie in den Wirtshäusern und Herbergen entlang der Straßen ausstreuen, und wie Samen werden sie dort aufgehen und sich weiter ausbreiten. Einfache Verse, die erzählen, Veritas werde zurückkehren und dem Land Frieden und Ordnung bringen, und ein Erbe aus dem Geschlecht der Weitseher werde den Thron besteigen, um die Sechs Provinzen unter seiner gerechten Herrschaft zu vereinen. Er sagt, es ist von größter Wichtigkeit, den Kampfgeist der Menschen zu schüren und sie in dem Glauben zu bestärken, daß Veritas wiederkehren wird.«
    Ich suchte mir durch ihr Geplapper von Liedern und Prophezeiungen den Weg zurück zum Ursprung. »Uns, hast du gesagt. Uns wer? Und wohin gehen wir?«
    Merle zog ihren Handschuh aus und befühlte prüfend meine Stirn. »Hast du wieder Fieber? Ein bißchen vielleicht. Kehren wir um.« Als wir uns durch die menschenleeren Straßen auf den Rückweg machten, erklärte sie mir geduldig: »Wir, du und ich und Kettricken, gehen auf die Suche nach Veritas. Hast du vergessen, daß du aus diesem Grund hergekommen bist? Kettricken sagt, die Reise

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