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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nach dir Ausschau, denn ich war überzeugt gewesen, du würdest nicht nach Burgstadt fliehen, sondern dich sofort auf den Weg ins Bergreich machen. Das sagte ich zu Burrich in jener Nacht: Wir müßten dir Zeit lassen, in Ruhe nachzudenken und zu entscheiden, wem deine Loyalität gehört. Ich hatte mit Burrich gewettet, dir selbst überlassen, würdest du wie ein Pfeil von der Sehne geschnellt schnurstracks zu Veritas fliegen. Das, glaube ich, hat uns am meisten bestürzt – daß du bei der Hütte den Tod gefunden hattest und nicht auf dem Weg zu deinem König warst.«
    »Nun«, erklärte ich mit der beredten Selbstgefälligkeit des Betrunkenen, »ihr habt euch beide geirrt. Ihr habt euch beide eingebildet, mich so gut zu kennen. Ihr habt gedacht, ich wäre ein Werkzeug, das ohne eigenen Willen nur dem eurem gehorcht. Aber ich bin NICHT dort gestorben! Ich bin auch nicht ausgezogen, um meinen König zu suchen. Ich habe mich aufgemacht, um Edel zu töten. Um meinetwillen.« Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, nahm jedoch schleunigst meine vorherige aufrechte Haltung wieder ein, als ich den schmerzhaften Druck der Lehne an meiner heilenden Wunde spürte. »Um meinetwillen!« wiederholte ich. »Nicht für meinen König oder mein Vaterland. Um meinetwillen bin ich hingegangen, um ihn zu töten. Weil ich mit ihm abzurechnen hatte.«
    Chade blickte mich nur an, doch aus dem Herdwinkel ertönte dozierend Krähes Stimme. »Die Weißen Schriften sagen: ›Er soll nach dem Blut seines eigenen Geschlechts dürsten, doch sein Durst wird ungestillt bleiben. Vergebens hungert der Katalysator nach eigenem Herd und Kindern, denn seine Kinder werden die eines anderen sein und das Kind eines anderen das seine...‹«
    »Keine Macht kann mich zwingen, diese Prophezeiung zu erfüllen!« brauste ich auf. »Von wem stammt sie überhaupt?«
    Krähe schaukelte ungerührt weiter. Es war der Narr, der mir antwortete, in mildem Ton, und ohne von seiner Arbeit aufzuschauen. »Von mir. Aus den Tagen meiner Kindheit, den Tagen meiner Träume. Ehe ich dich kannte, außer in meinen Visionen.«
    »Du bist dazu verurteilt, sie zu erfüllen«, belehrte Krähe mich freundlich.
    Ich hieb meinen Becher auf den Tisch. »Lieber will ich verdammt sein!« brüllte ich. Keiner erschrak oder hielt meinen Ausbruch eines Kommentars für würdig. In einem Augenblick entsetzlicher Klarheit glaubte ich die Stimme von Mollys Vater zu hören: »Verdammtes Gör!« Molly war zusammengezuckt, hatte ihm aber weiter keine Beachtung geschenkt. Sie hatte gewußt, mit einem Betrunkenen konnte man nicht reden. »Molly«, stöhnte ich plötzlich, legte den Kopf auf die Arme und weinte.
    Nach einer Weile fühlte ich Chades Hände auf meinen Schultern. »Beruhige dich, Junge. Das alles führt doch zu nichts. Ins Bett mit dir. Morgen mußt du deiner Königin gegenübertreten.« Seine Langmut war mehr, als ich verdiente, und beschämt erkannte ich das ganze Ausmaß meiner Flegelhaftigkeit.
    Widerstandslos ließ ich mich von meinem Stuhl hochziehen und zu meinem Bett führen. Auf der Kante sitzend, sagte ich vorwurfsvoll: »Du hast es gewußt. Du hast es die ganze Zeit gewußt.«
    »Was gewußt?« fragte er.
    »Alles über den Katalysator und den Weißen Propheten.«
    Er stieß die Luft durch die Nase. »Ich weiß gar nichts darüber, ich hatte nur einiges gelesen. Du mußt bedenken, vor deinem Auftauchen und der Abdankung deines Vaters hatten wir verhältnismäßig ruhige Zeiten. Viele Jahre hindurch bedurfte der König nur selten meiner Dienste. Ich hatte Zeit zum Studieren und zahlreiche Bezugsquellen für Schriften aller Art. So kam es, daß ich auf einige der fremdländischen Geschichten und Aufzeichnungen stieß, die von einem Katalysator und einem Weißen Propheten berichten.« Seine Stimme wurde milder, als hätte er den anklagenden Ton meiner Frage vergessen.
    »Erst nachdem der Narr am Hof von Bocksburg aufgetaucht war und ich auf Umwegen von seinem großen Interesse an solchen Mythen erfahren hatte, wurde mein Ehrgeiz geweckt. Du selbst hast mir gegenüber einmal erwähnt, daß er dich den Katalysator genannt hätte. Ich wurde nachdenklich, doch um die Wahrheit zu sagen: Ich gebe nicht viel auf Prophezeiungen.«
    Ich ließ mich vorsichtig zurücksinken. Nicht mehr fern der Freudentag, wenn ich wieder auf dem Rücken schlafen konnte. Vorläufig drehte ich mich auf die Seite, stieß die Stiefel von den Füßen und zog mir die Decke bis unters

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