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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Späher wäre ich beruhigter, was die Sicherheit der Straße betrifft, sowohl vor als auch hinter uns. Er könnte vielleicht auch einen Weg nach unten finden, einen, den unsere Augen nicht gleich erkennen.«
    Falls du imstande bist, lange genug du selbst zu bleiben, würde es mir nichts ausmachen, eine solche Aufgabe zu übernehmen.
    »Nachtauge würde sich geehrt fühlen, Euch in dieser Weise behilflich sein zu können, Majestät«, übersetzte ich.
    Kettricken lächelte matt. »Dann, falls es dir gelingt, mit uns beiden verbunden zu bleiben, kannst du als Vermittler fungieren.«
    Diese unheimliche Gedankengleichheit mit Nachtauge berührte mich eigenartig, aber ich nickte zustimmend. Eine Unterhaltung zu führen erforderte neuerdings meine dauernde, ungeteilte Aufmerksamkeit, oder das Gespräch entglitt mir einfach. Es war ein Zustand, wie wenn man entsetzlich müde ist und sich ständig dagegen wehren muß einzuschlafen. Ich fragte mich, ob es auch für Veritas so schwer war.
    Man kann darauf reiten, aber behutsam, leicht, als ob man auf einem widerspenstigen Hengst sitzt, der sich gegen jede Berührung von Zügel oder Ferse auflehnt. Aber du bist noch nicht soweit. Also wehre dich dagegen, Junge, und halte den Kopf über Wasser. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg, auf dem ihr zu mir gelangen könntet, doch es gibt nur diese Straße, und ihr müßt ihr folgen. – Nein, antworte mir nicht. Da sind andere, die gespannt lauschen, wenn auch nicht so hellhörig wie ich. Sei auf der Hut.
    Einmal, als er versucht hatte, mir eine Vorstellung davon zu vermitteln, wer und wie mein Vater gewesen sei, hatte Veritas gesagt, wenn er von der Gabe Gebrauch machte, wäre es gewesen, als geriete man unter die Hufe durchgehender Pferde, daß Chivalric in sein Bewußtsein zu stürmen pflegte, sich seiner Bürde an Informationen entledigte und verschwand. Jetzt konnte ich mir besser vorstellen, was mein Oheim gemeint hatte. Allerdings fühlte ich mich eher wie ein von einer Welle aufs Trockene geworfener Fisch. Da war dieses Gefühl der Leere, nachdem Veritas sich zurückgezogen hatte. Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu erinnern, daß ich eine Person war. Wäre ich nicht mit Elfenrinde gestärkt gewesen, hätte ich vielleicht die Besinnung verloren.
    Die Droge entfaltete allmählich ihre volle Wirkung und hüllte mich ein wie in eine weiche, warme Decke. Meine Müdigkeit war vergangen. Statt dessen fühlte ich mich seltsam abgestumpft. Ich trank den Rest aus meinem Becher und wartete auf den Energieschub, der gewöhnlich mit dem Genuß von Elfenrinde einherging. Diesmal blieb er aus.
    »Ich glaube, du hast zu wenig genommen«, sagte ich zu Krähe.
    »Es war genug«, antwortete sie mit Nachdruck. »Alles in Maßen.« Sie hörte sich an wie Molly, wenn sie fand, daß ich zuviel trank. Ich wappnete mich gegen die Flut der Erinnerungen, die von dem Gedanken an Molly ausgelöst über mich hereinbrechen würde, doch nichts geschah. Schwer zu sagen, ob ich erleichtert war oder enttäuscht. Ich sehnte mich danach, sie und Nessel zu sehen. Andererseits hatte Veritas mich gewarnt,.. Verspätet sagte ich zu Kettricken: »Veritas hat zu mir gedacht. Gerade eben.« Dann verfluchte ich mich als einen Einfaltspinsel, als ich ihr Gesicht aufleuchten sah. »Es war keine Botschaft«, schränkte ich hastig ein, »nur eine erneute Mahnung, nicht von der Gabe Gebrauch zu machen. Er glaubt immer noch, daß man vielleicht auf diesem Wege nach mir fahndet.«
    Das Leuchten erlosch, und sie schüttelte wie ungläubig den Kopf. »Er hatte keine Nachricht für mich, keinen Gruß?«
    »Ich denke, er weiß nicht, daß Ihr bei mir seid«, umging ich eine direkte Antwort.
    »Keinen Gruß«, wiederholte sie tonlos, als hätte sie mich nicht gehört. Ihre Augen waren trüb, als sie fragte: »Weiß er, wie sehr ich ihn enttäuscht habe? Weiß er von unserem... unserem Kind?«
    »Ich glaube nicht, Majestät. Ich nahm keine solche Trauer in ihm wahr, doch ich weiß, wie sehr es ihn schmerzen würde.«
    Kettricken schluckte. Ich verfluchte meine plumpen Worte, und doch: War es an mir, seiner Gemahlin Worte der Liebe und des Trostes zu sagen? Sie straffte die Schultern und stand auf. »Ich denke, ich werde noch etwas Feuerholz holen«, verkündete sie, »und den Jeppas eine Ration Körnerfutter geben. Hier gibt es kaum einen Zweig, an dem sie nagen können.«
    Ich schaute ihr nach, wie sie aus der Jurte in die dunkle, stille Kälte hinaustrat. Niemand sagte

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